Porträtmalerei

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Selbstbildnis mit Hermann Matthäi – Dieses Gemälde von Theobald von Oer aus dem Jahr 1831 schildert die Entstehung eines Porträts in einem Privatatelier der Biedermeierzeit.

Als Porträtmalerei (zu franz.portrait‘, „Bildnis“) bezeichnet man ein Genre der Malerei, dessen Gegenstand die Abbildung eines Menschen in einem Gemälde ist.

Differenzierungsbereiche

Je nach der Größe des Bildausschnittes unterscheidet man in der Malerei Kopfstück, Brustbild, Hüftbild (halbe Figur), Halbfigur, Kniestück (Porträt vom Kopf bis zum Knie), Ganzfigur, nach der Haltung oder Wendung der Figur, besonders des Kopfes, bezeichnet man das Bildnis als von vorn (en face) oder von der Seite genommen (en profil), als Halb- oder Dreiviertelprofil. Eine Übersicht darüber gibt der Artikel Porträt.

Studienkopf nennt man ein skizzenhaft, mehr zur Übung oder als Studie ausgeführtes Bildnis.

Tronies sind vollständig ausgeführte porträtähnliche Kopf- und Charakterstudien, die keine individuelle Person darstellen und von Malern oft als Vorstudien für Gemälde oder für einen Typus geschaffen wurden.

Geschichte

Die Porträtmalerei war bereits in der Antike – gemäß schriftlichen Quellen – gut ausgebildet, erhalten sind allerdings nur außerordentlich wenige Exemplare. In großer Zahl erhaltenen sind die Mumienporträts aus römischer Zeit. Ihr Anfang wird ins letzte vorchristliche Jahrhundert, das Ende ihrer Produktion in der neueren Forschung mehrheitlich Mitte des 3. Jahrhunderts angesetzt.

Porträts aus dem Mittelalter sind häufig in der Form von Dedikationsbildern überliefert. Als eins der ersten autonomen Tafelbilder, auf denen ein Einzelner porträtiert ist, gilt das Bildnis Johanns des Guten im Louvre.

Tizian: Porträt des Dogen Francesco Venier (1555, Sammlung Thyssen-Bornemisza, Madrid)

In der Renaissancezeit wurde das Porträt durch Maler wie Antonello da Messina, Piero della Francesca, Pisanello, Perugino oder Botticelli oder des Manieristen Bronzino zu höchster Virtuosität und malerischer Perfektion ausgebildet. In der Blütezeit der italienischen Malerei gelang es den Künstlern, dem Porträt die Bedeutung eines Charakterbildes zu geben, in welchem das ganze Wesen des Dargestellten zum Ausdruck gelangt. Raffael und Tizian stehen hierin voran, unter den Niederländern Rubens, van Dyck, Frans Hals und Rembrandt, aus der spanischen Schule besonders Velázquez. Die letzteren Meister wissen auch durch koloristische Stimmung und bedeutsamen Hintergrund die Schilderung zu vertiefen. Entstanden sind Porträts seit dieser Zeit in der Regel im Auftrag von Herrschern, die sich der Dienste ihrer Hofmaler bedienten, von Mitgliedern der städtischen Adelsfamilien und Vertretern des Bürgertums, wie Bankiers, Händler, Zünften oder reichen Kunst- und Antiquitätensammler. Die niederländische Malerei brachte die so genannten Konversationsstücke und die Doelen- (Schützen-) und Regentenstücke auf, in denen die Porträtierten zu freien Gruppen bedeutungsvoll verbunden wurden.

Im Zuge der zunehmenden Bedeutung der Auftragsmalerei ist die Porträtbildnerei seit dem 17. Jahrhundert so sehr in den Vordergrund getreten, dass kein Maler von Bedeutung sich derselben entzogen hat. Die Porträtmalerei wurde im Barock von Adel, Klerus und Kaufleuten für die Standesrepräsentation funktionalisiert.[1] Von bevorzugten Porträtmalern der neueren Zeit sind die Franzosen Vigée-Lebrun, David, Gérard, Ingres, Cabanel, Bonnat, Carolus-Duran, Robert Lefèvre die Deutschen Anton Raphael Mengs, Alexander Macco, Winterhalter, Wach, Magnus, Wilhelm Hensel, G. Richter, Angeli, Lenbach, die Engländer Reynolds, Gainsborough, Millais, Herkomer, die Niederländer Isaac Israëls, Vincent van Gogh, Paul Citroen, oder der US-Amerikaner James McNeill Whistler zu nennen.

In der Kunst der Gegenwart spielt die Porträtmalerei keine besonders große Rolle mehr, Porträts werden heute in großem Stil von Fotografen angefertigt. Trotzdem gibt es zeitgenössische herausragende Porträtisten, wie Alice Neel, Francis Bacon, Lucian Freud oder Luc Tuymans.

Landschaften

Die Wiedergabe einer spezifischen Landschaft wird als Landschaftsporträt bezeichnet, den gleichen Begriff wendet man auch in der Fotografie und der Literatur an.

Siehe auch

Literatur

  •  Torsten Krämer: Porträtmalerei-Werkbetrachtung von der Antike bis zur Gegenwart. Klett Verlag Stuttgart-Leipzig 2010, ISBN 978-3-12-205121-1. (Schulbuch für die Oberstufe)
  • Renate Klein: Porträt. Englisch Verlag, Wiesbaden 2005, ISBN 978-3-8241-1289-0

Weblinks

Commons: Porträtgemälde - Weitere Bilder oder Audiodateien zum Thema

Einzelnachweise

  1. Francis Haskell: Maler und Auftraggeber. Kunst und Gesellschaft im italienischen Barock. Köln 1996; Martin Warnke: Der Hofkünstler. Zur Frühgeschichte des modernen Künstlers. 2. überarbeitete Auflage. DuMont, Köln 1996.


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