Ingwer (Zingiber officinale) und Datei:120px-Lobsang Yeshe.jpg: Unterschied zwischen den Seiten

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{{Taxobox
| Taxon_Name      = Ingwer
| Taxon_WissName  = Zingiber officinale
| Taxon_Rang      = Art
| Taxon_Autor      = [[William Roscoe|Roscoe]]
| Taxon2_Name      = Ingwer
| Taxon2_LinkName  = Ingwer (Gattung)
| Taxon2_WissName  = Zingiber
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| Taxon3_Rang      = Familie
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| Taxon4_Rang      = Ordnung
| Taxon5_Name      = Commeliniden
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| Taxon6_Name      = Monokotyledonen
| Taxon6_Rang      = ohne
| Bild            = Koeh-146.jpg
| Bildbeschreibung = Ingwer (''Zingiber officinale''), Illustration
}}
[[Datei:Ginger Flower vs.jpg|mini|Blütenstände mit Blütenknospen]]
Der '''Ingwer''' (''Zingiber officinale''), auch '''Ingber''', '''Imber''', '''Immerwurzel''', '''Ingwerwurzel''' genannt, ist eine Pflanzenart aus der Gattung [[Ingwer (Gattung)|Ingwer]] (''Zingiber'') innerhalb der Familie der [[Ingwergewächse]] (Zingiberaceae). Der unterirdische Hauptspross des Ingwers, das Ingwer-[[Rhizom]] (auch Ingwerwurzelstock genannt), wird als Küchengewürz oder [[Droge (Pharmazie)|Arzneidroge]] verwendet; die pharmazeutische Bezeichnung für das Ingwer-Rhizom lautet ''Zingiberis rhizoma''.
== Beschreibung ==
== Beschreibung ==
=== Vegetative Merkmale ===
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[[Datei:GingerPlant_retusche.jpg|mini|Blütenstände am Ende der [[Anthese]]]]
[[Datei:Zingiber_officinale_flower_crop.jpg|mini|Zygomorphe Blüte]]
 
Ingwer ist eine ausdauernde [[krautige Pflanze]], die Wuchshöhen von 50 bis über 150 Zentimetern erreicht. Der dicke [[Stängel]] und die langen Laubblätter geben der Pflanze ein schilfartiges Aussehen. Es wird ein verzweigtes [[Rhizom]] als Überdauerungsorgan gebildet, das in der Erde horizontal wächst und innen gelblich und sehr aromatisch ist. Die Wurzeln werden entlang des Rhizoms als [[Adventivwurzel]]n angelegt.
 
Die mehr oder weniger zweizeilig angeordneten [[Blatt (Pflanze)|Laubblätter]] sind ungestielt. Die einfachen, parallelnervigen Blattspreiten sind 15 bis 30 Zentimeter lang und 2 bis 2,5 Zentimeter breit.
 
=== Generative Merkmale ===
Direkt aus dem Rhizom wird der [[Blütenstand]] gebildet; er besteht aus einem bis zu 25 Zentimeter langen Blütenstandsschaft, aus hellgrünen [[Hochblätter]]n, die manchmal einen gelblichen Rand aufweisen, und vielen Blüten.
 
Die zwittrigen [[Blüte]]n sind [[zygomorph]] und dreizählig. Die Blütenhülle ist in Kelch und Krone gegliedert. Die drei [[Kelchblatt|Kelchblätter]] sind etwa 1 Zentimeter lang. Die drei [[Kronblatt|Kronblätter]] sind röhrig verwachsen; die gelblich grüne Kronröhre ist 2 bis 2,5 Zentimeter lang; die Kronlappen sind etwa 1,8 Zentimeter lang, wobei der mittlere rötlich gefärbt und die seitlichen Kronlappen etwa 6 Millimeter lang sind. Die [[Staubblatt|Staubblätter]] sind dunkelviolett mit kurzen Staubfäden und etwa 9 Millimeter langen [[Staubbeutel]]n. Drei [[Fruchtblatt|Fruchtblätter]] sind zu einem unterständigen [[Fruchtknoten]] verwachsen.
 
Es werden [[Kapselfrucht|Kapselfrüchte]] gebildet. Die schwarzen Samen sind von einem weißen [[Arillus]] umhüllt.
 
Die [[Chromosomenzahl]] beträgt 2n = 22.
 
== Inhaltsstoffe ==
Der Geruch des Ingwers ist aromatisch, der Geschmack brennend scharf und würzig. Wesentliche Bestandteile sind dabei ein [[ätherisches Öl]], [[Harzsäure]]n und neutrales Harz sowie [[Gingerol]], eine scharf aromatische Substanz. Das Gingerol verleiht dem Ingwer die [[Geschmackliche Schärfe|Schärfe]].
 
