Tria Principia und Ich-Träger: Unterschied zwischen den Seiten

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Die '''Tria Principia''' ([[Latein|lat.]] die ''drei Prinzipien''), gelegentlich auch als die drei '''philosophischen Elemente''' bezeichnet, sind ein wichtiges Grundkonzept der spätmittelalterlichen [[Alchemie]], das allmählich immer deutlicher ergänzend und erweiternd aus der [[Vier-Elemente-Lehre]] abgeleitet und dann insbesondere von [[Paracelsus]] (1493 - 1541) verwendet wurde. Die drei ''philosophischen'' Prinzipen oder [[Substanz]]en sind: [[Sulphur]] ([[Feuer]] und [[Luft]] umfassend), [[Mercurius]] ([[Wasser]]) und [[Sal]] ([[Erdelement]]). ''Sulphur'' steht für das brennbare, ''Mercurius'' für das flüchtig-flüssige und ''Sal'' für das feste, formgebende, stabile Prinzip.
[[Bild:Aurisches_Ei.gif|thumb|300px|Die [[Aura]] des Menschen mit Ich-Leib bzw. Ich-Träger]]


{{Zitat|Nun will ich wieder auf ein Beispiel mit dem Holze zurückgreifen. Dieses Holz ist ein Körper. Wenn Du es verbrennst, so ist das, was brennt, der Schwefel, der Rauch das Quecksilber, und was zur Asche wird, ist Salz.|Paracelsus|Opus Paramirum, Erstes Buch, Kap. 2}}
Der '''Ich-Träger''' oder '''Ich-Leib''' ist das vierte [[Wesensglied]] des irdisch verkörperten [[Mensch]]en und damit der äußere Ausdruck für das [[Ich]]. Dem [[Hellseher]] erscheint der Ich-Träger in der [[Aura]] als eine an der Nasenwurzel hinter der Stirne gelegene, etwas in die Länge gezogene eiförmige bläuliche Kugel.  


== Grundcharakter der drei Prinzipien ==
<div style="margin-left:20px">
"Der Ich-Leib zeigt sich dem Hellseher als eine blaue Hohlkugel
zwischen den Augen, hinter der Stirn. Wenn der Mensch anfängt,
daran zu arbeiten, so gehen Strahlen von diesem Punkte aus." {{Lit|{{G|095|154}}}}
</div>


Der [[Wikipedia:Chemiker|Chemiker]] und Chemiehistoriker ''John Read'' (1884–1963) gibt folgende tabellarische Übersicht über die grundlegenden Eigenschaften der drei Prinzipen<ref>John Read: ''Prelude to Chemistry: An Outline of Alchemy, Its Literature and Relationships'', The Macmillan Company, New York 1937</ref>:
<div style="margin-left:20px">
"Wiederum drückt sich dies für den Seher in einer eigentümlichen
Weise aus. Wenn er den Astralleib untersucht, ist alles in fortwährender
Bewegung bis auf einen einzigen kleinen Raum; der bleibt,
wie eine etwas in die Länge gezogene eiförmige bläuliche Kugel, etwas
hinter der Stirne, bei der Nasenwurzel. Sie findet sich nur beim
Menschen. Bei dem Gebildeten ist sie nicht mehr so wahrnehmbar
wie bei dem Ungebildeten; am deutlichsten ist sie bei den in der Kultur
tiefstehenden Wilden. An dieser Stelle ist in Wahrheit nichts, ein
leerer Raum. Wie die Mitte der Flamme, die leer ist, durch den
Lichtkranz blau erscheint, so erscheint auch diese dunkle leere Stelle
blau, weil das aurische Licht ringsherum strahlt. Das ist der äußere
Ausdruck für das Ich." {{Lit|{{G|095|17}}}}
</div>


