Weisheit

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Weisheit (ahd., mhd. wīsheit[1]; griech. σοφία sophia; lat. sapientia) beruht als menschliche Fähigkeit auf einer aus Erfahrung, umfassendem Wissen, Intuition, Rationalität und begründetem Glauben geschöpften tieferen Einsicht in weit gespannte Lebenszusammenhänge.[2][3] Als objektive astrale Weisheit oder kosmische Intelligenz entstand sie zuerst auf dem alten Mond, der daher zurecht auch als Kosmos der Weisheit bezeichnet wird. Hervorgegangen ist sie aus der Wahrheit, die als eine im Ätherischen wirkende Kraft schon auf der alten Sonne veranlagt wurde. Heute bildet sie die Buddhi der Erde, die der ganzen Erdentwicklung zugrunde liegt. In der Kabbala ist Weisheit (hebr. חכמה Chochmah) die zweite Sephira am Lebensbaum der Kabbala und zugleich die oberste von dessen rechter Säule Jachin. Ein Mensch, dem ein Teil dieser Weisheit zugänglich ist, wird gemeinhin als Weiser bezeichnet.

Die Sprüche Salomons

In den Sprüchen Salomons charakterisiert sich die Weisheit selbst so:

„22 Der HERR hat mich schon gehabt im Anfang seiner Wege, ehe er etwas schuf, von Anbeginn her. 23 Ich bin eingesetzt von Ewigkeit her, im Anfang, ehe die Erde war. 24 Als die Meere noch nicht waren, ward ich geboren, als die Quellen noch nicht waren, die von Wasser fließen. 25 Ehe denn die Berge eingesenkt waren, vor den Hügeln ward ich geboren, 26 als er die Erde noch nicht gemacht hatte noch die Fluren darauf noch die Schollen des Erdbodens. 27 Als er die Himmel bereitete, war ich da, als er den Kreis zog über den Fluten der Tiefe, 28 als er die Wolken droben mächtig machte, als er stark machte die Quellen der Tiefe, 29 als er dem Meer seine Grenze setzte und den Wassern, dass sie nicht überschreiten seinen Befehl; als er die Grundfesten der Erde legte, 30 da war ich als sein Liebling[4] bei ihm; ich war seine Lust täglich und spielte vor ihm allezeit; 31 ich spielte auf seinem Erdkreis und hatte meine Lust an den Menschenkindern. 32 So hört nun auf mich, meine Söhne! Wohl denen, die meine Wege einhalten! 33 Hört die Mahnung und werdet weise und schlagt sie nicht in den Wind! 34 Wohl dem Menschen, der mir gehorcht, dass er wache an meiner Tür täglich, dass er hüte die Pfosten meiner Tore! 35 Wer mich findet, der findet das Leben und erlangt Wohlgefallen vom HERRN. 36 Wer aber mich verfehlt, zerstört sein Leben; alle, die mich hassen, lieben den Tod.“

Sprüche: 8,22-36 LUT

Der Ursprung der Weisheit auf der alten Sonne

Die Entwicklung der alten Sonne stand unter der Leitung der Geister der Weisheit.

„Was in der Wahrheit lebt, die sich zur Weisheit läutert, nimmt eigentlich schon während der Sonnenentwickelung seinen ersten Anfang, hat dann in einer gewissen Weise seinen Höhepunkt in der Mondenentwickelung, lebt sich weiter ein in der Erdenentwickelung, und wird im wesentlichen schon vollendet sein bei dem, was wir als die Jupiterentwickelung kennen. Da wird das menschliche Wesen mit Bezug auf den Inhalt der Weisheit einen gewissen vollen Abschluß erlangt haben.“ (Lit.:GA 170, S. 74)

Zeichnung aus GA 170, S 88
Zeichnung aus GA 170, S 88

Heute tritt uns diese objektive Weisheit überall in der irdischen Natur entgegen, im weisheitsvollen Bau des Oberschenkelknochens ebenso wie im Bau des Wespennest, um nur zwei Beispiele zu nennen.

Die subjektive innerliche Weisheit, die individuelle Intelligenz, trat erst mit dem menschlichen Ich in die Erdenentwicklung herein. Sie wird von Platon als eine der vier Kardinaltugenden des Menschen genannt.

