Lebensstufen

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In sieben Lebensstufen oder Lebensformen, die mit den sieben Planetensphären zusammenhängen, entfaltet sich durch die Tätigkeit des Ätherleibs das Leben. Die Form des Menschen, seine Gestalt, die im Physischer Leib zum Ausdruck kommt, hängt hingegen mit den zwölf Tierkreiskräften zusammen.

Die sieben Lebensstufen bilden ein zeitlich rhythmisch geordnetes dynamisches System, wie es für den Ätherleib typisch ist, der deshalb auch als Zeitleib oder Zeitorganismus bezeichnet wird. Manche dieser Rhythmen werden heute auch schon äußerlich empirisch durch die Chronobiologie erforscht. Teilweise überschneiden sie sich mit den ebenfalls durch den Ätherleib bewirkten Lebensprozessen bzw. stehen mit diesen in enger Beziehung.

Zu unterscheiden sind die sieben Lebensstufen auch von den sieben Lebenszuständen, die jeder planetarische Bewusstseinszustand im Zuge seiner Entwicklung durchläuft.

Die sieben Lebensstufen

Rudolf Steiner unterscheidet folgende 7 Lebensstufen:

Lebensstufen Planet*) System
1. Sinnesleben - ersterbendes Leben Saturn Nerven-Sinnes-System
2. Nervenleben - bewahrendes Leben Jupiter
3. Atmungsleben - bildendes Leben Mars Rhythmisches System
4. Zirkulationsleben - sich verbreitendes Leben Sonne
5. Stoffwechselleben - stoffbildendes Leben Merkur Stoffwechsel-Gliedmaßen-System
6. Bewegungsleben - kraftendes Leben Venus
7. Reproduktionsleben - sich erneuerndes Leben Mond

„Das erste, was der Mensch in seinem alltäglichen Bewußtsein gewöhnlich noch nicht als eine Lebensstufe ansieht, das ist das Sinnesleben. Die Sinne sind ja eingegliedert in die gesamte menschliche Wesenheit, aber sie liegen so sehr an der Peripherie, im Umkreis des Menschen, daß der Mensch eigentlich im alltäglichen Leben vergißt, daß dieses Sinnesleben die äußerste Schichte seines Lebens ist. Wir haben aber im Umkreise diese äußerste Schichte unseres Lebens, das Sinnesleben.

Gehen wir weiter nach dem Inneren, dann kommen wir, indem wir uns auf die Betrachtung des Lebens beschränken, zu der Fortsetzung des Sinneslebens nach innen, und dieses Sinnesleben, das setzt sich nach innen fort in dem Nervenleben. Die Nerven gehen ja von den Sinnesorganen nach innen. Das Nervenleben setzt das Sinnesleben fort.

Das Nervenleben kommt nun aber seinerseits in Berührung mit einem anderen Leben, mit einer anderen Lebensstufe, die sich im menschlichen Lebewesen entfaltet. Von gewissen Gesichtspunkten aus habe ich dieses schon bei früheren Anlässen charakterisiert. Ich habe Sie darauf aufmerksam gemacht, wie der Mensch einatmet. Indem er einatmet, nimmt er die Atemluft auf. Diese Atemluft, die versetzt zunächst den Menschen in eine Art inneren Rhythmus. Der setzt sich fort durch den Rückenmarkskanal bis in das Gehirn. Und ich habe darauf aufmerksam gemacht, was auf diesen Fortsetzungen beruht. Da kommt das Nervenleben in Kontakt mit dem Atmungsleben. Und die nächste Lebensstufe, wenn wir nach innen gehen, ist in der Tat das Atmungsleben.

Das Atmungsleben seinerseits wiederum, das schließt sich zusammen mit einer anderen Lebensstufe. Der Atem erneuert, wenn wir so sagen dürfen, beständig das Blut. Damit steht der Atmungsrhythmus mit dem Blutrhythmus in einem Zusammenhang, und wir können hinübergehen vom Atmungsleben in das Zirkulationsleben, in das Leben, das im Zirkulationsrhythmus enthalten ist.