Weiter enthält Ingwer [[Zingiberen]], [[Zingiberol]], [[Shogaol]] und [[Diarylheptanoid]]e. Außerdem enthält das Ingwer-Rhizom auch die verdauungsfördernden, magenstärkenden, appetit- und kreislaufanregenden Stoffe [[Borneol]], [[1,8-Cineol|Cineol]], die Scharfstoffe [[Shoagol]] und [[Zingeron]]<ref>Christian Rätsch: ''Lexikon der Zauberpflanzen aus ethnologischer Sicht.'' Akademische Druck- und Verlags-Anstalt, Graz 1988, S. 79.</ref> sowie [[Vitamin C]], [[Magnesium]], [[Eisen]], [[Calcium]], [[Kalium]], [[Natrium]] und [[Phosphor]].
 
== Etymologie ==
Das Wort ''Ingwer'' stammt über [[althochdeutsch]] ''gingibero'' und [[Altfranzösische Sprache|altfranzösisch]] ''gimgibre'' vom [[latein]]ischen ''gingiber'' bzw. ''zingiber''. Dieses wiederum ist über Vermittlung des [[Griechische Sprache|Griechischen]] (ζιγγίβερις ''zingiberis'') aus dem [[Prakrit|Mittelindischen]] entlehnt (vgl. [[Pali]] ''siṅgivera''). Hiervon ist der erste Bestandteil ein [[Wanderwort]], das sich in fast allen Sprachen Südostasiens findet, ohne dass der Ursprung geklärt werden kann (vgl. [[Tamil]] ''inji'', [[Singhalesische Sprache|singhalesisch]] ''inguru'', [[Burmesische Sprache|burmesisch]] ''gyin''). Der zweite Bestandteil ist ein [[Dravidische Sprachen|dravidisches]] Wort für „Wurzel“ (vgl. Tamil ''vēr''). Die Herleitung von [[Sanskrit]] ''śṛṅgavera'' „Hornwurzel“ (wegen der gekrümmten Form) beruht auf einer späteren Umdeutung.<ref>Friedrich Kluge: ''[[Etymologisches Wörterbuch der deutschen Sprache]]'', Bearb. von Elmar Seebold, 23. erw. Aufl., Berlin; New York 1999, Stichwort
''Ingwer'', S. 400.</ref>
 
== Verbreitung und Anbaugebiet ==
Ingwer wächst in den [[Tropen]] und [[Subtropen]]. Er wird in Ländern wie [[Sri Lanka]], [[Indien]], [[Indonesien]], [[Vietnam]], [[Volksrepublik China|China]], [[Japan]], [[Australien]], [[Frankreich]] und [[Nigeria]] sowie in [[Südamerika]] angebaut. Die Heimat der Ingwerpflanze ist nicht sicher bekannt. Möglicherweise hat sie ihren Ursprung entweder in Sri Lanka oder auf den pazifischen Inseln. Im 9. Jahrhundert wurde die Pflanze im deutschen Sprachraum bekannt.
Der größte Produzent ist Indien mit etwa 250.000 Tonnen pro Jahr, das größte Anbaugebiet ist in Nigeria, und der größte Exporteur ist China.<ref name="vital">[http://www.meine-vitalitaet.de/ernaehrung/warenkunde/gewuerze-und-kraeuter/ingwer-zubereitung-und-wirkung-der-scharfen-knolle.html www.meine-vitalitaet.at: ''Ingwer: Zubereitung und Wirkung der scharfen Knolle'']</ref>
 
[[Datei:Ginger on Dark Board.jpg|mini|Das frische Ingwer-Rhizom wird als Küchengewürz verwendet]]
 