Weisheit und Geister der Form

„Überall in unserer Umgebung finden wir alles angefüllt und imprägniert mit Weisheit, mit dem, womit wir selbst imprägniert sein werden, wenn wir Manas im vollen Umfange entwickelt haben werden. Diese Weisheit, die wir überall finden, ist etwas, was zu den Gliedern der Geister der Form gehört. Wie unser niederstes Glied der physische Leib ist, so ist die Weisheit, die wir um uns herum finden, das unterste Glied der Geister der Form. Dann haben diese Geister der Form Buddhi, Atman, wo wir unseren Ätherleib und astralischen Leib haben, und dann noch das achte, neunte, zehnte und elfte Glied. Sie sehen also, wir haben es hier zu tun mit hoch erhabenen Wesenheiten, zu denen wir aufschauen, und wenn wir die Weisheit in unserer Umgebung sehen, sehen wir nur das letzte Glied dieser hoch erhabenen Wesenheiten.“ (Lit.:GA 102, S. 79f)

Weisheit als Buddhi der Erde

Die gesamte Fülle der Weisheit, die der Gestaltung der Erde zugrunde liegt, darf als Buddhi der Erde bezeichnet werden. Die zwölf Meister der Weisheit und des Zusammenklanges der Empfindungen, die mit den zwölf Bodhisattvas gleichzusetzen sein dürften, und zu denen etwa Buddha, Zarathustra (der spätere Meister Jesus), Skythianos oder Christian Rosenkreutz zählen, umfassen diese ganze Weisheit:

„Einer, der die ganzen irdischen Erfahrungen aufgenommen hat, so daß er von einem jeglichen Dinge weiß, wie es verwertet werden kann und so ein Schöpfer geworden ist, wird ein Bodhisattva genannt, das heißt ein Mensch, der Bodhi, die Buddhi der Erde, genugsam in sich aufgenommen hat. Dann ist er reif, aus den innersten Impulsen heraus zu wirken. Die Weisen der Erde sind noch nicht Bodhisattvas. Auch für einen Weisen gibt es immer noch Dinge, in denen er noch nicht vermag sich zurechtzufinden. Erst wenn man das gesamte Wissen der Erde in sich aufgenommen hat, um schaffen zu können, ist man ein Bodhisattva. Buddha, Zarathustra zum Beispiel, waren Bodhisattvas.“ (Lit.:GA 93a, S. 54)

Weisheit und Geschlechtertrennung

„Sehr schön und deutlich steht es in der Genesis: Bevor Jahve den Menschen geschaffen hat, schuf er auf der Erde Früchte, Tiere und so weiter und zuletzt schuf er den Menschen, Adam, und diesen teilte er dann in zwei Geschlechter [...]

Die ganze befruchtende und fruchtbringende Kraft, die einen neuen Menschen hervorbringt, war früher in einem Geschlecht vereinigt. Dann wird der Mensch geteilt in männlich und weiblich. Welchem Geschlecht kommt der eigentliche Anspruch auf die Zeugungskraft zu? Es ist das Weibliche. Daher wird in der ältesten griechischen Mythologie Zeus, der als Vater der Menschheit verehrt wurde, mit einer Frauenbüste, mit einer weiblichen Büste dargestellt. Zeus als übermenschliches Wesen war dem weiblichen Geschlecht näher. Das weibliche Geschlecht war also das erste, das frühere, und hatte damals in sich die Kraft, das ganze menschliche Individuum hervorzubringen. Diese hervorbringende Kraft war vorhanden in dem eingeschlechtlichen Menschen, der in seiner physischen äußeren Form sich eben mehr der Form des Weibes näherte. In diesem eingeschlechtlichen Menschen war das Befruchtende die Weisheit, das Geistige selbst, und eine spätere Wiederholung davon ist die Befruchtung des weiblichen Geistes mit inspirierter Weisheit. Dieser Mensch der eingeschlechtlichen Zeit war das Ergebnis des im Weibe gegebenen Stoffes und der Befruchtung mit dem göttlichen Geiste.“ (Lit.:GA 93, S. 230f)

Geschlechtertrennung

„Als die Spaltung der Geschlechter stattfand, trat die Differenzierung so ein, daß sich zunächst für das weibliche Geschlecht die geistigen Befruchtungsorgane in Weisheitsorgane verwandelten. Die männliche Kraft, die das Weib in sich hatte, die verwandelte die schöpferische Kraft in die Organe der Weisheit. So blieb dem Weibe die Hälfte der hervorbringenden Kraft; dem Manne blieb die schöpferische physische Kraft. Durch diese Trennung entstanden physisch das Rückenmark und das Gehirn mit den Nervensträngen, dargestellt in dem Baum des Lebens und dem Baum der Erkenntnis. Das Organ der Weisheit ist ausgebildet in den Rückgratringen mit dem Rückenmark und dessen Ausdehnung im Gehirn. Von da an ist eine Zweiheit im Menschen: Das sind die zwei Bäume in der biblischen Urkunde, der Baum der Erkenntnis und der Baum des Lebens [...]