Die Zirkulation wiederum, sie steht nach der anderen Seite im Zusammenhang mit dem gesamten Stoffwechsel. Die Zirkulation nimmt den Stoffwechsel auf, so daß wir zur nächsten Lebensstufe, zum Stoffwechsel kommen.

Der Stoffwechsel hinwiederum, der regt an, was wir in der äußeren Bewegung vollziehen. Nur dadurch, daß der Mensch im Stoffwechsel lebt, kann er sich äußerlich bewegen. Der menschliche Stoffwechsel - und auch der tierische - ist ja so geartet, daß des Menschen Seele das, was im Stoffwechsel vor sich geht, verwenden kann, um dadurch Bewegungen hervorzubringen, und wir kommen dann zu dem Bewegungsleben. Da ordnen wir uns schon wiederum in die Außenwelt ein. Da nehmen wir mit dem, was wir hervorbringen, an der Außenwelt teil.

Und dann gibt es noch eine weitere Lebensstufe. Das ist das Reproduktionsleben, das Fortpflanzungsleben. In der Bewegung verbraucht der Mensch in der Tat fortwährend sich selber, und eine innere Reproduktion muß stattfinden eben deshalb, weil der Mensch in Bewegung ist. So daß man statt Bewegungsleben auch sein Korrelat schreiben könnte: innere Reproduktion, wenn man innerhalb der Haut des Menschen stehenbleiben würde. Und wenn dann diese Reproduktion selbständig auftritt, so tritt sie auf im Fortpflanzungs-, im eigentlichen Reproduktionsleben.“ (Lit.:GA 208, S. 84ff)

Zeichnung aus GA 208, S. 89 - Die 7 Lebensstufen
Zeichnung aus GA 208, S. 89 - Die 7 Lebensstufen

Polarität der Lebensstufen

Sechs der sieben Lebensstufen stehen paarweise zueinander im polaren Verhältnis von Aufbau und Abbau. Die mittlere Stufe, das Zirkulationsleben mit dem Herz als Zentrum, bildet den harmonischen Ausgleich zwischen diesen Gegensätzen.

Abbaukräfte Aufbaukräfte
ersterbendes Sinnesleben sich erneuerndes Reproduktionsleben
bewahrendes Nervenleben erkraftendes Bewegungsleben
bildendes Atmungsleben stoffbildendes Stoffwechselleben
verbreitendes Zirkulationsleben

„Zunächst führt die Form des Menschen uns durchaus zu den Tierkreisbildern. So wie es eine Bedeutung hat für das Leben hier auf der Erde, ob der Mensch Ackerbauer ist - es sind eben nur die alten Berufe vertreten; wie sich das zu der neueren Zeit verhält, darüber werden wir wohl hier noch sprechen können in den folgenden Vorträgen -, so ist es von Bedeutung, daß der Mensch wiederum sich sagen kann: wie er in bezug auf sein irdisches Leben zwischen Geburt und Tod den Mächten der Erde angehört, so gehört er für das Leben zwischen dem Tod und einer neuen Geburt den sphärischen Mächten an; die gestalten zunächst aus sich heraus sein Haupt, und überlassen es den irdischen Kräften, seine Gliedmaßen zu gestalten.

Ebenso wie man die menschliche Gestalt in dieser Weise studieren kann, so kann man die menschlichen Lebensformen oder Lebensstufen studieren. Wenn wir zunächst auf dieses Leben des Menschen hinschauen, so haben wir nun ja auch diese zwei Pole, auf der einen Seite das Hauptesleben, und auf der anderen Seite das Leben, das sich in der Tätigkeit des Menschen, durch die Gliedmaßen namentlich, ausdrückt. Dazwischen liegt dann diejenige Wesenheit des Menschen, die sich durch Atmungsrhythmus, Blutzirkulationsrhythmus und so weiter kundgibt, offenbart. Aber an den beiden Enden des Menschen liegt auf der einen Seite der Kopforganismus, auf der anderen Seite der Gliedmaßenorganismus.