{|align="center" width="600px"
<div style="margin-left:20px">
|-
"Der Ich-Träger, das vierte Glied der menschlichen Wesenheit, ist
! Mercurius !! Sulphur !! Sal
gleich einer Art Ovalfigur, deren Ursprung bis hinein in das Vorderhirn
|-
zu verfolgen ist. Dort ist dieselbe für den Hellseher als eine bläulich-
| metallisch, schmelzbar<br>
leuchtende Kugel sichtbar. Von der strömt aus in Ovalform, wie
flüchtiges Prinzip<br>
ein Raum-Ei, könnte man sagen, das in den Menschen hineinspielt,
alkoholisch<br>
eine Art von Bläue. Wie ist dieser Ich-Träger zu sehen? Erst wenn der
[[Geist]]<br>
Hellseher imstande ist, sich auch den Astralleib des Menschen abzusuggerieren,
Wasser
erst dann vermag er den Ich-Träger wahrzunehmen. Die
| brennbar<br>
drei andern Leiber hat der Mensch mit den drei Reichen der Natur,
fixes Prinzip<br>
dem Mineralreich, Pflanzen- und Tierreich gemeinsam. Durch den
ölig, fettig<br>
Ich-Träger aber unterscheidet er sich von diesen, dadurch ist er die
[[Seele]]<br>
Krone der Schöpfung." {{Lit|{{G|109|183}}}}
Luft, Feuer
</div>
| unbrennbar, beständig<br>
in der Asche enthalten<br>
salzig, erdig<br>
[[Körper]]<br>
Erde
|}


Derartige eindeutige Zuordnungen, namentlich die Zuteilung der Prinzipien zu [[Leib]], [[Seele]] und [[Geist]], sind allerdings mit großer Vorsicht zu nehmen und werden ihrer inhärenten Dynamik nicht gerecht. Je nach Zusammenhang und Betrachtungswinkel sind auch ganz andere Zuordnungen geboten. Das Konzept der Tria Principia verlangt eine sehr flexible, der jeweiligen Situation angepasste Handhabung.
Der Ich-Träger ist erst um das [[21. Lebensjahr]] ausgereift. Nach dem ursprünglichen [[Schöpfung]]splan der [[Elohim]] sollte das [[Ich-Bewusstsein]] erst in diesem Lebensalter erwachen. Tatsächlich erwacht es aber durch den [[luziferisch]]en Einfluss bereits viel früher, nämlich etwa um das [[3. Lebensjahr]]. Dadurch ensteht eine oft schmerzliche Disharmonie zwischen dem inneren [[seelisch]]en Erleben und der äußeren Organisation des Menschen.  
 
Auf rein [[physisch]]er Ebene entsprechen die Tria Principia den drei Grundtypen der [[Wikipedia:Chemische Bindung|chemischen Bindung]]<ref>V. Gutmann, E. Hengge: ''Allgemeine und anorganische Chemie'', Verlag Chemie, Weinheim 1975, S 3</ref>: ''Sulphur'' entspricht der [[Wikipedia:Atombindung|Atombindung]] (''kovalente'' Bindung), ''Mercurius'' der [[Wikipedia:Metallische Bindung|metallischen Bindung]] und ''Sal'' der [[Wikipedia:Ionische Bindung|ionischen Bindung]], so wie die 4 Elemente [[Wikipedia:Physik|physikalisch]] mit den klassischen und nicht-klassischen [[Wikipedia:Aggregatzustand|Aggregatzuständen]] zusammenhängen.
 
== Alchemie und Spagyrik ==
Alle Stoffe, namentlich alle [[Wikipedia:Metall|Metall]]e, entstehen nach alchemistischer Auffassung durch ein jeweils spezifisches Zusammenwirken dieser drei Prinzipien. Durch geeignete Eingriffe in diese 3 substanzbildenden Prozesse sollte die Bereitung des [[Stein der Weisen|Steins der Weisen]] und die [[Transmutation]] unedler Metalle zu [[Gold]] möglich sein.
 
[[Paracelsus]] hat die ''Lehre von den drei Prinzipien'' vor allem auf die Beurteilung von Krankheitsprozessen und auf die richtige Bereitung der [[Spagyrik|spagyrischen]] Heilmittel bezogen.
 
=== Spagyrische Pflanzenalchemie ===
 
Bei der [[Pflanze]], die in gewissem Sinn als der umgedrehte Mensch aufzufassen ist, wirken die sulfurisierenden Prozesse im Blühen und Reifen der Früchte, die merkuriale Tätigkeit entfaltet sich im Bereich der grünen Laubblätter, wobei hier statt der Atmung die Assimilation durch Photosynthese in den Vordergrund tritt, und die Salzprozesse gehen von den in das Erdreich ragenden Wurzeln aus.
 