Die physische Natur hatte sich gespalten in ein Befruchtendes und ein zu Befruchtendes. Ebenso hat sich auch die geistige Natur gespalten. Bei den weiblichen Individuen hat der Geist männlichen Charakter und Färbung; beim Manne hat das Geistige einen weiblichen Charakter. Das ist noch das Weib im Manne.“ (Lit.:GA 93, S. 231f)

Luziferische Versuchung und Sündenfall

„Die biblische Legende stellt das sehr genau dar. Es wird bekanntlich dem zweigeschlechtlichen Menschen verboten, vom Baume der Erkenntnis zu essen. Die Kraft, die Jehova in den Menschen gelegt hatte, war: seine Weisheit im Weibe wirken zu lassen. «Du sollst nicht essen vom Baume der Erkenntnis», heißt soviel wie: Du sollst nicht die befruchtende Kraft abtrennen und selbständig machen. - Denn dadurch geht dem Weibe die Jahvekraft, die befruchtende Kraft, verloren. Als das Weib vom Baume der Erkenntnis aß, legte es den Grund dazu, selbständig in der Weisheit zu werden und somit aufzuhören, ein unselbständiges Werkzeug Jehovas zu bleiben, wie dieser es geplant hatte. So aber verlor es mit der Jehovakraft die Kraft, sich selbst mit Weisheit zu befruchten. Es setzte diese Kraft aus sich heraus, indem es [von dem Baume der Erkenntnis] aß und dem Manne von dem Apfel gab. So wurde das Weib vom Manne abhängig. Es war Luzifer, der den Menschen auf diesen Weg brachte, um ihn selbständig zu machen. Dem widersetzte sich Jehova und erließ deshalb das Verbot, vom Baume der Erkenntnis zu essen. Das Weib aber ißt und gibt dem Manne. Der ißt auch, und dann folgt die Strafe, von Jehova verhängt. Neue Leiber müssen entstehen, die das Karma des vorigen Lebens austragen, der Tod und das Geborenwerden kommen in die Welt. Das Weib ist nun nicht mehr durch sich selbst fruchtbar, sondern ist unfruchtbar geworden. Und damit, daß die Befruchtung von außen kommt, ist auch die Möglichkeit eines solchen Todes in die Welt gekommen.“ (Lit.:GA 93, S. 232f)

Passive männliche und aktive weibliche Weisheit

„Was war nun geschehen dadurch, daß das Weibliche sich vom Männlichen abspaltete? In welchem Geschlechte hat sich der Schatten der produktiven geistigen Weisheitskraft mehr erhalten, im männlichen oder im weiblichen? Wir haben gesehen, daß die weibliche Weisheit eigentlich einen männlichen Charakter hat: das ist das Schaffende, das Produktive, die Intuition, das was originell ist, was hervorbringt. Dieselbe göttliche Kraft, die früher befruchtend im Weibe gewirkt hat, um den physischen Menschen hervorzubringen, wirkt nun befruchtend auf die Erkenntnis des göttlichen Wesenskernes im Menschen. Um diesen Vorgang zu fördern, wirken die Religionen durch Wort und Bild.