Der Kopforganismus des Menschen ist zum großen Teil der absterbende Teil des Menschen. Der Kopf stirbt eigentlich fortwährend. Nur dadurch können wir leben, daß wir von dem Gliedmaßen-Stoffwechselmenschen, von dem sich betätigenden und die Materie verarbeitenden Menschen fortwährend Kräfte wahrend des irdischen Lebens nach dem Haupte schicken. Wenn der Kopf nur seine eigenen Kräfte entwickeln würde, würde er nur Todeskräfte entwickeln, würde er nur absterbend sein. Allein, diesem Absterben verdanken wir es, daß wir denken können, daß wir ein Bewußtsein haben. In dem Augenblick, wo zuviel vom bloßen Leben nach dem Kopfe schießt, hört ja das Bewußtsein auf. Leben heißt im Grunde genommen, das Bewußtsein verdunkeln; Tod in das Leben hineinsenden heißt, das Bewußtsein erhellen. Sie brauchen nur ein wenig von dem in Ihr Haupt hineinzuschicken, was ganz gut lokalisiert ist in Ihrem Magen, dann wird Ihr Haupt wie Ihr Magen, nämlich bewußtlos. Sie verdanken die Bewußtheit des Hauptes lediglich dem Umstände, daß das Haupt nicht in derselben Weise belebt ist wie der Magen. Das Bewußtsein getrübt haben, heißt, daß die Ernährungs-, die Wachstumskräfte zu stark in das Haupt hineinragen. Wir sind als Menschen auf der einen Seite ein absterbendes Wesen, auf der andern Seite ein fortwährend geborenwerdendes Wesen. Der absterbende Teil, der aber gerade unser Bewußtsein ausmacht, gedeiht vorzugsweise, wenn er denjenigen Kräften ausgesetzt ist, die auf die Erde herunterwirken von der äußeren Planetensphäre: Saturn, Jupiter, Mars. Was den Menschen eingliedert in den Kosmos, bezieht sich natürlich nicht bloß auf den Fixsternhimmel, sondern auch auf unsere Planetensphäre.

Diese sogenannten äußeren Planeten, Saturn, Jupiter, Mars, sie enthalten die Kräfte, die vorzugsweise nach diesem Bewußtseinspol des Menschen hin wirken; während nach dem Stoffwechsel-Gliedmaßenmenschen hin die Kräfte wirken, die von Venus, Merkur, Mond, den sogenannten inneren Planeten ausgehen. Die Sonne selber steht in der Mitte drinnen und ist vorzugsweise unserem rhythmischen Menschen zugegliedert. Das aber sind ja unsere Lebensstufen, die sieben Lebensstufen. Durch diejenige, die mehr eine Art Abtötung, eine Unterdrückung des Lebens darstellt, damit Bewußtsein da sein kann, durch diese sind wir für das Erdenleben dem Himmel ähnlicher, sind zugeordnet dem äußeren, dem ferneren Planetarischen. Durch dasjenige, was in uns eigentlich als Leben wuchert - die Stoffwechselkräfte, die Gliedmaßenbewegungskräfte - , sind wir zugeordnet den näheren Planeten, Merkur, Venus und dem Monde, der ja direkt zusammenhängt mit dem, was am meisten im Menschen als Leben wuchert, mit den Fortpflanzungskräften. Also, wenn wir das Leben studieren, werden wir nach der Planetensphäre geführt. Studieren wir die Form des Menschen, werden wir geführt nach der Fixsternsphäre respektive nach dem Repräsentanten dieser Fixsternsphäre, nach dem Tierkreis. Studieren wir das Leben des Menschen, ob es mehr wucherndes Leben ist, ob es mehr ersterbendes Leben ist, dann werden wir geführt nach der Planetensphäre.