In der spagyrischen Pflanzenalchemie sind vor allem die [[Wikipedia:Ätherische Öle|ätherischen Öle]] die Träger des Sulphur-Prinzips, der [[Alkohol]] dient als Träger des merkurialen Prinzips und die in der [[Pflanze]] enthaltenen [[Salz]]e repräsentieren das Sal-Prinzip. Die flüchtigen Öle werden durch [[Destillatio]]n abgetrennt, die restlichen Pflanzenteile werden vergoren ([[Fermentatio]]) und der entstandene Alkohol abdestilliert. Der Rückstand wird verascht ([[Calcinatio]]) und die löslichen Salze mit Wasser aufgelöst. Damit sind die drei Prinzipien sauber voneinander getrennt und werden nun nach dem alchemistischen Grundprinzip des [[solve et coagula]] zur höheren Wirksamkeit wieder vereint.
 
== Die «Tria Principia» im Jahreslauf ==
 
Im Sommer zu [[Johanni]] steigert sich der [[Sulfurprozess]] im Menschen zur höchsten Intensität und ergreift nun auch das [[Nervensystem]]. Für den [[imaginativ]]en Blick erscheint der Mensch nun wie durchdrungen von einem weithin phosphoreszierend leuchtenden Schwefelphantom. Da drängen aber auch die [[Ahriman|ahrimanischen Mächte]] heran, die ungeheuer verwandt sind diesen sulfurisierenden Stoffen. Schlangenhaft, drachenartig umschlingen sie von unten nach oben sich windend den Menschen und versuchen sein Bewusstsein in einen dumpf unbewussten Zustand herabzuziehen.
 
In der Sommerzeit sind die [[Salzprozess|Salz]]-, [[Merkurprozess|Merkur]]- und [[Sulfurprozess]]e mehr vermischt, während sie im Tiefwinter weitgehend getrennt sind. In der Erdentiefe wirkt dann das Salzige, das durchlässig für Geistiges ist
und in dem die Reste der [[Mond]]enkräfte Leben spendend wirksam sind. Darüber breitet sich die Hydrosphäre mit der Tendenz zum Kugeligen; die Erde erscheint dann gleichsam als riesiger „Quecksilbertropfen“ im All. In der Luftsphäre mit den Sonnen- und Sternenwirkungen regt sich ein milder Sulfurprozess. {{Lit|GA 229}}
 
== Die «Tria Principia» in der anthroposophischen Krankheits- und Heilmittellehre ==
 
[[Rudolf Steiner]] hat die Tria Principa insbesonders auch im Zusammenhang mit der [[Dreigliederung des menschlichen Organismus]] betrachtet. ''Sulphur'' entspricht dabei dem [[Stoffwechsel-Gliedmassen-System]], ''Mercurius'' dem [[Rhythmisches System|rhythmischen System]] und ''Sal'' dem [[Nerven-Sinnes-System]].
 
Jürg Himmelbach gibt in den ''Beiträgen zur Rudolf Steiner Gesamtausgabe'' 118/119 einen guten Überblick über die Bedeutung der Tria Principa aus [[Anthroposophie|anthroposophischer]] Sicht:


<div style="margin-left:20px">
<div style="margin-left:20px">
"In den alchemistischen Bezeichnungen Sal, Mercur, Sulfur steckt auch das aristotelische
"Was liegt denn dann vor, wenn
Form- und Stoffprinzip als eine Urpolarität darinnen. Der Stoff (Sulfur) als
wir die beiden Tatsachen zusammenhalten: Diejenige, daß der eigentliche
gleichsam «zerbrochene Form», als «Füllmaterial der Form» steht am einen Pol, die
Ich-Träger des Menschen geboren wird im zwanzigsten und einundzwanzigsten
Form (Sal) als solche steht am andern. Haben wir irgendeinen sinnlich wahrnehmbaren
Jahre, mit derjenigen, daß wir uns seelisch als ein Ich
Gegenstand im Raum vor uns, können wir an ihm diese Polarität Stoff (Sulfur)
bezeichnen vom dritten und vierten Jahre an? Da liegt vor, daß der
und Form (Sal) feststellen. Da die räumliche, den Sinnen erscheinende Welt nicht
Mensch im gegenwärtigen Zyklus seiner Entwickelung über sich selbst
eine starre ist, sondern Form wie Stoff fluktuieren (Metamorphose-Metabolismus),
ein Meinen, ein Gefühl hat, das nicht seiner inneren Organisation, so
muß noch ein drittes Prinzip (Mercur) da sein, das zwischen den Polen vermittelt
wie diese geworden ist, entspricht. Denn das Bewußtsein des Ich tritt
und Balance hält: Es ist Ausdruck des «Panta rhei» des Heraklit (das Merkurielle),
mit dem dritten und vierten Jahre auf, die Organisation für das Ich
des «Alles fließt» oder, wenn man noch die Richtung des Fließens berücksichtigt,
aber erst im zwanzigsten und einundzwanzigsten Jahr. Diese Tatsache
das «Solve» (das Auflösen, das Sulfurischwerden) «et coagula» (das Verfestigen, das
ist von fundamentaler Wichtigkeit für das Verstehen des Menschen.
Kristallisieren, das Salinischwerden) der Spagyriker. Auch in den Aggregatzuständen:
Wenn man diese Tatsache abstrakt hinstellt als geisteswissenschaftliche
fest (Sal) - flüssig (Mercur) - gasförmig, wärmehaft (Sulfur) kommen die Tria-
Erkenntnis, dann wird man darüber nicht besonders aufgeregt
Principia zum Ausdruck, oder, wenn wir die alchemistischen Bezeichnungen für die
sein; aber weil diese Tatsache wahr ist, sind zahlreiche Erlebnisse
Aggregatzustände, die die Alchemisten Elemente nannten, verwenden, finden wir
vorhanden, die der Mensch sehr gut kennt, aber nicht im Lichte dieser
diese wieder in: der Erde (Sal) - dem Wasser (Mercur) - der Luft, dem Feuer (Sulfur).
Tatsache schaut. Alles, was der Mensch erleben kann an Zwiespalt
Etwas weniger offensichtlich sind die Tria-Principia bei den menschlichen
zwischen äußerlicher Organisation und innerer Erfahrung, an Leiden
Temperamenten; das cholerische und sanguinische ist sulfurisch, das phlegmatische
und Schmerzen im Leben dadurch, daß ihm gewisse Dinge vermöge
ist merkuriell und das melancholische ist salinisch. Den Temperamenten entsprechen
seiner Organisation nicht möglich sind, an Disharmonie zwischen
die menschlichen Säfte (Humores), aus denen die Antike und später auch die
dem, was er wünschen und wollen und dem, was er ausführen kann,
mittelalterliche Medizin die Organe und Organsysteme hervorgehen läßt. Ist ihr
die Tatsache, daß er Ideale haben kann, die über seine Organisation
Mischungsverhältnis im Gleichgewicht (Synkrasis), ist der Mensch gesund; ist es
hinausführen, all das führt zurück auf die Tatsache, daß das Bewußtsein
gestört (Dyskrasis), ist der Mensch krank. Auch hier kann man die Tria-Principia
unseres Ich einen ganz anderen Weg geht als der Träger unseres Ich.
erkennen. Blut und gelbe Galle entsprechen dem Sulfur, der Schleim entspricht dem
In dieser Hinsicht sind wir ein zweifacher Mensch: ein äußerer
Merkur und die schwarze Galle entspricht dem Sal.
Mensch, der darauf hinorganisiert ist, seine Ichheit im zwanzigsten
oder einundzwanzigsten Jahre zu entwickeln, und ein innerer Seelenmensch,
der sich schon im vierten und fünften Jahre auf sein Seelenleben
hin von seiner äußeren Organisation emanzipiert. Emanzipation
des Ich-Bewußtseins von der äußeren Organisation findet statt im Kindesalter...


Blicken wir auf den dreigliedrigen Menschen in seiner Gesamtheit so, wie er ist in
Wenn wir in alldem Umschau halten, was der Okkultist lehren
seiner jeweiligen Dreigliedrigkeit auf der geistigen, seelischen und leiblichen Ebene,
kann, so kommen wir zu einer eigentümlichen Erkenntnis. Wir kommen
so können wir hier die folgende Zuordnung nach dem Tria-Principia feststellen:
nämlich dazu, einzusehen, daß Krankheit, Gebrechlichkeit der
Der sulfurische Pol zeigt sich zunächst im Geist, dann auf der geistigen Ebene im
menschlichen Organisation, daß alles dasjenige, was Siechtum, Alter,
planvollen Handeln, auf der seelischen Ebene im Wollen und im leiblichen Bereich
Tod allein möglich macht, davon herrührt, daß wir eigentlich eine
im Stoffwechsel-Gliedmaßen-System.
Zweiheit sind. Wir sterben, weil wir in einer gewissen Weise organisiert
sind und in unserer Organisation keine Rücksicht nehmen auf
unsere Ich-Entwickelung. Daß wir mit unserem Ich einen selbständigen
Weg gehen, der sich nicht kümmert um unsere Organisation,
daran erinnert uns diese Organisation, wenn sie der Ich-Entwickelung
in Krankheit, Siechtum, Tod ein Hemmnis entgegensetzt...