Das weibliche Wesen wird physisch unfruchtbar, das heißt, es kann keine Nachkommen aus sich heraussetzen wie ehedem. Der männliche, passive Geist ist derjenige, der geistig unfruchtbar ist, aber der Mann ist der, der physisch befruchten kann. Geistig läßt er sich nun befruchten durch alles das, was in der Welt ist. Er wird nun geistig befruchtet, um selbst physisch befruchten zu können. Die ganze Welt dringt zunächst auf ihn ein. Er wird befruchtet geistig, das Weib physisch. Das Weib dagegen ist geistig selbst befruchtend; der Mann wird geistig befruchtet. Dadurch, daß man draußen alles sammelte und kombinierte, wurde die männliche Weisheit befruchtet. So entstand die Männerweisheit, die darauf bedacht war, die weltliche Weisheit zu sammeln. Die war wirklich zunächst nicht vorhanden, wie die früher von oben einströmende. Sie mußte erst gesammelt werden aus der Erkenntnis der physischen Welt. Die weibliche Weisheit dagegen ging faktisch auf die Priesterschaft über. Die Priesterweisheit wurde das Gut, welches ursprünglich von der alten weiblichen Weisheit herstammte. Jehova konnte das menschliche Geschlecht ja nur dadurch erhalten, daß er es in die zwei Geschlechter spaltete. Es entstanden zwei Oppositionen: Freimaurerei und Priesterherrschaft, die symbolisiert sind durch Kain und Abel.“ (Lit.:GA 93, S. 233f)

Weisheit und Manas (Geistselbst)

„Es wäre im höchsten Grade töricht, zu glauben, daß man Wasser aus einem Gefäß herausholen könnte, wenn kein Wasser darin ist. So töricht sind aber diejenigen, welche sagen, daß sie Weisheit aus der Welt holen können, wenn keine darin ist. Der Astronom sucht die Weisheit in der Welt zu berechnen und zu begreifen. Nur durch die Weisheit ist die Welt zu begreifen. Wäre es nicht die größte Torheit, Weisheit schöpfen zu wollen aus der Welt, wenn nicht Weisheit darinnen wäre? Wenn nicht die Weisheit gegeben wäre, nimmermehr könnten wir die Weisheit da holen. Durch dieselbe Weisheit, mit der wir die Welt begreifen wollen, ist die Welt gemacht. Das ist das dritte Element, das alle Welt durchflutet. Das ist das Manas. Ins Deutsche wird es am besten übersetzt, indem man sagt: Die Weisheit wird herausgeboren aus der Welt. - Unser Geistselbst ist dieses dritte Element.“ (Lit.:GA 54, S. 291)

„Die schaffende Weisheit ist diejenige Weisheit, die den Menschen einstmals gemacht hat, Stück für Stück aufgebaut hat, die heute der Anatom herausholt und beschreibt. Die schaffende Weisheit ist genau dieselbe, wie die heute herausgeholte Weisheit; sie ist in die Welt hineingelegt worden. In der uralten Weisheit hat man es mit dem Plane der Welt zu tun. Nun können Sie verstehen, warum der Mystiker sich in sich selbst zurückziehen muß. Der eigentliche Mystiker muß ein Erforscher des Inneren sein. Er versucht, diejenigen Stadien der Entwickelung wieder aufzusuchen, durch die er geschaffen worden ist.

Könnten wir die Augen vollständig vor allem Licht verschließen und dann in uns Licht schaffen, bis die Welt von innen heraus beleuchtet erscheint, dann könnten wir uns in uns selbst versenken in die schaffende Weisheit und im Inneren alles durchschauen. Das hat einen praktischen Wert, denn man erinnert sich daran, daß im Grunde genommen der Mensch sich dadurch aufgebaut hat, daß er durch das Mineral-, Pflanzen- und Tierreich hindurchgegangen ist; das ist auch alles in ihm. Was draußen in der Welt ist, sind die zurückgebliebenen Reste dessen, was der Mensch einmal auch war. Das menschliche Herz war in seiner Entstehung in Verwandtschaft mit dem, was draußen vor sich gegangen ist. In dem Augenblicke, wo man sich in das Herz vertieft, schafft man sich die Umwelt, wie sie damals war, als in der lemurischen Zeit das Herz entstand. Wenn man sich auf die Tätigkeit des Herzens konzentriert, kann man hervorzaubern die ganze Umgebung der damaligen lemurischen Zeit, als das Herz sich bildete. Es tauchen dann die lemurischen Landschaften in uns auf. Wer aufs Herz sich konzentriert, sieht die Entstehung des Menschengeschlechtes.