Nun können wir das Seelische des Menschen, das Geistige des Menschen ebenso betrachten. Das wollen wir in den nächsten Vorträgen hier tun. Ich wollte zunächst heute durch diese kurze Betrachtung der kosmischen Bedeutung des Menschen Ihnen wenigstens in ein paar Sätzen andeuten, wie der Mensch den Weg wiederum finden muß, sich nicht bloß als ein irdisches Wesen anzusehen, seine Form, sein Leben nicht bloß anzugliedern an dasjenige, was hier auf der Erde an Wind und Wetter oder an Frühlings- und Herbsteskräften oder an Vererbungskräften und Verdauungskräften vorhanden ist, sondern daß der Mensch wiederum die Möglichkeit finden muß, sein Leben und seine Form anzugliedern an dasjenige, was er im außerirdischen Kosmos erblicken kann. Der Mensch muß wiederum das Außerirdische finden, dann wird er sich selbst finden.

Es würde das große Unglück für den Fortschritt der abendländischen Menschheit bedeuten, wenn bestehen bliebe die bloße kosmische Maschinerie, zu welcher die naturwissenschaftliche Weltanschauung seit der Mitte des 15. Jahrhunderts geführt hat, und wenn der Mensch bloß herumgehen würde auf der Erde so, daß er von sich selber nichts wissen würde. Weil sein wahres Wesen dennoch vom Außerirdischen ist, kann der Mensch nichts von sich selber wissen, wenn er nur das Irdische sieht und das Außerirdische nur mathematisch-mechanisch, wie die neuere Wissenschaft das tut.“ (Lit.:GA 209, S. 27ff)

Zusammenhang mit den sieben Planeten

Die sieben Lebensstufen hängen mit den sieben Planeten bzw. Planetensphären zusammen.

„Die Planetensphäre, sie wirkt auf die menschlichen Lebensstufen. Und zwar müssen wir uns klar darüber sein, daß der Mensch in sich verschiedenartiges Leben hat. Wir würden nicht denken können, unser Haupt würde kein Denkorgan sein, wenn wir in unserem Haupte ein so starkes Leben hätten, wie wir es zum Beispiel in unseren Stoffwechselorganen haben. Wenn der Stoffwechsel im Haupte, im Kopfe zu stark wird, dann erlischt unser Bewußtsein, unsere Besonnenheit. Daraus können Sie schon äußerlich schließen, daß zum Bewußtsein, zum Vorstellen ein abgedämpftes, ein abgelähmtes Leben, ein ersterbendes Leben nötig ist, während das aufwärtssteigende Leben, das wuchtige, das intensive Leben, notwendig ist zu demjenigen, was in uns mehr aus dem Unbewußten heraus wirkt, zum Wollen.

Wir haben also unter unseren Lebensstufen solche, die mehr ersterbende, sich ertötende Lebenssturen sind, und solche, welche richtige Lebensstufen sind, so wie das starke, intensive organische Leben etwa beim Kinde auftritt, wo das Denken noch nicht da ist. Wir haben dieses kindliche Leben fortwährend in uns, ,aber es setzt sich in dieses kindliche Leben das allmählich ersterbende Leben hinein.

Diese verschiedenen Lebensstufen sind abhängig von der Planetensphäre. Während der Fixsternhimmel durch seine physischen Kräfte auf den Menschen wirkt, wirkt die Planetensphäre durch dasjenige, was sie an ätherischen Kräften in sich hat. Also in feinerer Weise wirkt die Planetensphäre auf den Menschen. Aber es ist schon so, daß der menschliche physische Leib seine Form, seine Gestalt von dem Fixsternhimmel hat, nicht von etwas Irdischem, und seine Lebensstufen von der Planetensphäre.“ (Lit.:GA 209, S. 31f)

Auffallend ist, dass die Reihenfolge der Planeten Merkur und Venus gegenüber der sonst üblichen okkulten Reihenfolge der Planeten, die sich von den siderischen Umlaufzeiten ableitet, hier von Rudolf Steiner vertauscht wurde. Die sieben Lebensprozesse folgen hingegen der okkulten Reihenfolge der Planeten.

Rudol Steiner reiht die Planeten hier entsprechend dem heliozentrischen kopernikanischen System nach ihrer mittleren räumlichen Entfernung von der Sonne, da deren Wirkung auf die Lebensstufen nach seiner Erkenntnis insbesondere davon abhängt, ob ein äußerer (obersonniger) Planet von der Sonne bedeckt wird, oder sich umgekehrt ein untersonniger Planet vor die Sonnenscheibe schiebt.

