Weltbild

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Das Weltbild (lat. Imago mundi) ist ganz allgemein das seelische Bild, das sich ein beseeltes, mit Sinnen[1] begabtes Wesen gemäß seiner Eigenart von der ihn umgebenden Welt macht. Jede Vorstellung die sich der Mensch bildet, wird dem Ätherleib und dem physischen Leib als Menschenbild, als menschenähnliches Abbild, eingeprägt und so dem Gedächtnis einverleibt.

Im gängigen Sprachgebrauch wird der Begriff «Weltbild» allerdings meist nur im stark eingeengten Sinn für die Weltanschauung gebraucht, der ein Mensch anhängt. Im erstgenannten Sinn machen sich Tier und Mensch ein spezifisches Bild der Welt, doch ist das des Menschen von dem der Tiere grundsätzlich verschieden, da nur der Mensch über ein eigenständiges, individuelles Ich und das damit verbundene Gegenstandsbewusstsein verfügt. Das Weltbild der Tiere ist artspezifisch geprägt und umso differenzierter, je höher entwickelt das Tier ist, hat aber doch immer nur einen traumartigen Charakter, während der Mensch mit wachen Sinnen die Welt betrachten kann.

„Denn was der Mensch heute von der Welt kennt, das ist nichts anderes als das Ergebnis seiner sinnlichen Wahrnehmung, dessen, was die Sinne wahrnehmen. So aber, wie die menschlichen Sinne wahrnehmen, kann nur wahrgenommen werden in einem Organismus, in welchem ein Ich sitzt. Die heutige oberflächliche Betrachtungsweise setzt natürlich voraus, daß zum Beispiel auch ein Tier ebenso die äußere Welt wahrnimmt, wie der Mensch sie durch seine Sinne wahrnimmt. Das ist eine ganz konfuse Anschauung, und die Menschen würden sich sehr wundern, wenn sie, was ja auch einmal wird geschehen müssen, eingeführt würden in die Art und Weise, wie sich das Weltbild eines Pferdes, eines Hundes oder eines anderen Tieres ausnimmt. Die Umgebung des Hundes oder die Umgebung des Pferdes gleichsam hingezeichnet, hingemalt, würde sich ganz anders ausnehmen als das, was das Weltbild des Menschen ist. Denn damit die Sinne so die Welt wahrnehmen, wie der Mensch sie wahrnimmt, dazu gehört, daß das Ich sich ausgießt über die Welt und die Sinnesorgane, Augen, Ohren und so weiter, erfüllt. Also nur ein Organismus, in dem ein Ich wohnt, hat ein solches Weltbild, wie der Mensch es hat, und der äußere Organismus des Menschen steht da drinnen, gehört nur diesem Weltbilde an. Daher müssen Sie sagen: Was man gewohnt ist, den physischen Leib des Menschen zu nennen, ist nur ein Ergebnis unserer sinnlichen Betrachtung und nicht die Realität.“ (Lit.:GA 124, S. 93f)

Literatur

Literaturangaben zum Werk Rudolf Steiners folgen, wenn nicht anders angegeben, der Rudolf Steiner Gesamtausgabe (GA), Rudolf Steiner Verlag, Dornach/Schweiz Email: verlag@steinerverlag.com URL: www.steinerverlag.com.
Freie Werkausgaben gibt es auf steiner.wiki, bdn-steiner.ru, archive.org und im Rudolf Steiner Online Archiv.
Eine textkritische Ausgabe grundlegender Schriften Rudolf Steiners bietet die Kritische Ausgabe (SKA) (Hrsg. Christian Clement): steinerkritischeausgabe.com
Die Rudolf Steiner Ausgaben basieren auf Klartextnachschriften, die dem gesprochenen Wort Rudolf Steiners so nah wie möglich kommen.
Hilfreiche Werkzeuge zur Orientierung in Steiners Gesamtwerk sind Christian Karls kostenlos online verfügbares Handbuch zum Werk Rudolf Steiners und Urs Schwendeners Nachschlagewerk Anthroposophie unter weitestgehender Verwendung des Originalwortlautes Rudolf Steiners.

Einzelnachweise

  1. Höhere geistige Sinnesorgane sind dabei mit eingeschlossen. Im Leben zwischen Tod und neuer Geburt beispielsweise, in dem die äußeren Sinnesorgane weggefallen sind, hat der Mensch ein ganz anderes Weltbild als auf Erden.