Thor

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Datei:Tors strid med jättarna av Mårten Eskil Winge.jpg

Thor (aisl. Þórr, ahd. Donar, urgerm. *Þunraz „Donner“) und in der nordischen Mythologie Gott des Donners, war der erste Sohn des Gottes Odin (aisl. Óðinn). Seine Gattin ist Sif (aisl. Sif).

Nach Angaben des Tacitus war es den Germanen nicht gestattet sich ein Bildnis ihrer Götter zu fertigen. Insbesondere in der Neuzeit wurden schillernde Abbildungen des Gottes entworfen.

Rudolf Steiner über Thor

Laut Rudolf Steiner ist Thor ein Engel der germanisch-nordischen Gebiete, welcher auf sein Voranrücken in der Entwicklung früh verzichtete, um bei der Entwicklung des einzelnen Ich zu helfen.

"Wenn wir gesagt haben, daß die Engel es sind, welche dasjenige, was die Erzengel bewirken, in die einzelnen Menschen heruntertragen, so hat ein Ich, das auf einer so frühen Elementarstufe des Seelenlebens erwacht, vor allen Dingen ein Interesse daran, daß in jenes Ich gleichsam die Angelegenheiten der Erzengel hineingetragen werden. Daher hat der germanisch-nordische Mensch ein Interesse an einer solchen Engelgestalt, welche von besonderer Macht ist, aber zu gleicher Zeit innig verwandt ist mit dem einzelnen Menschen und seiner Individualität. Das ist Thor. Thor wird nur dadurch erkannt, daß man weiß, daß in ihm gesehen werden muß eine Wesenheit, die zwar sehr vorgerückt sein könnte, wenn sie normal sich weiter entwickelt hätte, die aber verhältnismäßig früh verzichtet hat und auf der Stufe der Engel zurückgeblieben ist, damit sie in der Zeit, da das Ich in der Seelenentwikkelung erwachte, Führer in der Seelenwelt der germanisch-nordischen Gebiete sein konnte. Daß dasjenige, was aus der geistigen Welt in jedes einzelne Ich hineingetragen werden sollte, auch hineingetragen werden konnte, das ist es, was in Thor als verwandt mit dem einzelnen menschlichen Ich so unmittelbar empfunden wird. Wenn wir dies ins Auge fassen, dann werden wir das, was an Einzelheiten überliefert ist, auch besser verstehen. Bei uns handelt es sich ja darum, diese Götterindividualitäten in entsprechender Weise verstehen zu können."(Lit.: GA 121, S. 145)

"An der Einprägung in das einzelne Ich ist insbesondere Thor beteiligt, und was dem Vorgange im Makrokosmos entspricht, ist im Mikrokosmos die Pulsation des Blutes. Was also draußen im Makrokosmos der Pulsation des Blutes im Menschen entspricht, das ist dasjenige, was als Blitz und Donner durch die wehenden Winde und webenden Wolken geht. Das aber sieht wiederum der germanisch-nordische Mensch in seinem Hellsehen als eine Einheit, und er sieht das Wehen des Windes, das Zucken des Blitzes draußen in innigem Zusammenhang mit dem Weben der von ihm eingeatmeten Luft. Er sieht, wie sie ins Blut übergeht und da das Ich pulsieren macht. Das wird heute als ein materieller Vorgang angesehen, war aber noch ein astralischer Vorgang bei den germanisch-nordischen Menschen. Der sah die innige Verwandtschaft des Feuers, des Blitzes mit dem, was durch das Blut geht. Er fühlte den Pulsschlag in seinem Blute und wußte: Das ist der Schlag des Ich; wußte: Das, was da schlägt, spüre ich und spüre ich nach einiger Zeit wieder. Aber den äußeren, materiellen Vorgang beachtete er nicht. Das alles war in hellseherische Empfindung gekleidet. Er empfand das, was den Pulsschlag bewirkt und ihn immer wieder an dieselbe Stelle zurückgehen läßt, als Thors Tat. Als das Immer-wieder-Zurückkehren des Hammers des Thor in die Hand des Thor fühlte er in seinem Ich die Thor-Kraft, die Kraft eines der mächtigsten Engel, die überhaupt jemals verehrt worden sind, weil er eine mächtige Wesenheit war, die angesehen wurde als stehengeblieben auf der Stufe des Engeltums." (Lit.: GA 121, S. 147)

Donar in der frühmittelalterlichen Überlieferung

Ausschnitt des christlichen altsächsischen Taufgelöbnisses (9. Jh.)


[...] end ec forsacho [...] Thunaer ende Uuoden ende Saxnote ende allum them unholdum
„[...] und ich entsage [...] [dem] Thor und Woden und Saxnot und allen Unholden.“

Die alemannische Runenfibel von Nordendorf (Anf. 7. Jh.) nennt neben Wodan auch den Gott Wigiþonar. Dagegen ist umstritten, ob logaþore einen Gott bezeichnet.