Der salinische Gegenpol zeigt sich zuerst im Leibe, dann auf geistiger Ebene im
Daß wir schon im zartesten Alter das Ich-Bewußtsein
Gedächtnis, im Erinnern, auf seelischer Ebene im Vorstellen und auf leiblicher Ebene
haben, das ist eben auf die luziferischen Kräfte zurückzuführen.
im Nerven-Sinnes-System.
Wie griffen die luziferischen Kräfte ein? Die luziferischen Kräfte
sind Wesenheiten, welche auf dem Monde zurückgeblieben sind und
daher keinen Sinn haben für die Erdenmission, für das, was sich erst auf
der Erde entwickeln sollte vom einundzwanzigsten Jahre ab, das Ich.
Sie nahmen den Menschen so, wie er herübergekommen ist vom Monde
und legten m ihn als Keim die selbständige seelische Entwickelung. So
daß in der Verfrühung des Ich-Bewußtseins, in diesem eigentümlichen
Zwiespalt der menschlichen Natur die luziferischen Kräfte liegen. Das
Erkennen einer solchen Tatsache gibt erst heute die Anthroposophie.
Fühlen kann das jeder Mensch, der nur naturgemäß empfinden kann.
Denn jeder Mensch kann fühlen, daß in ihm etwas ist, was ihn von
seiner vollen Menschlichkeit trennt. Alles, was wir unberechtigten
Egoismus in unserer Natur nennen, Abgeschlossenheit von dem
eigentlichen Tun der Menschheit, rührt daher, daß das Ich nicht den
richtigen Weg der Organisation mitgeht." {{Lit|{{G|143|120ff}}}}
</div>


Das verbindende, Gleichgewicht herstellende und erhaltende Prinzip, das Merkurielle,
== Literatur ==
finden wir auf der obersten Ebene in der Seele, auf der geistigen Ebene in der
#Rudolf Steiner: ''Vor dem Tore der Theosophie'', [[GA 95]] (1990), ISBN 3-7274-0952-5 {{Vorträge|095}}
Geistesgegenwart, im seelischen Bereich im Fühlen und auf der Leibesebene im
#Rudolf Steiner: ''Das Prinzip der spirituellen Ökonomie im Zusammenhang mit Wiederverkörperungsfragen'', [[GA 109]] (2000), ISBN 3-7274-1090-6 {{Vorträge|109}}
rhythmischen System.
#Rudolf Steiner: ''Erfahrungen des Übersinnlichen. Die drei Wege der Seele zu Christus'', [[GA 143]] (1994), ISBN 3-7274-1430-8 {{Vorträge|143}}
 
Gehen wir nun den Tria-Principia in den Naturreichen unterhalb des Menschen
nach:
 
Im Tierreich finden wir als Repräsentanten für das sulfurische Prinzip Tiere, die
stark im Stoffwechsel leben. Dafür ist die Kuh der Repräsentant. Für das salinische
Prinzip sind jene Tiere repräsentativ, die im Nerven-Sinnes-System ihre stärkste
Aussprägung haben. Dafür ist der Adler ein gutes Beispiel. Und für die Tiere, die das
merkurielle Prinzip stark ausgeprägt haben, kann der Löwe als Beispiel dienen, da er
sehr stark im rhythmischen System (Atmung und Kreislauf) lebt.
 
Gehen wir zur Pflanze hinunter, finden wir die Tria-Principia in der Dreigliederung
der Sproßpflanze: Wurzel (Sal) -, Sproß, bestehend aus Stengel und Blatt (Mercur)
-, Blüte, Frucht und Samen (Sulfur). Wenn man den dreigegliederten Menschen
und die dreigliedrige Pflanze, wie sie zum Erdboden stehen, nebeneinanderstellt,
kann man sagen: Der Mensch ist die umgekehrte Pflanze.
 