„Auch diese Zusammenhänge hat eine alte instinktive Weisheit durchschaut. Sie wußte, daß der Mensch das Leben von außen aufnimmt und innerlich weiterbildet, richtig innerlich weiterbildet. So etwa dachten sich diese älteren Weisen die Sache. Sie sagten sich: Nehmen wir eine äußerste Schichte des Erdenumkreises, der Weltensphäre, nehmen wir eine nächste Schichte, nehmen wir eine weitere Schichte - so haben wir die äußerste Schichte zunächst am nächsten dem Fixsternhimmel, also demjenigen im Weltenall, dem der Mensch seine Form verdankt. Sein Leben, sagte nun diese ältere instinktive Weisheit, erfließt ihm nicht aus dem Fixsternhimmel, sondern aus dem planetarischen Himmel. Da unterschied er zunächst den Saturn, den Jupiter, den Mars, die Sonne.

Zeichnung aus GA 208, S. 90 (Tafel 7)
Zeichnung aus GA 208, S. 90 (Tafel 7)

Wenn wir die Sonne in ihrer wahren Wesenheit ins Auge fassen, ich habe ja über diese wahre Wesenheit der Sonne des öfteren gesprochen, so unterscheidet sie sich - man nennt sie deshalb in der populären Astronomie einen Fixstern - von den übrigen Gliedern des Planetensystems, das zur Erde gehört, dadurch, daß sie als Lichtquelle erscheint. Sie erscheint als Lichtquelle. Sie ist insofern von den anderen Gliedern verschieden, als die anderen Glieder nicht als Lichtquellen erscheinen, sondern sie erscheinen als Bilder. Man sagt ja deshalb auch in der populären Astronomie: Sie haben das erborgte Licht, sie strahlen das Licht der Sonne zurück. — Die Sonne selbst erzeugt, im populären Sinne gesprochen, das Licht; die anderen planetarischen Körper strahlen das Licht zurück.

Vergegenwärtigen Sie sich den Unterschied: ob man Sonne hat, die das eigene Wesen aus sich hervorgehen läßt in dem Lichte, oder ob man die anderen Himmelskörper, die Planeten hat, die nur das Bild des äußeren Wesens zeigen, gewissermaßen nur, was sie an der Oberfläche tragen, dadurch sichtbar machen, daß sie das Sonnenlicht zurückwerfen. Es ist ein wesentlicher Unterschied. Und indem die Sonne gewissermaßen die Quelle des Lichtes ist, ist sie auch die Quelle des Lebens.

Und sie ist auch noch eine andere Quelle. Zu allen Zeiten hat man schon innerhalb der instinktiven Erkenntnis gesprochen von einer dreifachen Sonne, von der Sonne als Lichtquelle, Lebensquelle, Liebesquelle. Diese Trinität ist durchaus in der Sonne enthalten.

Nun brauchen Sie heute gar nicht zu sündigen wider das kopernikanische Weltensystem, sondern Sie können es durchaus beibehalten und können dennoch aus diesem kopernikanischen Weltensystem heraus einsehen, was die Alten, die eine instinktive kosmische Erkenntnis gehabt haben, mit ihrem Weltensystem gemeint haben. Nehmen wir also an, kopernikanisch gedacht in der Mitte, oder meinetwillen in einem Brennpunkte, aber das können wir jetzt unbeachtet lassen, da

Zeichnung aus GA 208, S. 91 (Tafel 8)
Zeichnung aus GA 208, S. 91 (Tafel 8)

stehe die Sonne; es drehen sich Merkur, Venus, Erde, Mars - die Planetoiden können wir heute unberücksichtigt lassen —, Jupiter, Saturn um sie herum.“ (Lit.:GA 208, S. 89ff)

