Martin Luther

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Martin Luther (Werkstatt Lucas Cranachs des Älteren, 1528, Sammlung Lutherhaus Wittenberg)

Martin Luther (eigentlich Martin Luder; * 10. November 1483; † 18. Februar 1546 in Eisleben) ist der geistige Vater der protestantischen Reformation. Als Augustiner-Mönch wurde er Theologe und Professor und wollte notwendige Reformen zunächst ohne Kirchenspaltung erreichen. Durch seine sprachliche und schriftstellerische Gabe und charismatische Persönlichkeit entfaltete er breite Wirkungen, die die mittelalterliche Alleinherrschaft des Katholizismus in Europa unwiderruflich beendeten. Seine Lutherbibel zählt bis heute zu den wichtigsten Bibelübersetzungen.

Leben und Werk

Für Details zu Leben und Werk Martin Luthers siehe: Martin Luther

Gedanken zum tieferen Verständnis Luthers

Rudolf Steiner hat einige Hinweise zu einem tieferen Verständnis der Persönlichkeit Luthers gegeben:

„Wann versteht man heute Luther wirklich? Man versteht ihn dann wirklich, wenn man weiß, wie die innere Beschaffenheit, die von unseren Anschauungen ganz unabhängige innere Beschaffenheit der Luther-Persönlichkeit war, wenn man weiß, daß Luther kurze Zeit nach dem Aufgang der fünften nachatlantischen Zeit aufgetreten ist, und wenn man weiß, daß in seinem Gemüt, in seiner Seele alles an Impulsen eines Menschen der vierten nachatlantischen Zeit lebte. Er war deplaciert in der fünften nachatlantischen Zeit; er fühlte, dachte, empfand wie ein Mensch der vierten nachatlantischen Zeit, aber er hatte vor sich die Aufgabe der fünften, denn er stand gerade am Anfang der fünften nachatlantischen Zeitrechnung. So ist in den Anfang der fünften nachatlantischen Zeit, in den Horizont der fünften nachatlantischen Zeit, ein Mensch hineingestellt, der eigentlich alle Eigenschaften der vierten nachatlantischen Zeitperiode als Impulse in seinem Gemüt hatte. Und unbewußt, instinktiv lebte in dieser Luther-Seele der Aspekt, der Hinblick auf dasjenige, was die fünfte nachatlantische Periode bringen sollte.

Was sollte sie denn bringen? Den gesamten Materialismus, den nur überhaupt die nachatlantische Zeit der Menschheit bringen kann. Der Materialismus sollte auf allen Gebieten nach und nach in die Menschheit eindringen. Paradox ausgedrückt - Paradoxa geben natürlich niemals ganz genau den Tatsachenbestand, aber man kann sich schon den Tatbestand aus ihnen herausnehmen -, könnte man sagen: Weil Luther in seinen Gemüts- und Gefühlsimpulsen ganz und gar in der vierten nachatlantischen Zeitepoche wurzelte, verstand er eigentlich nicht, was die materialistischen Menschen der fünften nachatlantischen Zeitepoche in ihrem Innersten in der Seele trugen. Vor seiner Seele stand wohl instinktiv, mehr oder weniger unbewußt, die Art der Konflikte, wie die Menschen der fünften nachatlantischen Zeitperiode zu der äußeren Welt stehen würden, wie sie handeln würden in der äußeren Welt, wie sie verknüpft sein würden mit den Werken der äußeren Welt; aber das alles ging ihn eigentlich nichts an als einen Menschen, der im Sinne der vierten nachatlantischen Zeitperiode fühlte. Daher sein entschiedenes Betonen: Aus all dem Verkehr mit der Außenwelt, aus all dem Werkzusammenhang mit der Außenwelt kann nichts Gutes kommen. Ihr müßt euch lösen von diesem Werkzusammenhang, lösen von all dem, was die Außenwelt gibt, und müßt allein in eurem Gemüt den Zusammenhang mit der geistigen Welt finden. Nicht aus dem, was ihr wissen könnt, sondern aus dem, was ihr glauben könnt als herauswachsend aus eurem Gemüt, aus eurer Seele, müßt ihr die Brücke bauen zwischen der geistigen Welt und der irdischen. Aus diesem Nicht-Verbundensein mit der Umwelt entsprang das Betonen Luthers eines nur inneren Glaubenszusammenhangs mit der geistigen Welt.