Im altsächsichen Taufgelöbnis des 9. Jh., einer Abschwörungsformel vom nichtchristlichen Glauben, wird Thunaer zusammen mit anderen Göttern erwähnt.

Der langobardische Gelehrte Paulus Diaconus erwähnt in einem Gedicht über den dänischen König die Götter Waten und Thonar. Die Formen der Namen zeigen aber oberdeutsche Formen und nicht dänische.

Das wohl bekannteste dem Donnergott geweihte Heiligtum war die Donareiche (im Text: robur Iovis) bei Fritzlar in Nordhessen, die Bonifatius im Jahre 723 fällen ließ. Aus dem Holz der gefällten Eiche wurde ein Bethaus für St. Petrus errichtet.

Thor in der nordischen Mythologie

Die hoch- und spätmittelalterliche skandinavische Überlieferung zeichnet ein deutliches Bild von Thor. Die Quellen sind größtenteils im 13./14. Jh. niedergeschrieben worden. Die stoffliche Tradition reicht nur teilweise gesichert in die Zeit vor der Christianisierung zurück. Die Motive wurden also stark literarisch überformt und zeigen Thor in den z. T. schwankhaften Gedichten der Lieder-Edda sogar als Witzfigur.

Zusammenfassung der Details der reichen literarischen Überlieferung

Thor wird als ein Mann im besten Alter, von jugendlicher Frische, mit rotem Bart, vom Wesen her gutmütig, bieder und von ungeheurer Stärke, aber auch leicht erregbar und zornig, geschildert. Er hat außerdem einen unmäßigen Appetit. Von den Göttern steht er dem Menschen besonders nahe, da einer seiner Aspekte der Schutz vor den Riesen und Chaosmächten (Midgardschlange) ist.

Thor ist der Donnerer. Als solcher führt er drei Kleinode mit sich: Den Blitze schleudernden Donnerhammer Mjölnir der, einmal geworfen, nie sein Ziel verfehlt und von selbst zurückkehrt, den Machtgürtel Megingjard und Eisenhandschuhe.

Thors Hammer im Wappen der färöischen Hauptstadt Tórshavn, die vor über 1000 Jahren nach ihm benannt wurde

Er lag in steter Fehde mit den Riesen (aisl. Sg. jötunn, þurs), sowie der Midgardschlange (aisl. miðgarðsormr). Gegen sie kämpft er auch am Ragnarök, doch wird er dabei selbst durch ihr Gift getötet. Nach seinem Kampf mit Hrungnir bleibt ein Stück von dessen Waffe, einem Wetzstein, in Thors Kopf stecken.

Thors Wagen wird von den beiden Ziegenböcken Tanngnjóstr (aisl. Zähnefletscher oder Zähneknisterer) und Tanngrisnir (aisl. Zähneknirscher) gezogen. Seine Gattin Sif gebar ihm eine Tochter, Thrud (Kraft), während er von der Riesin Jarnsaxa zwei Söhne, Magni und Modi, was soviel wie (Stärke) und (Mut) bedeutet, besaß. Als sein Wohnsitz gilt Thrudheim (Land der Stärke); als eine Wohnung in Asgard ist Thrudwang genannt.

Der Wochentag Donnerstag (engl. thursday) ist nach ihm benannt.

Datei:Thor with Mjolnir and belt.jpg

Ähnlichkeiten

Eine überraschende Ähnlichkeit besteht zwischen Thor und dem Wettergott der Hethiter, der gleichfalls den Hammer schleudernd und auf einem von Böcken gezogenen Wagen stehend dargestellt wurde. In der interpretatio romana wurde er als Jupiter aufgefasst. Eine Verwandtschaft scheint auch mit dem vedischen Gott Indra zu bestehen. Man sieht Gemeinsamkeiten zwischen Thor und Herakles/Herkules, aufgrund Herakles' Bewaffnung mit einer Keule und der Prägnanz der Körperkraft. Schließlich scheinen sich Verwandtschaften mit ostiranischen Drachenkämpfer Keresâspa anzudeuten, da Thor gegen die Midgardschlange kämpft.

Die in der Wissenschaft umstrittene vergleichende indogermanische Religionsforschung führt diese teilweise diffusen Gemeinsamkeiten auf einen rekonstruierten indogermanischen Gott-Vater/Himmelsgott Dieus pitah zurück. Thor wäre allerdings als ein Aspekt des Gottes Ziu zu betrachten, bevor er als eigenständiger Gott verehrt wurde und diesen als Hauptgott ablöste.

Weblinks

Commons: Thor - Weitere Bilder oder Audiodateien zum Thema
 Wiktionary: Thor – Bedeutungserklärungen, Wortherkunft, Synonyme, Übersetzungen

Literatur

Dieser Artikel basiert (teilweise) auf dem Artikel Thor aus der freien Enzyklopädie Wikipedia und steht unter der Lizenz Creative Commons Attribution/Share Alike. In Wikipedia ist eine Liste der Autoren verfügbar.