Saturn und Sinnesleben

Hauptartikel: Sinnesleben

„Der alte Mensch sagte sich: Nehmen wir an, hier auf der Erde lebe der Mensch. Der Mensch ist ausgesetzt dem Universum. Er erlebt die Sonnenstrahlen. Die Sonnenstrahlen sind ihm zunächst Lichtquelle, Lebensquelle, Liebesquelle. Dadurch kommt Licht, Leben, Liebe in ihn hinein. Die Sonne ist die Quelle von diesen dreien. Nun ist aber der Mensch nicht nur ausgesetzt dem Sonnenleben, der Sonnenliebe, dem Sonnenlichte, sondern auch dem Bildhaften des Saturn. Wenn der Mensch bloß, auf der Erde sich entwickelnd, dem Sonnenleben ausgesetzt wäre, dann würde er das Leben seiner Sinne nicht entwickeln können. Nehmen wir die Augen - einen Sinn: sie würden sich nicht als physikalische Apparate absondern. Sie würden so wie irgendein anderer Teil des menschlichen Körpers dadrinnen sitzen. Sie würden etwa Muskelorgane oder so etwas sein, Gefäße. Also wenn der Mensch fortwährend der Sonne ausgesetzt wäre, würde er eben seine Augen, aber auch die anderen Sinne nicht entwickeln können. Daß er die Sinne entwickeln kann, das verdankt er dem Umstände, daß den Sonneneinfluß abschwächt der Saturn, der in der äußersten Sphäre sich herumbewegt. Also dieser Saturn trocknet gewissermaßen das Gefäß aus, und es entsteht dadurch der physikalische Apparat, grob gesprochen. So daß aus dieser instinktiven Erkenntnis heraus, auf die wir heute wieder kommen, der alte Mensch sagte: Das Sinnesleben ist hereingewirkt vom Saturn.“ (Lit.:GA 208, S. 92f)

Jupiter und Nervenleben

Hauptartikel: Nervenleben

„Und ein Zweites: Der Mensch ist nun nicht bloß dem Saturnleben ausgesetzt. Wenn er dem Sonnenleben fortwährend ausgesetzt wäre, würde er nicht nur keine Sinne entwickeln können, sondern er würde auch sein Nervenleben nicht entwickeln können. Das Nervenleben, das trocknet aus, sonst würde es überwuchern. Die Nerven würden auch Organe sein so wie etwa die Muskeln. Dieses Austrocknende im Nervenleben, das ist der Einwirkung von Jupiter entsprechend. So daß der alte Mensch gesagt hat: Das Nervenleben wird angeregt vom Jupiter.

Sehen Sie, der Saturn kreist um die Sonne herum in dreißig Jahren etwa annähernd. Da erlebt natürlich der Mensch, wenn er auf der Erde lebt, einmal annähernd, daß der Saturn gewissermaßen von der Sonne zugedeckt ist. Wenn der Mensch das Glück hat, den Saturn von der Sonne besonders stark zugedeckt zu erhalten, dann dämmert in sein Sinnesleben hinein ein starkes Sonnenleben. Man möchte sagen: Die Augen oder andere Sinne — die Augen kommen dabei allerdings am wenigsten in Betracht, aber wir können an ihnen, weil sie am deutlichsten sind, am besten exemplifizieren - , die Augen bekommen dann eine Anregung. Wenn der Mensch also während seines Erdenlebens einmal die Konstellation erlebt, daß gewissermaßen der Saturn auf seine Sinne nicht wirkt, dann kann es sein, daß er die Entdeckung macht, wie gerade durch seine Sinne eine besondere kosmische Einwirkung geschieht. Er bekommt eine Anregung. Er wird sinnlich stärker. Solche Dinge gibt es...