Durch Konzentration auf das Innere des Gehirns, das erst nach und nach während der atlantischen Zeit entstanden ist, sieht man die atlantischen Landschaften auftauchen. Konzentriert man sich auf das Sonnengeflecht, so wird man zu den Hyperboräern geführt. So steigt man rückwärts auf in die verflossenen Welten. Das ist kein In-sich-Brüten, sondern ein wirkliches Wahrnehmen der einzelnen Organe in ihrer Verwandtschaft mit der Welt. Auf diese Weise hat Paracelsus seine Mittel gefunden und kuriert. Er wußte, daß Digitalis purpurea entstanden ist, als das menschliche Herz entstand. Durch Konzentration auf ein Organ erscheinen entsprechende Heilmittel. So stehen die Glieder des Makrokosmos mit der mikrokosmischen Natur des Menschen in Zusammenhang.“ (Lit.:GA 93a, S. 225ff)

Weisheit, Rhythmus und Ätherleib

„Ebenso wie Karma etwas Unausgeglichenes ist, hat Weisheit etwas von Ruhe, Ausgeglichenheit. Darum nennt man sie auch Rhythmus. Alle Weisheit ist der Form nach Rhythmus. Im Astralkörper ist vielleicht viel Sympathie, dann ist viel Grünes in der Aura. Dieses Grün wurde einmal als Gegenfarbe herausgefordert. Dem Grünen entsprach ursprünglich ein Rot, ein selbstsüchtiger Instinkt. Das hat sich durch Tätigkeit, Karma, in Grün verwandelt. In der Weisheit, im Rhythmus ist alles fertig, ausgeglichen. Im Menschen ist alles Rhythmische, Weisheitsvolle im Ätherkörper. Der Ätherkörper ist daher das am Menschen, was die Weisheit repräsentiert. Im Ätherkörper herrscht Ruhe, Rhythmus.“ (Lit.:GA 93a, S. 23f)

Weisheit und Liebe

„Wenn jemand alle diejenigen Gedanken, die heute in der Theosophie gegeben werden, in sich aufnehmen würde, so wären dies die Gedanken der höheren Hierarchien, der Götter; jedoch würde dies Denken in uns eine Eiseskälte erzeugen. Darum müssen wir diese Göttergedanken mit der Wärme verbinden, die Liebe in uns erweckt. Auch wenn dies erst nur schwach möglich ist, so ist es doch damit wie mit dem ersten Lebensgefühle in einem Pflanzenkeim. Erst durch das Christus-Ereignis ist es uns möglich geworden, Weisheit mit Liebe zu verbinden.“ (Lit.:GA 266b, S. 234)

„Wir wissen, daß die vorherige Verkörperung unserer Erde der alte Mond, der Kosmos der Weisheit war, daß er ganz durchdrungen, durchsetzt von Weisheit war. Eine Kraft aber, die nun der Erde einverleibt ist, die fehlte ihm: die Liebe. Und so ist auch Luzifer ganz durchdrungen von Weisheit, aber die Liebe kennt er überhaupt nicht. Er hat sich ganz hingegeben der Weisheit, er hat sich an ihr wie berauscht, und daher will er alle Wesen, die Erdenkinder, voller Weisheit machen. Und darin liegt für den Menschen immer wieder die große Versuchung. Luzifer, dessen Kräfte in uns leben, sagt uns etwa so: Du wirst in alle Verhältnisse hineinschauen, du wirst alles wissen, dir wird alles klar sein, wenn du mich ganz aufnimmst in dich. - Weisheit ohne Liebe will er den Menschen geben; sie führt zu selbstsüchtigem Wissen.“ (Lit.:GA 266b, S. 146)

Weisheit und Schmerz

„Es wurde in der Geisteswissenschaft immer davon gesprochen, daß die Weisheit des Menschen etwas zu tun habe mit der Erfahrung, und zwar mit schmerzlicher Erfahrung. Derjenige, der unmittelbar in Schmerz und Leiden darinnensteckt, wird innerhalb dieses Schmerzes und Leidens vielleicht etwas zeigen, was innerliche Disharmonie ist. Derjenige aber, der die Schmerzen und Leiden überwunden hat und ihre Frucht in sich trägt, wird Ihnen immer wieder nur das sagen, daß er damit etwas von Weisheit aufgenommen hat. Die Freuden und Lüste des Lebens, das, was mir das Leben geboten hat an Befriedigungen, das nehme ich dankbar hin; aber weniger als das alles möchte ich hingeben meine Schmerzen und Leiden, die hinter mir liegen: Meinen Schmerzen und Leiden verdanke ich die Weisheit. So hat von jeher die Geistesforschung in der Weisheit etwas gesehen wie kristallisierten Schmerz, der überwunden ist und sich in sein Gegenteil verwandelt hat.“ (Lit.:GA 55, S. 40)

Weisheit und Reinkarnation

„Ein Mensch aber, der weise werden will, bestrebt sich, dasjenige, was er an Arbeit in früheren Inkarnationen geleistet und aufgespeichert hat, aus den früheren Inkarnationen herüberzubringen. Je weiser wir werden, desto mehr bringen wir aus früheren Inkarnationen in die gegenwärtige herüber, und wenn wir nicht weise werden wollen, so daß wir das Weisewerden von früheren Inkarnationen brach liegen lassen, dann kommt einer, der es absägt: Ahriman.