== Nutzung ==
=== Als Nahrungspflanze ===
 
Als grünen Ingwer bezeichnet man die jung geernteten, milder schmeckenden Rhizome. Die Rhizome werden −&nbsp;vor allem in [[Südasien|Süd-]] und [[Ostasien]], und dort schon seit langer Zeit&nbsp;− als Gewürz und [[Heilmittel]] (z.&nbsp;B. bei Husten) verwendet. Vor der Einführung der [[Paprika|Chilischoten]] aus Amerika zu Beginn der Neuzeit war Ingwer neben [[Pfeffer]] in Ostasien meist das einzige verfügbare scharfe Gewürz. Ingwer hat eine anti[[Bakterien|bakterielle]] sowie [[Virostatikum|virustatische]] Wirkung, wirkt [[Antiemetikum|antiemetisch]] (vor Erbrechen schützend), fördert die [[Durchblutung]], steigert die [[Gallensaft]]-Produktion. In Japan werden die besonders dicken Ingwerwurzeln von [[Rhizotom]]en geerntet, weil sie als [[Aphrodisiakum]] sehr begehrt sind.<ref>Christian Rätsch: ''Lexikon der Zauberpflanzen aus ethnologischer Sicht.'' Akademische Druck- und Verlags-Anstalt, Graz 1988, ISBN 3-201-01437-0. S. 79.</ref> Je nach Produktionsmethode, Erntezeitpunkt und Zubereitungsart wird Ingwer ein mildes oder scharfes Gewürz. Ingwer ist auch als naturreines Pflanzengetränk (Ingwerpresssaft) erhältlich.
 
=== Gewürz ===
Ingwer zählt frisch wie auch getrocknet und gemahlen zu den bekannteren [[Liste der Küchenkräuter und Gewürzpflanzen|Küchenkräutern und Gewürzen]]. So zerreibt man beispielsweise ein geschältes Stück des Ingwer-Rhizoms auf der Küchenreibe und gibt es (kurz nach dem Kochen oder Braten) in Suppen oder auch auf Hühnchenfleisch. Er passt zu [[Geflügel]] und [[Lamm]] sowie zu [[Speisefisch|Fisch]] und [[Meeresfrüchte]]n. Er dient pur oder in Mischungen ([[Currypulver|Curry]], [[Chutney]]s, [[Marmelade]]n, [[Soße]]n) als Gewürz. Auch [[Lebkuchen]], [[Lebkuchen|Printen]], [[Milchreis]], [[Obstsalat]], [[Tee]] und fruchtige Kaltschalen werden mit gemahlenem Ingwer verfeinert.
 
=== Eingelegt ===
''Ingwer-Pflaumen'' beziehungsweise ''Ingwer-Nüsse'' sind in [[Sirup]] eingelegte Stücke frischen Ingwers. Als weitere süße Ingwerzubereitungen gibt es [[Kandieren|kandierten]] (auch mit [[Schokolade]] überzogenen) Ingwer und die vor allem in [[Vereinigtes Königreich|Großbritannien]] beliebte Ingwerkonfitüre. Junge Ingwersprossen dienen in den Tropen gelegentlich als sehr würziges [[Gemüse]] oder als [[Würzkraut]]. Aus Japan stammt in Essig eingelegter Ingwer, der als [[Gari]] zwischen unterschiedlichen [[Sushi]]-Gängen gegessen wird und als solcher in Sushi-Restaurants auf der ganzen Welt verbreitet ist.
 
=== Getränk ===
Ingwer wird häufig in der Getränke- ([[Ginger Ale]], [[Ginger Beer|Ingwerbier]]) und Lebensmittelindustrie verwendet. Ginger Ale ist eine alkoholfreie Limonade mit Ingwergeschmack, die vor allem um die Mitte des 20. Jahrhunderts beliebt war. Wegen seiner anregenden Wirkung auf die [[Schweiß]]bildung ist Ingwer in heißen Ländern als Zusatz in [[Kaffee]] oder [[Tee]] beliebt. Auch reiner Ingwertee ist gebräuchlich.
 
=== Als Heilpflanze ===
Der „Ingwer-Wurzelstock“ enthält einen zähflüssigen Balsam ([[Oleoresin]]), der aus ätherischen Ölen und einem Scharfstoffanteil, den [[Gingerol]]en und Shogaolen, besteht. Zubereitungen aus dem „Ingwer-Wurzelstock“ werden [[Antioxidantien|antioxidative]], [[antiemetisch]]e, [[entzündungshemmend]]e sowie anregende Effekte auf die [[Magensaft]]-, [[Speichel]]- und [[Galle]]nbildung sowie die Darmfunktion zugesprochen und daher insbesondere in der traditionellen asiatischen Medizin auch zur Behandlung von [[Rheuma]], [[Myalgie|Muskelschmerzen]] oder [[Erkältung]]en verordnet. Die [[Kommission E]] und die [[European Scientific Cooperative on Phytotherapy]] (ESCOP) befürworten die Anwendung von Ingwerwurzeln bei Magen-Darm-Beschwerden und gegen Übelkeit.<ref>J. Grünwald, C. Jänicke: ''Grüne Apotheke'', 6. Auflage, Gräfe und Unzer Verlag, München 2004, S. 268, ISBN 978-3-7742-6464-9</ref>
 
