Póntos Pyletós

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Póntos Pyletós (griech. πόντος πιλητὸς, wörtlich „zusammengezogenes Meer, Meeresenge“) ist eine esoterische Bezeichnung für die zusammengezogene feste sinnliche Materie.

„Sie wissen wohl, daß in der Esoterik überall die Materie dargestellt wird durch das Symbol des Wassers. Wasser ist das esoterische Symbol für die Materie. Ich brauche Sie nur auf ein Beispiel aus der Theologie hinzuweisen: In dem Nicaenischen Glaubensbekenntnis, da, wo es heißt «... gelitten unter Pontius Pilatus», da müßte es eigentlich heißen «gelitten in Pöntos Pyletös», das bedeutet «in dem zusammengedrückten Wasser». Der Gottessohn ist herabgestiegen, um zu leiden in der auf dem physischen Plan vorhandenen Materie. Im Credo, das wir im christlichen Bekenntnis haben, ist aus «póntos», das Meer, latinisiert «Pontius» geworden, und aus «Pyletós» wurde «Pilatus».“ (Lit.:GA 88, S. 98)

„Rein und geistig ist der Christus, der in die Menschen einzieht; jungfräuliche Geistmaterie ist er. Nun ist er herabgestiegen in die zusammengezogene, sinnliche Materie. Diejenigen, die esoterisch sprechen, nennen das das Wasser oder das Meer. So heißt es zum Beispiel in der Genesis: Der Geist Gottes schwebte über den Wassern. - Das bedeutet, der Geist schwebt über der Materie. Man nennt diese Materie griechisch auch «Póntos Pyletós», wörtlich zusammengezogenes Meer. Der Mensch ist eingezogen in diese zusammengezogene Materie, die seine Organe gebildet hat. Dadurch ist aus dem tätigen Wesen im Geisteslande ein Wesen geworden, welches passiv die Eindrücke durch die Sinnesorgane von außen empfängt: Passiv ist der Mensch geworden, ein Póntos Pyletós. Das unterscheidet das Anschauen in der geistigen Welt von dem Anschauen in der Sinnenwelt. Wenn wir in der geistigen Welt einen Gegenstand vor uns haben wollen, dann haben wir zuerst den Gedanken, und diesen Gedanken bildet der Geist im Geisteslande, das heißt, die Abbilder zu allem Schaffen findet der Mensch im Geisteslande. In der sinnlichen Welt nimmt der Mensch leidend auf, passiv geworden ist der Mensch. Wir alle sind passiv geworden, gleichsam leidend in der zusammengezogenen Materie. Das war das ursprüngliche Bekenntnis des ägyptischen Priesterglaubens. Das ist das Symbolum, daß der Christus zu der Menschheit herabgestiegen ist, daß er Materie angenommen hat und passiv leidend wurde in dem zusammengezogenen Meer, in dem Póntos Pyletós. Im Laufe der Zeit ging dies in das Christentum über, und dadurch, daß das Wort Póntos Pyletós gründlich mißverstanden wurde, ist die mißverständliche Stelle im christlichen Glaubensbekenntnis entstanden, die heißt: «gelitten unter Pontius Pilatus», die nichts anderes ist als die angeführte Stelle des Glaubensbekenntnisses der ägyptischen Priester. Leidend ist der Mensch geworden; er ist nicht mehr aktiv, sondern passiv. Das ist derjenige Glaubensartikel, der im okkulten Symbolum die sogenannte Menschwerdung bedeutet.“ (Lit.:GA 88, S. 139f)

Literatur

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Eine textkritische Ausgabe grundlegender Schriften Rudolf Steiners bietet die Kritische Ausgabe (SKA) (Hrsg. Christian Clement): steinerkritischeausgabe.com
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