Gehen wir zu den Mineralien im weitesten Sinn, das heißt zu den leblosen Stoffen
hinunter, so können wir diese nach den Tria-Principia klassifizieren. Wir haben die
Stoffe, die bei Raumtemperatur dem festen Element (Sal) zuzuordnen sind: Als repräsentativ
dafür kann Quarz, Kochsalz, aber auch Saccharose angesehen werden.
Wir haben dann die Stoffe, die bei Raumtemperatur flüssig (Mercur) sind: Dazu
kann Quecksilber, Wasser, aber auch Alkohol gezählt werden. Als drittes haben wir
Stoffe, die bei Zimmertemperatur flüchtig, gasförmig sind, leicht verdampfen, verduften
oder verbrennen. Dazu gehören Schwefel, Phosphor, aber auch die ätherischen
Öle.
 
Mit dieser Klassifizierung ist aber die Betrachtung der Mineralien sowie Metalle
nach den Tria-Principia noch keineswegs erschöpft. Jeder mineralische Stoff, sei es
Gold, Quarz, Wasser, Luft, Bienenwachs, Schlangengift oder Lavendelöl hat wieder
die ganzen Tria-Principia in sich, auch wenn man ihn aufgrund seines Verhaltens
bei Raumtemperatur einem einzigen Prinzip zuordnen kann. So ist Gold zunächst
als salinische Substanz anzusprechen. Trotzdem trägt es auch die andern
beiden Prinzipien in sich, und es kommt nur auf die entsprechende Behandlung,
das pharmazeutische Verfahren an, um das sulfurische oder merkurielle Prinzip aus
dem salinischen Gold hervorzuholen. Wir möchten dies an der Substanz Gold für
ein pharmazeutisches Verfahren - dem Potenzieren - exemplifizieren. Das Potenzieren
ist als Verfahren in vitro dem Verdauungsprozeß, einem Prozeß in vivo,
nachgezeichnet: Es ist ein schrittweises Verdünnen einer Substanz, verbunden mit
einem festen Verdünnungsverhältnis (zum Beispiel 1 : 10) und einer rhythmischen
Behandlung der Substanz bei jedem Verdünnungsschritt (Schütteln oder Verreiben),
was der Behandlung einer eingenommenen Substanz - sei es Nahrung oder
Arzneimittel - durch den Speichel, den Magen- und Darmsaft und das Blut, verbunden
mit der Peristaltik beziehungsweise der pulsierenden Blutzirkulation entspricht.
Wenn wir dieses Verfahren auf Gold anwenden, so bringen wir es zustande,
daß allmählich das salinische Prinzip des Goldes der Potenzstufen D 1 - D 10
ins merkurielle der Potenzstufen D 10 - D 20 übergeht und dann, wenn wir weiterpotenzieren,
können wir sogar das sulfurische Prinzip im Gold zum Vorschein
bringen (Potenzstufen D 20 - D 30).
 
Ziehen wir ein vorläufiges Fazit unserer bisherigen Betrachtung: Rudolf Steiner
hat uns in den Tria-Principia tatsächlich den Schlüssel für die Aufhebung der geistigen,
seelischen sowie leiblichen Ungleichgewichte, die wir als Krankheiten bezeichnen,
an die Hand gegeben, wenn wir die Entsprechungen zwischen den Prozessen
im menschlichen Organismus, seinen Organsystemen und Organen und den Prozessen
in der außermenschlichen Natur aufsuchen." {{Lit|Beiträge 118/119, S 22ff}}
 
== Quellen ==


<references/>
{{GA}}
 
== Literatur ==
# ''Beiträge zur Rudolf Steiner Gesamtausgabe'', Heft Nr. 118/119, Rudolf Steiner-Nachlassverwaltung, Dornach 1997
#Rudolf Steiner: ''Das Miterleben des Jahreslaufes in vier kosmischen Imaginationen'', [[GA 229]] (1999), ISBN 3-7274-2290-4 {{Vorträge|221}}


[[Kategorie:Alchemie]]
[[Kategorie:Wesensglieder]]

Version vom 23. September 2013, 22:32 Uhr

Die Aura des Menschen mit Ich-Leib bzw. Ich-Träger

Der Ich-Träger oder Ich-Leib ist das vierte Wesensglied des irdisch verkörperten Menschen und damit der äußere Ausdruck für das Ich. Dem Hellseher erscheint der Ich-Träger in der Aura als eine an der Nasenwurzel hinter der Stirne gelegene, etwas in die Länge gezogene eiförmige bläuliche Kugel.