Der Ingwer wurde vom NHV Theophrastus zur [[Heilpflanze des Jahres]] 2018 gekürt.<ref>[http://www.pharmazeutische-zeitung.de/index.php?id=69832 Ingwer wird Heilpflanze des Jahres 2018] In: [[Pharmazeutische Zeitung]] vom 09.06.2017, abgerufen am 23. Juli 2017.</ref>
 
=== Gegen Übelkeit und Erbrechen ===
Die [[antiemetisch]]e Wirkung scheint durch eine direkte Wirkung auf den Magen-Darm-Trakt vermittelt zu werden.<ref>H. C. Lien u.&nbsp;a.: ''Effects of ginger on motion sickness and gastric slow-wave dysrhythmias induced by circular vection.'' Am J Physiol Gastrointest Liver Physiol. 2003;284:G, S. 481–489, PMID 12576305</ref> Diskutiert wird auch ein [[Antagonist (Pharmakologie)|Antagonismus]] von [[Serotonin]]-[[5-HT-Rezeptor#5-HT3-Rezeptoren|Typ-3-Rezeptoren]].<ref>Abdel-Aziz u.&nbsp;a.: ''Mode of action of gingerols and shogaols on 5-HT3 receptors: binding studies, cation uptake by the receptor channel and contraction of isolated guinea-pig ileum.'' [[Eur J Pharmacol]]. 2006 13;530, S. 136–143, PMID 16364290</ref> Eine Meta-Analyse ergab einen moderaten Effekt von Ingwer auf das Auftreten postoperativen Erbrechens im Vergleich zu einer Behandlung mit [[Placebo]] (RR: 0,69 (95 %) [[Konfidenzintervall]]: 0,54–0,89).<ref>Chaiyakunapruk u.&nbsp;a.: ''The efficacy of ginger for the prevention of postoperative nausea and vomiting: a meta-analysis.'' Am J Obstet Gynecol. 2006;194, S. 95–99, PMID 16389016</ref>
 
Auch wenn viele Segler auf die Wirkung von Ingwer gegen die [[Seekrankheit]] schwören, liegt für die Wirksamkeit von Ingwer zur Behandlung der Seekrankheit bisher nur wenig [[Evidenzbasierte Medizin|Evidenz]] vor: In einer kleinen Doppelblindstudie, die an 80 dänischen Seekadetten auf hoher See durchgeführt wurde, reduzierte Ingwer jedoch im Vergleich zu Placebo signifikant das Auftreten von Erbrechen.<ref>Grontved u.&nbsp;a.:''Ginger root against seasickness. A controlled trial on the open sea.'' Acta Otolaryngol. 1988;105, S. 45–49, PMID 3277342</ref> Bei einer Studie an der Brigham Young Universität in den USA bekamen zwölf Studenten ein Placebo, zwölf ein bekanntes Medikament gegen Seekrankheit (Dimenhydrinat) und zwölf getrockneten Ingwer. Anschließend sollten die Studenten sechs Minuten in einem Stuhl Platz nehmen, der sich gleichzeitig drehte, hob und senkte. Während die Gruppe mit dem Placebo die volle Zeit nicht aushalten konnte und die stärkste Übelkeit spürte, konnte die Ingwer-Gruppe die vollen sechs Minuten im Stuhl bleiben. Die Gruppe, die das Medikament Dimenhydrinat bekam, hielt es zwar länger als die Placebo-Gruppe aus, doch im Schnitt auch nur vier Minuten und mit einer stärkeren Übelkeit als die Ingwer-Gruppe.<ref>Siehe ''The Ginger Book'' von Stephen Fulder, Ph.D., S. 34 f. ISBN 978-0-89529-725-9.</ref>
 
Für die Wirksamkeit bei der Behandlung des [[Schwangerschaftserbrechen]]s gibt es keine überzeugenden Hinweise.<ref>D. Jewell, G. Young: ''Interventions for nausea and vomiting in early pregnancy.'' Cochrane Database Syst Rev. 2003:CD000145. PMID 14583914</ref>
 
=== Auswirkungen auf die Blutgerinnung ===
Ingwer hat möglicherweise einen hemmenden Effekt auf die [[Blutgerinnung]], wie in einigen [[Fallbericht (Medizin)|Fallberichten]] beschrieben wird. Das wurde sowohl bei der alleinigen Einnahme als auch als verstärkende Wirkung auf eine [[4-Hydroxycumarine|Cumarin]]-Therapie beobachtet. Aufgrund fehlender Daten ist die Art des Zusammenhanges jedoch unklar.<ref>Vaes LP, Chyka PA. ''Interactions of warfarin with garlic, ginger, ginkgo, or ginseng: nature of the evidence.'' Ann Pharmacother. 2000, 34 (12), S. 1478–1482. Review. PMID 11144706.</ref>
 
