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Levitation

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Der Heilige Josef von Copertino (1603 - 1663) soll die Gaben der Levitation und Bilokation besessen haben.

Levitation, eine Form der Psychokinese, ist die postulierte Fähigkeit des Menschen, ohne Hilfsmittel zu schweben. Berichte über die Fähigkeit gibt es in annähernd jeder Kultur und auch in heutigen Medien. Ein naturwissenschaftlicher Nachweis für eine gelungene Levitation liegt nicht vor.

Katholische Sicht

Nach Auffassung der katholischen Kirche kann die Fähigkeit der Levitation ebenso wie die Fähigkeit zur Bilokation ein Indiz für die Heiligkeit einer Person sein, denn laut Bibel hatte auch Jesus die Fähigkeit zur Levitation. U.a. berichtet Matthäus, dass er auf dem Wasser wandelte (Matth. 14, 24-33). Andererseits wird die Levitation und besonders auch die Bilokation als Indiz für die dämonische Besessenheit einer Person betrachtet.

Über 230 Heiligen wird diese Fähigkeit zugesprochen. Die Heilige Theresa von Ávila schreibt in ihrer Autobiographie von Levitationserlebnissen. Hierbei darf nicht außer Acht gelassen werden, dass die Fähigkeit zum Fliegen in Träumen ein geläufiges Thema darstellt.

Die bekannteste Levitation wird jedoch dem in der Apostelgeschichte, Kapitel 8, Verse 9-25, erwähnten Zauberer Simon Magus zugeschrieben, der im ersten Jahrhundert in Rom bei einem öffentlich mit Simon Petrus ausgetragenem Wunderwettbewerb geschwebt haben soll. Die zumeist apokryphen Quellen über diese Begebenheit wurden im 12.Jahrhundert in der Legenda Aurea zusammengefasst. Fortan wurden Flug und Fall des Simon Magus ein beliebtes Motiv in der mittelalterlichen Kunstgeschichte.

Auch der heilige Filippo Romolo Neri (1515 - 1595), Goethes Lieblingsheiliger auf seiner Italienischen Reise, soll die Fähigkeit der Levitation besessen haben und wurde zum Vorbild des Pater ecstaticus im Faust II:

"Goethe waren überhaupt diese Dinge ganz vertraut. Was wir hier noch nicht darstellen konnten - später werden wir es einmal, wenn unser Bau fertig ist -, das ist die Tatsache, daß der Pater ecstaticus auf und ab schwebt. Goethe schreibt am 26. Mai 1787 über Filippo Neri: «Im Laufe seines Lebens entwickelten sich in ihm die höchsten Gaben des religiösen Enthusiasmus: die Gabe der Tränen, der Ekstase und zuletzt sogar des Aufsteigens vom Boden und des Schwebens über demselben, welches von allen für das Höchste gehalten wird.»

Ich möchte dies ausdrücklich erwähnen, weil ich Ihnen sagen muß, daß Goethe dies nicht etwa unbewußt oder wie ein bloßes Phantasiebild hingeschrieben hat, sondern daß er sehr wohl bewandert war in diesen Dingen, daß er sie kannte, tief kannte. Also er läßt den Pater ecstaticus nicht einfach auf und ab schweben, weil es ihm so einfällt; wir müssen bedenken, daß Goethe ein Mann war, der von Filippo Neri so sprach. Das vertieft ungeheuer das Gefühl." (Lit.: GA 272, S. 160)

Gesellschaftliche Entwicklung

Die Blütezeit der Levitationslehre in Europa war im 15. Jh. bis ins 18 Jh. Besonders in England und Russland praktizierten Adelige auf ihren Schlössern Levitationsabende. Sie versuchten mit reiner Willenskraft mit ihrer Seele aus dem Körper zu gelangen, um frei herum zu schweben. John Buchan, schottischer Schriftsteller und Politiker (1875 – 1940) beschreibt in der Biografie (The Marquis of Montrose) die These des schottischen Lords Marquis of Montrose (1612 – 1650), der behauptete, dass es drei Arten der Levitation gibt:

  1. Die geistige Levitation (Spiritlevitation)
    Mit den Gedanken begibt man sich auf Reisen. Es ist die schnellstmögliche Form von einem Ort an den anderen zu gelangen.
  2. Die seelische Levitation (Soullevitation)
    Mit geistiger Willenskraft tritt die Seele aus dem Körper und schwebt frei im Raum herum.
    Das - angebliche - Phänomen ist heute als Out of body experience (OBE) oder Außerkörperliche Erfahrung (AKE) bekannt.
  3. Die körperliche Levitation (Bodylevitation)
    Der Körper entzieht sich der Erdanziehungskraft der Erde und beginnt frei zu schweben.

