Proben

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Verschiedene Proben, wie sie Rudolf Steiner auch in «Wie erlangt man Erkenntnisse der höheren Welten?» ausführlich schildert, muss der Geistesschüler auf dem geistigen Schulungsweg bestehen, ehe er die Einweihung erlangen kann. Grundvoraussetzung für das Bestehen der Proben ist die vorangegangene Katharsis, durch die sich der Geistesschüler von seinen irdischen Begierden reinigt.

Die hauptsächlichsten Proben, die Rudolf Steiner hier nennt, sind:

  1. die Wasserprobe, durch die sich beweisen muss, ob man sich, wenn die Stütze der äußeren sinnlichen Welt weggefallen ist, frei und sicher in der geistigen Welt bewegen kann.
  2. die Luftprobe, durch die man lernt, sich nur mehr auf das eigene höhere Selbst zu stützen.
  3. die Feuerprobe, durch die der Schleier der sinnlichen Welt „verbrannt“ wird und die geistige Welt in der Imagination aufzuleuchten beginnt.

Hat man diese Proben bestanden, darf man in den Strom der Lethe tauchen und aus ihren Fluten den Trunk des Vergessens trinken. Die Erinnerung an alte Schuld, die hier nur mehr hemmend wäre, wird ausgelöscht. Überhaupt wird das ganze herkömmliche Gedächtnis beiseite gestellt – es darf sich keine Erinnerung, nichts im Leben Erfahrenes oder Erlerntes, störend in die geistige Erkenntnis einmischen, die nur mehr aus der unmittelbaren Geistesgegenwart schöpfen darf.

Noch ein zweiter «Trank» wird dem Eingeweihten danach gereicht – der Gedächtnistrank. Durch ihn sind ihm die höheren Geheimnisse und vor allem auch das genaue Bewusstsein für das Maß der eigenen Kräfte ständig lebendig gegenwärtig. Dazu würde das gewöhnliche Gedächtnis nicht ausreichen. Man ist jetzt unmittelbar mit den geistigen Welten verbunden und handelt aus ihrem lebendigen Anschauen. Man muss darüber nicht mehr nachdenken, das Handeln aus dem Geistigen heraus ist einem zur zweiten Natur geworden.

Die Erdenprobe, die Rudolf Steiner im Gegensatz zur Feuer-, Wasser- und Luftprobe in seiner Schrift «Wie erlangt man Erkenntnisse der höheren Welten?» (GA 10) nicht erwähnt, war die erste Probe im Aufnahmeritual für den ersten Grad der erkenntniskultischen Abteilung der Esoterischen Schule, die er von 1904 - 1914 führte. Der Kandidat wurde dazu in spiraligem Kreis in einen Raum, die Kammer des Nachdenkens, geführt, der die Hölle darstellte.

„Das Sitzen in der Kammer des Nachdenkens und in der Hölle wird symbolisch die Erdenprobe genannt, weil die Seele in ihrem gegenwärtigen materiellen Dasein sich fest mit dem Mittelpunkt der Erde verknüpft wissen soll.“ (Lit.:GA 265, S. 211)

Die vier Proben werden gelegentlich auch zusammenfassend als Elementarproben bezeichnet.

Literatur

Literaturangaben zum Werk Rudolf Steiners folgen, wenn nicht anders angegeben, der Rudolf Steiner Gesamtausgabe (GA), Rudolf Steiner Verlag, Dornach/Schweiz Email: verlag@steinerverlag.com URL: www.steinerverlag.com.
Freie Werkausgaben gibt es auf steiner.wiki, bdn-steiner.ru, archive.org und im Rudolf Steiner Online Archiv.
Eine textkritische Ausgabe grundlegender Schriften Rudolf Steiners bietet die Kritische Ausgabe (SKA) (Hrsg. Christian Clement): steinerkritischeausgabe.com
Die Rudolf Steiner Ausgaben basieren auf Klartextnachschriften, die dem gesprochenen Wort Rudolf Steiners so nah wie möglich kommen.
Hilfreiche Werkzeuge zur Orientierung in Steiners Gesamtwerk sind Christian Karls kostenlos online verfügbares Handbuch zum Werk Rudolf Steiners und Urs Schwendeners Nachschlagewerk Anthroposophie unter weitestgehender Verwendung des Originalwortlautes Rudolf Steiners.