"Der Ich-Leib zeigt sich dem Hellseher als eine blaue Hohlkugel zwischen den Augen, hinter der Stirn. Wenn der Mensch anfängt, daran zu arbeiten, so gehen Strahlen von diesem Punkte aus." (Lit.: GA 095, S. 154)

"Wiederum drückt sich dies für den Seher in einer eigentümlichen Weise aus. Wenn er den Astralleib untersucht, ist alles in fortwährender Bewegung bis auf einen einzigen kleinen Raum; der bleibt, wie eine etwas in die Länge gezogene eiförmige bläuliche Kugel, etwas hinter der Stirne, bei der Nasenwurzel. Sie findet sich nur beim Menschen. Bei dem Gebildeten ist sie nicht mehr so wahrnehmbar wie bei dem Ungebildeten; am deutlichsten ist sie bei den in der Kultur tiefstehenden Wilden. An dieser Stelle ist in Wahrheit nichts, ein leerer Raum. Wie die Mitte der Flamme, die leer ist, durch den Lichtkranz blau erscheint, so erscheint auch diese dunkle leere Stelle blau, weil das aurische Licht ringsherum strahlt. Das ist der äußere Ausdruck für das Ich." (Lit.: GA 095, S. 17)

"Der Ich-Träger, das vierte Glied der menschlichen Wesenheit, ist gleich einer Art Ovalfigur, deren Ursprung bis hinein in das Vorderhirn zu verfolgen ist. Dort ist dieselbe für den Hellseher als eine bläulich- leuchtende Kugel sichtbar. Von der strömt aus in Ovalform, wie ein Raum-Ei, könnte man sagen, das in den Menschen hineinspielt, eine Art von Bläue. Wie ist dieser Ich-Träger zu sehen? Erst wenn der Hellseher imstande ist, sich auch den Astralleib des Menschen abzusuggerieren, erst dann vermag er den Ich-Träger wahrzunehmen. Die drei andern Leiber hat der Mensch mit den drei Reichen der Natur, dem Mineralreich, Pflanzen- und Tierreich gemeinsam. Durch den Ich-Träger aber unterscheidet er sich von diesen, dadurch ist er die Krone der Schöpfung." (Lit.: GA 109, S. 183)

Der Ich-Träger ist erst um das 21. Lebensjahr ausgereift. Nach dem ursprünglichen Schöpfungsplan der Elohim sollte das Ich-Bewusstsein erst in diesem Lebensalter erwachen. Tatsächlich erwacht es aber durch den luziferischen Einfluss bereits viel früher, nämlich etwa um das 3. Lebensjahr. Dadurch ensteht eine oft schmerzliche Disharmonie zwischen dem inneren seelischen Erleben und der äußeren Organisation des Menschen.

"Was liegt denn dann vor, wenn wir die beiden Tatsachen zusammenhalten: Diejenige, daß der eigentliche Ich-Träger des Menschen geboren wird im zwanzigsten und einundzwanzigsten Jahre, mit derjenigen, daß wir uns seelisch als ein Ich bezeichnen vom dritten und vierten Jahre an? Da liegt vor, daß der Mensch im gegenwärtigen Zyklus seiner Entwickelung über sich selbst ein Meinen, ein Gefühl hat, das nicht seiner inneren Organisation, so wie diese geworden ist, entspricht. Denn das Bewußtsein des Ich tritt mit dem dritten und vierten Jahre auf, die Organisation für das Ich aber erst im zwanzigsten und einundzwanzigsten Jahr. Diese Tatsache ist von fundamentaler Wichtigkeit für das Verstehen des Menschen. Wenn man diese Tatsache abstrakt hinstellt als geisteswissenschaftliche Erkenntnis, dann wird man darüber nicht besonders aufgeregt sein; aber weil diese Tatsache wahr ist, sind zahlreiche Erlebnisse vorhanden, die der Mensch sehr gut kennt, aber nicht im Lichte dieser Tatsache schaut. Alles, was der Mensch erleben kann an Zwiespalt zwischen äußerlicher Organisation und innerer Erfahrung, an Leiden und Schmerzen im Leben dadurch, daß ihm gewisse Dinge vermöge seiner Organisation nicht möglich sind, an Disharmonie zwischen dem, was er wünschen und wollen und dem, was er ausführen kann, die Tatsache, daß er Ideale haben kann, die über seine Organisation hinausführen, all das führt zurück auf die Tatsache, daß das Bewußtsein unseres Ich einen ganz anderen Weg geht als der Träger unseres Ich. In dieser Hinsicht sind wir ein zweifacher Mensch: ein äußerer Mensch, der darauf hinorganisiert ist, seine Ichheit im zwanzigsten oder einundzwanzigsten Jahre zu entwickeln, und ein innerer Seelenmensch, der sich schon im vierten und fünften Jahre auf sein Seelenleben hin von seiner äußeren Organisation emanzipiert. Emanzipation des Ich-Bewußtseins von der äußeren Organisation findet statt im Kindesalter...