Niemand will es lieber als Ahriman, daß wir nicht weiser werden. Die Kraft haben wir. Wir haben viel, viel mehr in den früheren Inkarnationen erworben, als wir glauben, viel mehr erworben in den Zeiten, in denen wir durch die alten Hellseherzustände durchgegangen sind. Ein jeder könnte viel weiser werden, als er wird. Es darf sich niemand damit ausreden, daß er nicht viel herüberbringen konnte. Weisewerden heißt, das, was man in früheren Inkarnationen erworben hat, herausbringen, so daß es uns erfüllt in dieser Inkarnation.“ (Lit.:GA 159, S. 17f)

Weisheit kann, ähnlich wie die Schönheit des physischen Leibes, eine karmische Folge von Schmerzen und physischen und seelischen Leiden in einem früheren Erdenleben sein.

„Es ist nicht uninteressant, daß heute durch eine äußere Forschung in mannigfaltiger Weise bestätigt wird, was die Okkultisten seit Jahrtausenden gesagt haben: Daß die Weisheit mit Schmerzen und Leiden, mit einem entsagungsreichen, ernsten Leben im vorhergehenden Dasein zusammenhängt. Es lohnt sich gelegentlich durchaus, die äußere wissenschaftliche Forschung zu befragen. Da ist in letzter Zeit ein Buch über die Mimik des Denkens erschienen. Das Buch soll zeigen, wie sich in der Physiognomie des Menschen die Art und Weise malt, wie sein Denken gestimmt ist. Der Verfasser, der, wie man klar sieht, nicht viel vom Okkultismus weiß, hat doch durch äußerliche Beobachtung herausgefunden, daß man in der Physiognomie des Denkers einen Abdruck durchgemachter Schmerzen erkennen kann. Die gegenwärtige Wissenschaft ist im Begriff, Stück für Stück die uralte okkulte Weisheit zu bestätigen.“ (Lit.:GA 96, S. 114)

Zitate

Literatur

Literaturangaben zum Werk Rudolf Steiners folgen, wenn nicht anders angegeben, der Rudolf Steiner Gesamtausgabe (GA), Rudolf Steiner Verlag, Dornach/Schweiz Email: verlag@steinerverlag.com URL: www.steinerverlag.com.
Freie Werkausgaben gibt es auf steiner.wiki, bdn-steiner.ru, archive.org und im Rudolf Steiner Online Archiv.
Eine textkritische Ausgabe grundlegender Schriften Rudolf Steiners bietet die Kritische Ausgabe (SKA) (Hrsg. Christian Clement): steinerkritischeausgabe.com
Die Rudolf Steiner Ausgaben basieren auf Klartextnachschriften, die dem gesprochenen Wort Rudolf Steiners so nah wie möglich kommen.
Hilfreiche Werkzeuge zur Orientierung in Steiners Gesamtwerk sind Christian Karls kostenlos online verfügbares Handbuch zum Werk Rudolf Steiners und Urs Schwendeners Nachschlagewerk Anthroposophie unter weitestgehender Verwendung des Originalwortlautes Rudolf Steiners.

Einzelnachweise

  1. Seit dem 9. Jahrhundert belegt, vgl. Stichwort „weise“ in: Wolfgang Pfeifer: Etymologisches Wörterbuch des Deutschen. 2. durchgesehene und erweiterte Auflage. Deutscher Taschenbuch Verlag, München 1995, ISBN 3-423-03358-4
  2.  Wiktionary: Weisheit – Bedeutungserklärungen, Wortherkunft, Synonyme, Übersetzungen
  3. Weisheit - Artikel in der deutschen Wikipedia
  4. Luther übersetzte im Anschluss an die griechische und lateinische Bibel »der Werkmeister«.
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