Oder nehmen Sie ein anderes: Vor Luthers geistigem Auge war in gewisser Beziehung die geistige Welt offen. Seine Teufelserscheinungen haben nicht nötig, entschuldigt zu werden, wie das Ricarda Huch tut, die aber sonst in ihrem Buch sehr verdienstvoll über Luther geschrieben hat. Aber seine Teufelserscheinungen haben nicht nötig, heute so entschuldigt zu werden, daß man sagt: Er glaubte nicht an den Teufel mit dem Schwanz und Hörnern, der auf der Straße herumlaufe. - Er hatte die wirkliche Erscheinung des Teufels. Er wußte, was diese ahrimanische Natur für eine Wesenheit ist; das wußte er gut. Vor seinem geistigen Auge war noch, wie beim Menschen der vierten nachatlantischen Periode, die geistige Welt bis zu einem gewissen Grade offen, gerade für diejenigen Erscheinungen offen, die natürlich wiederum die wesentlichsten der fünften nachatlantischen Zeit sind. Und die wesentlichsten geistigen Kräfte der fünften nachatlantischen Zeit sind die ahrimanischen. Die sah er daher. Die Menschen der fünften nachatlantischen Periode dagegen haben die Eigentümlichkeit, daß sie unter dem Einfluß dieser Mächte stehen, aber sie nicht sehen. Weil aber Luther gewissermaßen aus der vierten nachatlantischen Zeitperiode hereinversetzt war, sah er die Mächte und betonte sie entsprechend. Und wenn man das nicht ins Auge faßt, dieses konkrete Zusammenhängen mit der geistigen Welt, versteht man ihn eben nicht.

Wenn Sie ins 15., 14., 13., 12. Jahrhundert zurückgehen: Sie finden überall die Einsicht in die Verwandlungen des Materiellen. Was später geschrieben worden ist, ist ja zum größten Teil Schwindelliteratur, weil die eigentlichen einschlägigen Geheimnisse mit dem Ablauf der vierten nachatlantischen Zeit verlorengegangen sind. Aber alles ist ja nicht Schwindelliteratur, und es ergoß sich manches Richtige hinein, was schwer aufzufinden ist; nur ist es eben nicht gerade hervorragend, namentlich was in späterer Zeit gedruckt worden ist. Die entsprechenden Geheimnisse waren eben verlorengegangen. In der Zeit aber, in der die Geheimnisse von der Alchimie bekannt waren, in der Zeit des vierten nachatlantischen Zeitraums, da konnte man sehr gut auf kirchlichem Gebiete von der Transsubstantiation, von der Verwandlung des Brotes und des Weines in den Leib und in das Blut sprechen, denn man konnte mit diesen Worten noch bestimmte Begriffe verbinden. Luther war verwoben mit der Denkweise, mit der Empfindungsweise der vierten nachatlantischen Zeit, aber hineingestellt war er in die fünfte nachatlantische Zeit. Er mußte daher die Transsubstantiation herausheben aus dem physischen, materiellen VerwandlungsZusammenhang. Und was wurde für ihn das Sakrament, die Transsubstantiation? Ein bloß im Geistigen vor sich gehender Prozeß. Es wird nichts verwandelt, so sagt er, sondern nur, indem das Abendmahl gereicht wird, geht in den Gläubigen der Leib und das Blut Jesu Christi über. - Alles, was Luther sagt, alles, was Luther denkt und empfindet, das ist deshalb gesagt, gedacht und empfunden, weil er ein Mensch mit der Gemütsverfassung der Menschen des vierten nachatlantischen Zeitraums ist: der rettet sich den Zusammenhang, den geistigen Zusammenhang, den die Menschen des vierten nachatlantischen Zeitraums mit den Göttern gehabt haben, in das fünfte, gottlose Zeitalter herein, in das materialistische, in das geistig leere, glaubenslose, wissensleere Zeitalter herein.“ (Lit.: GA 177, S. 111ff)

Forschungen zu einer Inkarnationsreihe

In einem Vortrag vom 28. Juli 2006 beschreibt Heinz Grill das Ergebnis seiner geistigen Forschungsarbeit zu einer Inkarnationsreihe, die von Martin Luther (1483–1546) ausgeht. Nach dieser Forschung erscheinen einzelne Aspekte oder Seelenanteile der Persönlichkeit Luthers in veränderter Form wieder in der Person von Jakob Böhme (1575–1624) und in weiter veränderter Form in dem Freiheitskämpfer Georg Elser (1903–1945):[1]

