Musikinstrument

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Ein Musikinstrument ist ein Gegenstand, der mit dem Ziel konstruiert oder verändert wurde, Musik zu erzeugen. Im Prinzip kann jeder Gegenstand, der Töne oder auch nur Geräusche hervorbringt, als Musikinstrument dienen, jedoch wird der Ausdruck normalerweise nur für solche Gegenstände verwendet, die zu diesem Zweck hergestellt oder verändert wurden. Manchmal wird auch die menschliche Stimme als Musikinstrument bezeichnet.

Klassifikation

Klassifizierungen von Musikinstrumenten - Artikel in der deutschen Wikipedia

Es gibt viele verschiedene Versuche, die Vielfalt der Musikinstrumente in Gruppen einzuteilen. Bei praktisch allen Klassifikationssystemen zeigen sich Vor- und Nachteile sowie mehr oder weniger zahlreiche Ausnahmen.

Klassifikation nach Art der Tonerzeugung

Im 1914 veröffentlichten Klassifikationsschema von Curt Sachs und Erich von Hornbostel werden die Instrumente entsprechend unterteilt, die Gruppe der „Elektrophone“ wurde 1948 durch Karl-Heinz Dräger ergänzt. Innerhalb dieser Schemata sind Mischformen möglich. Das wachsende Verständnis für die Physik hinter den Erscheinungen, die Einführung von „elektrischen“ Instrumenten und sogar der elektronischen Musik machte im 20. Jahrhundert eine Einordnung der Musikinstrumente aus physikalischer Sicht notwendig, die sich bei Fachleuten des Instrumentenbaus immer weiter durchsetzt. Besonders die Unterscheidung von Musikautomaten, die bekannte klassische Instrumente bespielten und die elektronische Klangerzeugung, die erst durch Elektro-Akustische-Wandler hörbar gemacht werden kann, erbrachte folgende übergeordnete Gliederung:

  • Mechanische Musikinstrumente, Instrumente bei denen die klassische Mechanik zur Beschreibung benutzt werden kann. (z. B. Geige, Pauke, Flöte, Xylophon) Oft werden diese Instrumente als „akustisch“ oder „natürlich“ bezeichnet, obwohl alle Musikinstrumente zwingend einen akustischen Anteil haben, da ohne akustische Wellenausbreitung keine Wahrnehmung durch die Ohren möglich ist. Auch sind diese Instrumente menschliche Artefakte höchster Vollendung und Präzision und nicht natürlichen Ursprungs. Die Vorgänge werden mit Begriffen wie Haftreibung oder Gleitreibung, Strömungsmechanik, Masse, Feder, Dämpfung usw. beschrieben.
  • Mechanische Musikautomaten, wie mechanische Musikinstrumente, allerdings mit automatischer Spielvorrichtung. (z. B. Orchestrion, Pianola)
  • Elektromechanische Musikinstrumente, basierend auf mechanisch-elektrischer Energieumwandlung (z. B. E-Gitarre, Hammondorgel). „Elektrische“ Musikinstrumente gibt es in diesem Sinne nicht, da eine Schaltung nur aus passiven Bauelementen wie Spule, Widerstand und Kondensator, wie sie zum Beispiel in E-Gitarren zum Einsatz kommt, nicht aktiv an der Klangerzeugung beteiligt ist, sondern nur der Verstärkung der Ausgangsschwingung dient. Somit zählen solche Instrumente eigentlich zu den Gruppen, denen die Erzeuger der eigentlichen Schwingungen zuzurechnen sind (eine E-Gitarre zu den Chordophonen).
  • Elektronische Musikinstrumente basieren auf analogen Schaltkreisen, wobei der Klang durch Oszillatoren auf der Basis elektronischer Bauelemente wie Vakuumröhre oder Transistor erzeugt wird (z. B. Theremin), der oft durch eine Reihe zusätzlicher Schaltkreise (z. B. Trautonium) gefiltert oder ergänzt wird. Ein modularer Synthesizer kombiniert dabei eine große Anzahl elektronischer Klangerzeuger verschiedener Wellenformen mit zahlreichen analogen Effektgeräten, die es erlauben, das analoge Klangsignal weiter zu verändern.
  • Digitale Musikinstrumente generieren den Klang rein rechnerisch mit Hilfe von universellen Mikroprozessoren oder speziellen Prozessoren zur digitalen Signalverarbeitung. Die Umwandlung in eine physikalische Schwingung wird erst am Ende der Signalverarbeitung von einem Digital-Analog-Wandler vorgenommen. Derartige Instrumente können sowohl in der Form dedizierter Hardware (z. B. digitale Synthesizer) als auch als reine Softwareanwendung (z. B. Software-Instrument, Software-Synthesizer) implementiert werden.

Klassifikation nach Benutzung durch den Spieler

Unabhängig von der Art der Tonerzeugung ist auch eine Klassifikation nach der Benutzung durch den Spieler möglich. Hier unterscheidet man:

Wenn kein Spieler zur Klangerzeugung nötig ist, spricht man auch von einem Musikautomaten (siehe im Speziellen Mechanischer Musikautomat).

Klassifikation nach dem Rohmaterial

In Ostasien wurden Musikinstrumente nach ihrem Rohmaterialien unterschieden. Das System der Acht Klänge (chin. 八音, bāyīn, japanisch „Hatchi-In-System“) unterscheidet acht Materialgruppen:[1] Metall (Gold, Bronze, Stahl), Stein, Garn (Seide, Wolle), Bambus, Kürbisfrüchte, Ton, Leder und Holz.

Weitere Klassifikationen

Siehe auch

Literatur

  • Friedemann Otterbach: Schöne Musikinstrumente. Schuler Verlagsgesellschaft, München 1975.
  • Erich Valentin: Handbuch der Musikinstrumentenkunde. Gustav Bosse, Regensburg 1954.

Weblinks

Commons: Musikinstrument - Weitere Bilder oder Audiodateien zum Thema
 Wiktionary: Musikinstrument – Bedeutungserklärungen, Wortherkunft, Synonyme, Übersetzungen
  • Auswahl von Videos aus der Fernsehsendung Kunst und Krempel des Bayrischen Rundfunks mit ausführlichen Beschreibungen von Musikinstrumenten

Einzelnachweise

  1. Erklärungstext des japanischen Komponisten Maki Ishii zu einem Sanukitophon im Japanisch-Deutschen Zentrum Berlin. Gefunden am 19. Juni 2010.
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