Fälle

Bekanntester Fall dürfte aber der heiliggesprochene Franziskanermönch Joseph von Copertino (1603-1663) sein, der aus bäuerlichen Verhältnissen stammte. Für über 100 Flüge fanden damalige Gelehrte Zeugen und auch viele Persönlichkeiten hatten großes Interesse selbst Augenzeuge dieses Wunders zu werden. Unter anderem haben Prinzessin Maria von Savoyen und König Johann II. Kasimir von Polen ihre Beobachtungen unter Eid bestätigt.

In neuerer Zeit erregte auch Daniel Dunglas Home (1833-1886) aus Connecticut großes Aufsehen. Er lernte seine Fähigkeiten zu beherrschen und zeigte sie regelmäßig einem großem Publikum. Bekannte Persönlichkeiten und Skeptiker haben das beobachtet, darunter Napoleon III, Fürst Metternich, die englische Königin, Mark Twain, William Makepeace Thackeray, John Ruskin, Rosetti und Edward Bulwer-Lytton. Keiner der Versuche, ihm Betrug nachzuweisen, gelang. Der an Parapsychologie sehr interessierte William Crookes, Präsident der Royal Society, schrieb im damals wichtigsten Wissenschaftsblatt, dem "Quarterly Journal of Science" welch innerer Widerstreit in ihm herrscht zwischen seinem unumstößlichen Wissen und dem mit Augen und Händen Erlebten. In seiner spektakulärsten Vorführung soll Home in London aus einem Fenster im dritten Stockwerk und durch ein anderes wieder in das selbe Haus geflogen sein. Skeptiker betrachten ihn dennoch als Betrüger und halten nicht viel von den Zeugnissen, weil die Ausbildung von Wissenschaftlern keinen Einfluss darauf habe, wie leicht sie hereinzulegen seien.

Aus der Sicht von Yoga

Levitation ist auch die zweite Stufe des Yogischen Fliegens, einer Erweiterung der Technik der Transzendentalen Meditation, die auf den Yoga-Sutras von Patanjali basiert. Die erste Stufe besteht darin, im Schneidersitz auf und ab zu hüpfen also zu schweben. Bisher wurde nur die erste Stufe nachweislich erreicht.

Es gibt in der Esoterik auch die Theorie, dass man entweder durch Konzentration der feinstofflichen Energie im Anahata (im Herzchakra), oder durch Erzeugung eines entsprechenden elektromagnetischen Feldes um sich selbst herum die Schwerkraft überwinden kann. Bei der ersten Methode wird die Luftenergie, welche diesem Energiezentrum entspricht - dem Herzchakra -, eben dort gesammelt, bis man leichter als eine Feder wird. Bei der zweiten Methode erzeugt man mittels der Energie eine abgeschlossene Aurakugel. Die Erlangung dieser Fähigkeiten ist ein Phänomen der sogenannten, yogischen Siddhi-Kräfte.

Literatur

Literaturangaben zum Werk Rudolf Steiners folgen, wenn nicht anders angegeben, der Rudolf Steiner Gesamtausgabe (GA), Rudolf Steiner Verlag, Dornach/Schweiz Email: verlag@steinerverlag.com URL: www.steinerverlag.com.
Freie Werkausgaben gibt es auf steiner.wiki, bdn-steiner.ru, archive.org und im Rudolf Steiner Online Archiv.
Eine textkritische Ausgabe grundlegender Schriften Rudolf Steiners bietet die Kritische Ausgabe (SKA) (Hrsg. Christian Clement): steinerkritischeausgabe.com
Die Rudolf Steiner Ausgaben basieren auf Klartextnachschriften, die dem gesprochenen Wort Rudolf Steiners so nah wie möglich kommen.
Hilfreiche Werkzeuge zur Orientierung in Steiners Gesamtwerk sind Christian Karls kostenlos online verfügbares Handbuch zum Werk Rudolf Steiners und Urs Schwendeners Nachschlagewerk Anthroposophie unter weitestgehender Verwendung des Originalwortlautes Rudolf Steiners.

Weblinks

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