Martin Luther
Jakob Böhme
Georg Elser

„Es ist eine außerordentlich interessante Inkarnationsreihe, wenn wir einmal die Seele von Martin Luther, der den Protestantismus gegründet hat, betrachten. Martin Luther war eine sehr revolutionäre Seele und wirkte im Sinne eines Protestierens, eines wirklichen Protestes gegen die allgemeinen Bedingungen des damals existierenden, degenerierenden katholischen Systems. Das Protestieren führte schließlich dazu, daß wir es dann der Abzweigung oder der hinzu kommenden evangelischen Bekenntnisreligion, dem so genannten Protestantismus, zuordnen. Es war im wahrsten Sinne ein Protestieren, es war eine außerordentlich gewagte und mutige Tat, die Martin Luther vollbrachte. Zu dieser Zeit war er doch noch sehr der Gefahr unterlegen, in eine Rolle zu kommen, die ihm das Leben kostet. Dieser Martin Luther erscheint wieder in gewissen Teilen in der Seele Jakob Böhmes.

Jakob Böhme erfährt nun inhaltlich und poetisch gesehen eine Steigerung in der Geistqualität zu Martin Luther. Es ist gewissermaßen eine Steigerung enthalten, wenn wir die Schriften Martin Luthers vergleichsweise zu Jakob Böhme nehmen. Jener heilige Hauch und Glanz in Böhmes Schriften, die sich ständig rhythmisch wiederholenden Geistbekenntnisse und Imaginationen, die darin niedergeschrieben sind, waren wieder eine außerordentliche Revolution für das damalige christliche Gemeindeleben. Ganz besonders da er Protestant war, entflammte eine Herausforderung für den protestantischen Glauben. Es kam schließlich im Zeitengeist, in den Wogen des Fließens von Zeitenströmen dorthin, daß dieser Jakob Böhme schließlich wieder eine Art Revolution startete gegen die sich verfestigende Form des Protestantismus.

Er wurde sehr schwer bekämpft und mit aller Widersprüchlichkeit seines Schriftstellertums sanktioniert. Die Veröffentlichungen, so widersprüchlich es ist, kamen auf ganz eigentümliche Weise zuwege, denn Jakob Böhme, dem das Schreiben verboten wurde, wurde schließlich auch jegliche Existenzberechtigung innerhalb der evangelischen Glaubensgemeinschaft abgesprochen. Da meist besondere Härten mit einfallsreichen Machenschaften aufgetürmt werden, wenn es sich um die sensible Glaubensfrage handelt, ist es nicht verwunderlich, daß der oberste Primat, der Pfarrer aus dem Orte allerlei nur erdenkliche Methoden entwickelte, wie er den wirklich bedürftigen, armen und auch krank darniederliegenden Jakob Böhme in der Sonntagsmesse demütigen konnte. Auf den Höhepunkt der Demütigung brachte er es, indem er seine Schriften konfiszierte, sie vervielfältigte und allerlei Gelehrten schickte, um sie gegen Jakob Böhme aufzuhetzen. Da aber die Gelehrten des Umkreises plötzlich besonderes Interesse an den Schriften fanden, verbreitete sich somit das Schriftentum. Also geradewegs durch den Gegner, der äußersten Eifer besaß, Böhme zu demütigen, ihn in der Gemeinde zum unmündigen Narren zu erklären, wurden die Schriften in allen Teilen Deutschlands populär. Böhme selbst hätte das gar nicht zuwege bringen können, da er ein Schustermeister, ein einfachster Bürger des Landes war.

Gerade durch die größten Widersprüche entstehen Bewegungen des Glaubens und Verkündigungen von Wahrheiten. Wir sehen aber, wenn wir Martin Luther im Geiste betrachten, wie sich eine Seele erneut in eine geheimnisvolle Mission inkarniert. Diese Seele wirkt weiter und sie kommt mit einer ganz eigenartigen Inkarnation wieder. Sie kommt während des zweiten Weltkrieges in der Fähigkeit eines Schreiners wieder. Da kommt eine Seele, die eine außerordentliche Disziplin und Kraft besitzt, eine Kraft, die schon durch ihre außerordentliche Genialität und Stärke daran erinnert, daß sie etwas Besonderes darstellt. Diese Seele stört sich natürlich am allermeisten an der Person Hitlers. Da diese Seele, die hier wiederkommt, sofort bemerkt, wie diese Hitlerfigur die erste und primärste Macht in dem Reichsregim darstellt, ist sie natürlich auf das Äußerste bemüht, nun diese Seele auszuschalten. Alle kennen diese Seele: Georg Elser. Diese Seele geht nun 30 Tage in das Hofbräuhaus und installiert dort im einzigartigen Alleingang einen Anschlag. Diesen Mut aufzubringen, so eine Tat zu vollziehen, die aber dann im letzten Moment schief geht und die ihm dann zum Verhängnis für das irdische Dasein wird, kann nur jemand, der eine zielstrebige Absicht in seiner Mitte führt. Diese Seele lebt weiter, nachdem sie 1949 abscheidet bzw. nachdem der Körper von Georg Elser durch Tod, durch Erschießen abscheidet, lebt und bewirkt nun in der Aufarbeitung des deutschen Volkes, in der Aufarbeitung des Nationalsozialismus außerordentlich hohe Genialität.