Wenn wir in alldem Umschau halten, was der Okkultist lehren kann, so kommen wir zu einer eigentümlichen Erkenntnis. Wir kommen nämlich dazu, einzusehen, daß Krankheit, Gebrechlichkeit der menschlichen Organisation, daß alles dasjenige, was Siechtum, Alter, Tod allein möglich macht, davon herrührt, daß wir eigentlich eine Zweiheit sind. Wir sterben, weil wir in einer gewissen Weise organisiert sind und in unserer Organisation keine Rücksicht nehmen auf unsere Ich-Entwickelung. Daß wir mit unserem Ich einen selbständigen Weg gehen, der sich nicht kümmert um unsere Organisation, daran erinnert uns diese Organisation, wenn sie der Ich-Entwickelung in Krankheit, Siechtum, Tod ein Hemmnis entgegensetzt...

Daß wir schon im zartesten Alter das Ich-Bewußtsein haben, das ist eben auf die luziferischen Kräfte zurückzuführen. Wie griffen die luziferischen Kräfte ein? Die luziferischen Kräfte sind Wesenheiten, welche auf dem Monde zurückgeblieben sind und daher keinen Sinn haben für die Erdenmission, für das, was sich erst auf der Erde entwickeln sollte vom einundzwanzigsten Jahre ab, das Ich. Sie nahmen den Menschen so, wie er herübergekommen ist vom Monde und legten m ihn als Keim die selbständige seelische Entwickelung. So daß in der Verfrühung des Ich-Bewußtseins, in diesem eigentümlichen Zwiespalt der menschlichen Natur die luziferischen Kräfte liegen. Das Erkennen einer solchen Tatsache gibt erst heute die Anthroposophie. Fühlen kann das jeder Mensch, der nur naturgemäß empfinden kann. Denn jeder Mensch kann fühlen, daß in ihm etwas ist, was ihn von seiner vollen Menschlichkeit trennt. Alles, was wir unberechtigten Egoismus in unserer Natur nennen, Abgeschlossenheit von dem eigentlichen Tun der Menschheit, rührt daher, daß das Ich nicht den richtigen Weg der Organisation mitgeht." (Lit.: GA 143, S. 120ff)

Literatur

  1. Rudolf Steiner: Vor dem Tore der Theosophie, GA 95 (1990), ISBN 3-7274-0952-5 pdf pdf(2) html mobi epub archive.org English: rsarchive.org
  2. Rudolf Steiner: Das Prinzip der spirituellen Ökonomie im Zusammenhang mit Wiederverkörperungsfragen, GA 109 (2000), ISBN 3-7274-1090-6 pdf pdf(2) html mobi epub archive.org English: rsarchive.org
  3. Rudolf Steiner: Erfahrungen des Übersinnlichen. Die drei Wege der Seele zu Christus, GA 143 (1994), ISBN 3-7274-1430-8 pdf pdf(2) html mobi epub archive.org English: rsarchive.org
Literaturangaben zum Werk Rudolf Steiners folgen, wenn nicht anders angegeben, der Rudolf Steiner Gesamtausgabe (GA), Rudolf Steiner Verlag, Dornach/Schweiz Email: verlag@steinerverlag.com URL: www.steinerverlag.com.
Freie Werkausgaben gibt es auf steiner.wiki, bdn-steiner.ru, archive.org und im Rudolf Steiner Online Archiv.
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Die Rudolf Steiner Ausgaben basieren auf Klartextnachschriften, die dem gesprochenen Wort Rudolf Steiners so nah wie möglich kommen.
Hilfreiche Werkzeuge zur Orientierung in Steiners Gesamtwerk sind Christian Karls kostenlos online verfügbares Handbuch zum Werk Rudolf Steiners und Urs Schwendeners Nachschlagewerk Anthroposophie unter weitestgehender Verwendung des Originalwortlautes Rudolf Steiners.