Technokratie

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Die Technokratie (von griech. τέχνη téchne „Fertigkeit“ und κράτος kratos „Herrschaft“) ist eine Form der Regierung oder Verwaltung, in der alle Handlungen auf wissenschaftlichem und technischem Wissen aufbauen sollen. Eine korrekte Übersetzung wäre demnach „Herrschaft der Sachverständigen“. Wissenschaftler, Ingenieure und andere naturwissenschaftlich und technisch fähige Personen, oft auch aus der Praxis der Wirtschaft, ersetzen dabei Politiker.[1] Im Vordergrund steht die rationale, effektive Planung und Durchführung zielorientierter Vorhaben. Während sich die Aufmerksamkeit ganz auf Mittel und Wege konzentriert, verringert sich die Bedeutung der Parteien, der demokratischen Willensbildung und politischer Entscheidungsprozesse hinsichtlich der Wahl gesellschaftlicher Ziele. Technokraten bilden ihre Thesen auf der Annahme, dass es keinen ideologischen Weg gebe, die staatliche Stabilität aufzubauen und somit für das Wohl der Menschen zu sorgen. Technokratische Kabinette sind meist typische Vertreter der parteilosen Regierungen.

Der Begriff ist eine Neuschöpfung aus dem 20. Jahrhundert und eng mit der Technokratischen Bewegung in den USA der 1920er Jahre wie der damals verbreiteten Krise der Demokratie und der von der Sowjetunion und deren Planwirtschaft ausgehenden, anfänglichen Faszination verbunden. Umgangssprachlich wird als Technokrat auch in abwertender Weise eine Person bezeichnet, die eine streng rational-technische Weltsicht hat und dazu tendiert, „weiche“ Faktoren wie etwa soziologische oder psychologische Aspekte eines Themas zu vernachlässigen.

Siehe auch

Literatur

Sachbücher
  • Günther Anders: Die Antiquiertheit des Menschen, Band 1: Über die Seele im Zeitalter der zweiten industriellen Revolution. Verlag C.H. Beck, München 2002, ISBN 3-406-47644-9 (EA München 1956).[2]
  • Thorstein Veblen: The Engineers and the Price System. Cosimo Books, New York 2006, ISBN 1-59605-892-7 (Nachdr. d. EA New York 1921).
  • Jürgen Habermas: Technik und Wissenschaft als „Ideologie“, Frankfurt am Main 1968.
  • Jürgen Habermas: Im Sog der Technokratie, Kleine Politische Schriften XII, Frankfurt am Main 2013.
  • Martin Heidegger: Die Frage nach der Technik. In: Emil Preetorius (Hrsg.) Die Künste im technischen Zeitalter. Wissenschaftliche Buchgesellschaft, Darmstadt 1956.
  • Klaus Schubert: Politik in der „Technokratie“. Zu einigen Aspekten zeitgenössischer Kulturkrisentheorie. Campus Verlag, Frankfurt/M. 1981, ISBN 3-593-32960-3 (zugl. Dissertation, Universität München 1980).
  • Hans Lenk (Hrsg.): Technokratie als Ideologie. Sozialphilosophische Beiträge zu einem politischen Dilemma. Kohlhammer, Stuttgart 1973, ISBN 3-17-236061-X.
  • Neil Postman: Das Technopol. Die Macht der Technologien und die Entmündigung der Gesellschaft („Technopoly“, 1992). 4. Auflage. Fischer, Frankfurt/M. 1992, ISBN 3-10-062413-0.
  • Erich Fromm: Die Revolution der Hoffnung. Für eine Humanisierung der Technik. 2. Auflage. Dtv, München 1991, ISBN 3-423-15035-1 (EA Frankfurt/M. 1981).
  • Brigitte Reck: Between Democracy and Technocracy. The Role of Expertise for the European Parliament. Ibidem Verlag, Berlin 2003, ISBN 3-89821-236-X.
  • Raimund Krämer: Thema: Technokratie. Von der Endlichkeit eines vitalen Konzepts (Welt Trends; Band 18). Berliner Debatte Wissenschaftsverlag, Berlin 1998, ISBN 3-931703-19-3.
  • Axel Görlitz, Hans-Peter Burth: Politische Steuerung. Ein Studienbuch. Verlag Leske + Budrich, Opladen 1995, ISBN 3-8100-1449-4.
  • Don K. Rowney: Transition to technocracy. The structural origins of the Soviet administrative state. Cornell University Press, Ithaca 1989, ISBN 0-8014-2183-7.
  • Gottfried Rickert: Technokratie und Demokratie. Zum Technokratieproblem in der Staatstheorie einschließlich des Europarechts. Peter Lang Verlag, Frankfurt/M. 1983, ISBN 3-8204-5428-4 (zugl. Dissertation, Universität Freiburg/B. 1982).
  • Jacques Ellul: The Technological Society („La technique ou l'enjeu du siècle“, 1954). Vintage Books, New York 2004, ISBN 0-394-70390-1 (Nachdr. d. Ausg. New York 1967).
  • Stefan Willeke: Die Technokratiebewegung in Nordamerika und Deutschland zwischen den Weltkriegen. Eine vergleichende Analyse, Studien zur Technik-, Wirtschafts- und Sozialgeschichte (Hrsg. Hans-Joachim Braun), Band 7, Frankfurt: Peter Lang 1995
  • Stefan Willeke: Die Technokratiebewegung zwischen den Weltkriegen, Technikgeschichte, Band 62, 1995, S. 221–246
  • Günther Witzany: Größenwahn, Geschwindigkeitsrausch, Vereinigungsfieber. Texte zum Ende der Fortschrittsreligion. Mit einem Vorwort von Leopold Kohr. Unipress Verlag, Salzburg. 1992, ISBN 3-85419-117-0.
Belletristik

Weblinks

Einzelnachweise

  1. Ernst R. Berndt: From Technocracy To Net Energy Analysis. Engineers, Economists And Recurring Energy Theories Of Value (PDF; 4,0 MB) (Studies in Energy and the American Economy. Discussion Paper; No. 11). Massachusetts Institute of Technology, Revised September 1982.
  2. Dazu Band 2: Über die Zerstörung des Lebens im Zeitalter der dritten industriellen Revolution. Beck, München 1992, ISBN 3-406-31784-7.
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