=== Entzündungen ===
Der Inhaltsstoff [[Gingerol|[6]-Gingerol]] hemmt die Expression des Enzyms [[Cyclooxygenase-2]], welches Entzündungsreaktionen z.&nbsp;B. bei [[Arthrose]] und [[Rheuma]] vermittelt.<ref> JK. Kim, Y. Kim, KM. Na, YJ. Surh, TY. Kim: ''[6]-Gingerol prevents UVB-induced ROS production and COX-2 expression in vitro and in vivo.'' In: ''Free Radic Res.'' 2007, 41 (5), S. 603–614</ref> Bei der Behandlung von Arthrose-Patienten konnte mit Ingwer-Auszügen die gleiche Schmerzlinderung wie mit [[Ibuprofen]] erzielt werden.<ref> M. Haghighi, A. Khalva, T. Toliat, S. Jallaei: ''Comparing the effects of ginger (Zingiber officinale) extract and ibuprofen on patients with osteoarthritis.'' In: ''Arch Iran Med'', Volume 8, 2005, S. 267–271.</ref>
 
=== Tiermedizin ===
Seit 2002 wird Ingwer in Deutschland auch in der Pferdefütterung als Heilmittel bei Entzündungen und [[Arthrose]]n eingesetzt,<ref>Dr. Stefan Brosig: ''Ingwer, Meerrettich und Süßholz in der Pferdefütterung.'', 3. Auflage, Norderstedt 2010, ISBN 978-3-8334-6928-2.</ref> insbesondere die Bitterstoffe Shogaole und [[Gingerol]]e wirken stoffwechselfördernd und entzündungshemmend.
 
== Geschichte der medizinischen Verwendung ==
=== Chinesische Medizin ===
[[Datei:Ginger in China 01.jpg|mini|Ingwerhandel auf einem Markt in Haikou, Hainan, China]]
Roher Ingwer (shēng jiāng 生姜) wurde bereits im ''[[Shennong ben cao jing]]'' erwähnt.
 
Der [[Daoismus|taoistische]] Arzt [[Tao Hongjing]] (452-536) unterschied in seiner ''Sammlung von Rezepten berühmter Ärzte'' (míngyī biélù 名医别录) zwischen rohem Ingwer (shēng jiāng 生姜) und getrocknetem Ingwer (gān jiāng 干姜)<ref> Gān 干 kann als „getrocknet“, aber auch als „bearbeitet“ gedeutet werden. Unter gān jiāng 干姜 ist sicher ein von seiner groben Schärfe befreiter Ingwer zu verstehen.</ref>. Diese Unterscheidung gilt bis heute und den unterschiedlichen Zustandsformen werden bis heute unterschiedliche Wirkungsebenen zugeschrieben.
* Roher Ingwer wehrt auf der Körperoberfläche die von außen eindringende Krankheit („Erkältung“) ab. Er wärmt das obere Verdauungssystem („Milz“ – „Magen“), löst Schleim und lindert Husten.<ref>''[[Bencao Gangmu]]'', Buch 26 (Kommentierter Reprint, VR China 1975, Band III, S. 1620).</ref><ref>''Pharmakopoe der VR China 1985'', Band I, S. 79.</ref>
* Getrockneter Ingwer wärmt das obere Verdauungssystem und beseitigt Schleim bei Atemnot – wirkt also nicht auf die Körperoberfläche ein.<ref>''[[Bencao Gangmu]]'', Buch 26 (Kommentierter Reprint, VR China 1975, Band III, S. 1625).</ref><ref>''Pharmakopoe der VR China 1985''. Band I, S. 8.</ref><ref>George Arthur Stuart: ''Chinese Materia Medica. Vegetable Kingdom.'' Shanghai 1911, S. 466 [https://archive.org/stream/chinesemateriame00stuauoft#page/464/mode/2up (Digitalisat)]</ref>
 