Wenn wir jetzt diese Seele suchen, so finden wir sie wieder im Wirken herein aus dem Licht. Wir können deshalb fragen: Wie ist das Licht von Deutschland durchgeistigt, wie ist es in Europa durchgeistigt? Wie lebt der Geist in Europa tatsächlich, wenn wir ihn ganz inniglich anschauen, wenn wir das Innerste des Lichtes betrachten, die innersten Gedanken, die im Lichte leben und weben? Wir finden dann eine Seele wie die von Georg Elser, die schon durch jene bekannte christliche Inkarnationsreihe hindurchgeht und schon vieles in der Weltschöpfung vollbracht hat. Eine solche Seele lebt in einer stillsten, ungesehenen Atmosphäre und bestimmt weiterhin die Aufarbeitung des Nationalsozialismus. Sie kann natürlich nicht allein allerlei bewirken, daß also ein endgültiger Friede entsteht. Eines muß man aber tatsächlich feststellen, das Licht in Deutschland ist trotz aller Tragik und allen zeitlichen Nöten mit hohen Idealen der Christlichkeit aufgeladen. Obwohl natürlich die Zeitprobleme und die Machenschaften der Zeit wetteifern, so finden wir jedenfalls eine Seele vor, die aus den innersten Seinswelten, aus den innersten Schöpferwelten dagegen arbeitet.

Der Lebensauftrag einer Seele bleibt nicht nur innerhalb der irdischen Daseinsformen. Der Lebensauftrag vollbringt sich oftmals in seiner ganzen Größe erst nach dem Tode. Er wirkt nach dem Tode sogar noch weiter als wie innerhalb der Daseinswelt des Eingebundenseins. Es ist nicht immer leicht zu sehen, welche tiefe Kraft die einzelne Seele oder der einzelne geistbegabte Mensch in die Weltschöpfung hereinbringen will.“

Siehe auch

Literatur

  • Rudolf Steiner: Die spirituellen Hintergründe der äußeren Welt. Der Sturz der Geister der Finsternis., GA 177 (1985), Siebenter Vortrag, Dornach, 12. Oktober 1917
  • Rudolf Steiner: Menschliche und menschheitliche Entwicklungswahrheiten. Das Karma des Materialismus., GA 176 (1982), ISBN 3-7274-1760-9 pdf pdf(2) html mobi epub archive.org English: rsarchive.org (Siebenter und Achter Vortrag, September 1917)
  • Kirchenamt der EKD (Hrsg.): Rechtfertigung und Freiheit: 500 Jahre Reformation 2017. Ein Grundlagentext des Rates der Evangelischen Kirche in Deutschland (EKD) (EKD-Denkschriften), Gütersloher Verlagshaus, 4. Aufl. 2014, PDF (Der Text versteht sich lt. Volker Leppin als Explikation der theologischen Botschaft der Reformatoren), Rezension
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Eine textkritische Ausgabe grundlegender Schriften Rudolf Steiners bietet die Kritische Ausgabe (SKA) (Hrsg. Christian Clement): steinerkritischeausgabe.com
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Hilfreiche Werkzeuge zur Orientierung in Steiners Gesamtwerk sind Christian Karls kostenlos online verfügbares Handbuch zum Werk Rudolf Steiners und Urs Schwendeners Nachschlagewerk Anthroposophie unter weitestgehender Verwendung des Originalwortlautes Rudolf Steiners.

Einzelnachweise

  1. Heinz Grill: Wo liegt der Mittelpunkt des Menschen? Lammers-Koll-Verlag, Broschüre 2006, S. 9 ff.