=== Europäische und arabische Medizin ===
Nach [[Pedanios Dioskurides|Dioskurides]] und [[Plinius der Ältere|Plinius]] stammte der Ingwer aus dem [[Troglodyten|„troglodytischen Arabien“]], nach [[Galenos|Galen]] aus „Barbaria“. Dioskurides empfahl ihn als verdauungsförderndes Gewürz – ähnlich dem Pfeffer –, als Mittel gegen [[Katarakt (Medizin)|„Verdunkelung der Augen“]] und als Gegengift.<ref>[[Pedanios Dioskurides]]: ''De Medicinali Materia libri quinque.'' Buch II, Kapitel 189. In der Übersetzung von [[Julius Berendes (Apotheker)|Julius Berendes]]. Enke, Stuttgart 1902, S. 239–240 [http://dfg-viewer.de/show/?id=8071&tx_dlf%5Bid%5D=http%3A%2F%2Fdigital.ub.uni-duesseldorf.de%2Foai%2F%3Fverb%3DGetRecord%26metadataPrefix%3Dmets%26identifier%3D2437704&tx_dlf%5Bpage%5D=253 (Digitalisat)]</ref><ref>[[Plinius der Ältere]]. ''[[Naturalis historia]].'' Band XII, §&nbsp;28</ref><ref>[[Galenos]]. ''Galeni de simplicium medicamentorum temperamentis ac facultatibus.'' In: C. G. Kühn, Leipzig 1826, Band XI, S. 880 [http://www.biusante.parisdescartes.fr/histoire/medica/resultats/index.php?p=883&cote=45674x11&do=page (Digitalisat)]</ref> Diese Angaben wurden durch die arabischen Ärzte und durch die nordeuropäischen Ärzte des Mittelalters übernommen.<ref>[[Avicenna]]. ''[[Kanon der Medizin]]''. In der Bearbeitung durch Andrea Alpago (1450–1521). Basel 1556. Buch II. Einfache Arzneimittel. Kapitel 746 [http://daten.digitale-sammlungen.de/~db/0009/bsb00090355/images/index.html?id=00090355&groesser=&fip=qrssdaseayasdasfsdrxdsydxdsydqrseayasdasyzts&no=36&seite=368 (Digitalisat)]</ref><ref>[[Konstantin der Afrikaner]]. ''Liber des gradibus simplicium''  = Übersetzung von ''Liber des gradibus simplicium'' des [[Ibn al-Dschazzar]]. 10. Jh. Druck. ''Opera''. Basel 1536, S. 367 [http://reader.digitale-sammlungen.de/de/fs1/object/goToPage/bsb11069388.html?pageNo=390 (Digitalisat)]</ref><ref>[[Aggregator (Pseudo-Serapion)|Pseudo-Serapion]]: ''Liber aggregatus in medicinis simplicibus.'' Druck. Venedig 1497, Blatt 146v [http://bildsuche.digitale-sammlungen.de/index.html?c=viewer&bandnummer=bsb00061068&pimage=296&v=100&nav=&l=de (Digitalisat)]</ref><ref>''[[Macer floridus]].'' Edition: Ludwig Choulant. ''Macer floridus de virtutibus herbarum …'' Leipzig 1832, Kapitel 68 [https://archive.org/stream/deviribusherbaru00mace#page/116/mode/2up (Digitalisat)]</ref><ref>''[[Circa instans]].'' Druck. Venedig 1497, Blatt 211r [http://bildsuche.digitale-sammlungen.de/index.html?c=viewer&bandnummer=bsb00061068&pimage=425&v=100&nav=&l=de (Digitalisat)]</ref><ref>[[Innsbrucker (Prüller) Kräuterbuch#Inhalt|Innsbrucker (Prüller) Kräuterbuch]], 12. Jh. [[Friedrich Wilhelm (Germanist)|Friedrich Wilhelm]]. ''Denkmäler deutscher Prosa.'' München 1914–1918, Bd I, S. 44–45 [http://digital.ub.uni-duesseldorf.de/ihd/content/pageview/1766307 (Digitalisat)]; Bd. II, S. 113 [http://digital.ub.uni-duesseldorf.de/ihd/content/pageview/1765421 (Digitalisat)]. – München, Clm 536, Blatt 86v [http://daten.digitale-sammlungen.de/~db/bsb00007208/images/index.html?id=00007208&groesser=&fip=qrssdaseayasdasfsdrxdsydsdaseayaeayafsdrfsdr&no=20&seite=176 (Digitalisat)]. – Innsbruck, Codex 652, Blatt 78v [http://www.marburger-repertorien.de/abbildungen/pr/Innsbruck_ULB_Cod_652_Bl_78v.jpg (Digitalisat)]</ref><ref>[[Hildegard von Bingen]]. ''[[Physica]].'' Buch I, Kapitel15 [[Charles Victor Daremberg]] und Friedrich Anton Reuß (1810–1868). ''S. Hildegardis Abbatissae Subtilitatum Diversarum Naturarum Creaturarum Libri Novem.'' Migne, Paris 1855. Sp. 1135 [http://reader.digitale-sammlungen.de/de/fs1/object/display/bsb10801026_00572.html (Digitalisat)]</ref><ref>''[[Galgant-Gewürz-Traktat]].'' Latein 1356. München, Clm 13 076, Blatt 20v: Cynaber [http://bildsuche.digitale-sammlungen.de/index.html?c=viewer&bandnummer=bsb00042783&pimage=42&v=100&nav=&l=de (Digitalisat)]. – Nordbairisch um 1450. Heidelberg, Cpg 620, Blatt 76r: Cynaber [http://digi.ub.uni-heidelberg.de/diglit/cpg620/0157?sid=1110924fd41e11970ce5da18cac510a0 (Digitalisat)]</ref><ref>[[Konrad von Megenberg]]. ''Buch der Natur.'' Ausgabe [[Franz Pfeiffer (Germanist)|Franz Pfeiffer]], Aue, Stuttgart 1861, V/86 S. 425 [http://reader.digitale-sammlungen.de/de/fs1/object/goToPage/bsb10076915.html?pageNo=495 (Digitalisat)]</ref><ref>''[[Herbarius moguntinus]].'' Mainz 1484, Teil II, Kapitel 28 [http://digisam.ub.uni-giessen.de/diglit/ink-s-67065-2/0011/image?sid=4c9218a06f225609cfa3330f4cf9e480 (Digitalisat)]</ref><ref>''[[Gart der Gesundheit]].'' Mainz 1485, Cap. 434 [http://daten.digitale-sammlungen.de/~db/0003/bsb00032739/images/index.html?id=00032739&groesser=&fip=xsyztsxdsydewqsdasfsdrqrsyztsqrs&no=14&seite=677 (Digitalisat)]</ref><ref>''[[Hortus sanitatis]].'' Mainz 1491, Cap. 525 [http://daten.digitale-sammlungen.de/~db/0002/bsb00027846/images/index.html?id=00027846&groesser=&fip=xsyztsxdsydewqsdasfsdrqrsyztsqrs&no=18&seite=495 (Digitalisat)]</ref><ref>[[Hieronymus Bock]]. ''Teütsche Speiszkammer.'' Rihel, Straßburg 1550, Kapitel 17: ''Von Specerei vnd Wurtz / so die Teütschen in jren kuchen brauchen.'' Blatt 93r-94r: ''Von Imber / vnd wie der selbig wachse.'' [http://reader.digitale-sammlungen.de/de/fs1/object/display/bsb10981330_00220.html (Digitalisat)]</ref>
 
Noch im 19. Jh. war die Ingwerwurzel Bestandteil der ''[[Tinktur|Tinctura]] aromatica'' – der ''Aromatischen Tinktur''. Diese wurde zur Gruppe der „Reizenden Arzneimittel (Erethistica)“ gerechnet:<ref>[[Theodor Husemann]]. ''Handbuch der gesammten Arzneimittellehre.'' Springer, Berlin. 2. Aufl. 1883, Band II, S. 517 [https://archive.org/stream/handbuchdergesam02huse#page/n17/mode/2up Digitalisat]</ref> {{Zitat|Nimm: [[Zimtkassie|Zimmtcassie]] zwei Unzen [16 Gramm], [[Grüner Kardamom|kleine Kardamomen]], [[Gewürznelken-Baum|Gewürznelken]], [[Echter Galgant|Galgantwurzel]], '''Ingwerwurzel''' von jedem eine halbe Unze [4 Gramm]. Pulvere sie gröblich, und gieße darauf rektifizierten Weingeist zwei Pfund. [[Mazeration|Mazeriere]] acht Tage in einem verschlossenen häufig zu schüttelnden Gefäße, dann presse aus und filtriere. Sie sei von rothbrauner Farbe.|Autor=[[Karl Friedrich Mohr]]|Quelle=''Commentar zur Preussischen Pharmakopoe (6. Auflage). Vieweg und Sohn, Braunschweig 1854,'' Band II, S. 373 <ref>Mohr 1854, Band II, S. 373 [http://dfg-viewer.de/show/?id=8071&tx_dlf%5Bid%5D=http%3A%2F%2Fdigital.ub.uni-duesseldorf.de%2Foai%2F%3Fverb%3DGetRecord%26metadataPrefix%3Dmets%26identifier%3D2437571&tx_dlf%5Bpage%5D=377 (Digtalisat)]</ref><ref>[[Theodor Husemann]] (1833–1901): ''Handbuch der gesammten Arzneimittellehre.'' 2. Aufl., Band II, Springer, Berlin 1883, S. 565 [https://archive.org/stream/handbuchdergesam02huse#page/566/mode/2up (Digitalisat)]</ref>}}
 
== Sonstige Verwendung ==
In der englischen Sprache weist der Begriff ''Ginger'' auf die Verwendung von Ingwer in bestimmten bekannten Nahrungsmitteln hin, etwa im Getränk [[Ginger Ale]] oder in ''Gingerbread'' ([[Pfefferkuchen]]).
 
Ein präpariertes Ingwerrhizom wird bei der Sexualpraktik [[Figging]] eingesetzt.
 
[[Datei:Gingerfield.jpg|mini|Ingwer-Feld]]
 
== Anbau ==
=== Kommerziell ===
Die Anbaugebiete für Ingwer liegen in den Tropen und Subtropen. Mit einer Fläche von 136.000 Hektar (2013) hat [[Indien]] das flächenmäßig größte Anbaugebiet weltweit. Indien ist zugleich mengenmäßig größter Produzent mit etwa 683.000 Tonnen Ingwer im Jahr 2013, allerdings meist für den Eigenbedarf. Der größte Exporteur von Ingwer ist [[China]] mit 380.138 Tonnen im Jahr 2013.<ref name="FAO" /> Weitere bedeutende Anbaugebiete befinden sich auf Inseln in der [[Südsee]] (z.&nbsp;B. [[Fidschi]]-Inseln).
 
=== Ernte ===
Nach einer Wachstumsphase von gut acht Monaten wird der Ingwer in Indien geerntet. Dieser Ingwer ist noch jung und zart und wird deshalb überwiegend in der Küche verwendet. Nach weiteren acht bis zehn Monaten Wachstum, wenn sich die schilfartigen Blätter gelb färben, kann mit der Ernte des Gewürzingwers begonnen werden. Dieser wird getrocknet und später zu Pulver zermahlen. Geerntet wird der Ingwer meist per Hand oder mit [[Gabel (Werkzeug)|Forken]], es können aber auch Erntemaschinen eingesetzt werden.
 
== Siehe auch ==
* {{WikipediaDE|Ingwer}}
* {{WikipediaDE|Liste der Küchenkräuter und Gewürzpflanzen}}
 
== Literatur ==
* Delin Wu, Kai Larsen: ''Zingiberaceae.'': [http://www.efloras.org/florataxon.aspx?flora_id=2&taxon_id=200028468 ''Zingiber officinale'', S. 325 - textgleich online wie gedrucktes Werk], In: Wu Zheng-yi, Peter H. Raven (Hrsg.): ''Flora of China.'' Volume 24: ''Flagellariaceae through Marantaceae.'' Science Press und Missouri Botanical Garden Press, Beijing und St. Louis 2000, ISBN 0-915279-83-5. (Abschnitt Beschreibung)
* [http://gernot-katzers-spice-pages.com/germ/Zing_off.html ''Gernot Katzers Gewürzseiten'': Ingwer als Gewürz.]
* Wolfgang Hübner, Michael Wissing: ''Ingwer, die edle Schärfe aus dem Land des Lächelns – Anregendes, Geschichte und Rezepte'', AT, Baden 2006, ISBN 3-03800-259-3.
* Anne Iburg: ''DuMonts kleines Gewürz-Lexikon'', DuMont-Monte, Köln 2002, ISBN 3-8320-8780-X.
* Elisabeth Vaupel: ''Gewürze – Acht kulturhistorische Kostbarkeiten'', Deutsches Museum, München 2002, ISBN 3-924183-85-6.
* Birgit Frohn: ''Lexikon der Heilpflanzen und ihrer Wirkstoffe'', Weltbild, Augsburg 2007, ISBN 978-3-89897-354-0, S. 263–267.
* [http://www.esys.org/seekrank/sekrnk36.html Literaturliste über Ingwer und Seekrankheit.]
 
== Weblinks ==
{{Commonscat|Zingiber officinale|Ingwer (''Zingiber officinale'')}}
{{Wiktionary|Ingwer}}
* [http://www.koop-phyto.org/arzneipflanzenlexikon/ingwer.php Ingwer als Arzneipflanze.]
 
=== Einzelnachweise ===
<references>
<ref name="FAO">
[http://faostat.fao.org/ ''Food and Agriculture Organization of the United Nations''.]</ref>
</references>
 
{{Gesundheitshinweis}} <!-- wegen Heilpflanze -->
{{Normdaten|TYP=s|GND=4161720-4}}
 
[[Kategorie:Gewürze]]
[[Kategorie:Wurzelgewürze]]
[[Kategorie:Heilpflanzen]]
[[Kategorie:Traditionelle Chinesische Medizin]]
 
{{Wikipedia}}

Aktuelle Version vom 11. August 2022, 11:08 Uhr

Beschreibung

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