Wenn das Saturnleben verdeckt wird, wird das Sinnesleben besonders angeregt; wenn das Jupiterleben verdeckt wird, was noch leichter sein kann übrigens, weil Jupiter alle zwölf Jahre, also schneller herumkreist, da findet der Mensch eine Anregung seines Nervenlebens.“ (Lit.:GA 208, S. 93)

Mars und Atmungsleben

Hauptartikel: Atmungsleben

„Der dritte Planet ist dann der Mars. Er schwächt das wuchtende Leben zur Atmung ab. Auch bei ihm kann natürlich das der Fall sein, daß die Sonne ihn zudeckt. Dann kann das Atmungsleben eine besondere Anregung erfahren. Da der Mars aber sehr rasch, etwa in zwei Jahren herumkreist, so ist das so, daß das fast jeder Mensch erfährt, und daher jeder Mensch in seinem Atmungsleben, in seinem Bild-Erleben gewisse Anregungen bekommt. Sie sind ja nicht immer allerersten Ranges, aber die Menschen werden dann Dichter oder so was dergleichen, oder Komponisten, die Anregungen in ihrem Atmungsleben empfangen... Also den Mars betrachteten die alten instinktiven Weisen als Anreger für das Atmungsleben.“ (Lit.:GA 208, S. 94)

Rudolf Steiner zeigte auch, dass das Atmungsleben eng mit der Bildung der Sprache zusammenhängt:

„Nun stellen wir einmal dieses Atmungsleben besonders heraus. Ich sagte Ihnen: Die Bilder werden aufgenommen aus dem Kosmos heraus: Form. Also das, was aus dem Tierkreis heraus erlebt wird in der Bewegung, das fließt gewissermaßen als die Bilder der inneren Organe nach innen. Aber der Mensch steht zwischen Geburt und Tod auf der Erde. Das Untere wirkt nach dem Oberen hinauf. Dadurch wird immer alles polarisch ausgebildet. Diese Bilder gehen schon nach innen; sonst hätten wir eben keine Organe, wenn die Bilder nicht nach innen gehen würden und tingiert werden könnten mit dem Stoffe. Aber es findet überall ein Gegenüber statt. So daß wir sagen können: Wenn wir atmen, werden die Bilder - sagen wir also zum Beispiel das Bild der Niere — nach innen getrieben. Der Stoff, der füllt dann das aus

Zeichnung aus GA 208, S. 97 (Tafel 8)
Zeichnung aus GA 208, S. 97 (Tafel 8)

(rot); aber es entsteht ein Gegenüber, nach oben wiederum. Das heißt, es werden gewissermaßen im Echo diese Bilder wieder zurückgeworfen. Also die Bilder, die hat der Mensch einmal aufgenommen. Sie müssen nicht an Gleichzeitigkeit denken, die Organe sind einmal da. Der Mensch hat die Dinge natürlich gebildet in den ersten Zeiten seines Erdendaseins, aber der Rückschlag kann fortwährend geschehen. Wie das Seelische dabei mitwirkt, werden wir dann morgen sehen. Der Rückschlag geschieht fortwährend. Also stellen Sie sich jedes für sich vor: Sie nehmen die Bilder für Ihre inneren Organe mit dem Lebensprozesse auf. Das wird wiederum zurückgestoßen, das heißt, es kommen wiederum herauf, zurück die Echos dieser Bilder, auch der Tierkreis, namentlich mit dem Atmungsleben darinnen. Nun, Sie brauchen bloß an Ihre Ohren zu denken, dann haben Sie diesen Rückschlag. Diese Bilder werden in die Luft hinein gebildet, das sind die Vokale, die Konsonanten! Von den Planeten kommen mehr die Vokale, von den Tierkreisbildern kommen die Konsonanten. Dieser Rückschlag ist die Sprache. Was hineingeht, bildet die Organe. Was wiederum zurückgeschlagen wird, lebt in der Sprache. Konsonanten und Vokale werden gewissermaßen in uns hineingetrieben, bilden die Grundlage unserer Organe. Was mehr Form ist in unserem Inneren, kommt mehr von den Tierkreisbildern, was mehr Leben ist, kommt mehr von den Planeten. Wenn mehr das Leben zurückgeschlagen wird, vokalisieren wir, wenn mehr die Formen zurückgeschlagen werden, konsonantisieren wir. Das alles hängt in einer gewissen Weise mit dem Atmungsleben zusammen. Nun, in der Sprache haben Sie es ja deutlich, wie sie mit dem Atmungsleben zusammenhängt.“ (Lit.:GA 208, S. 97ff)

Sonne und Zirkulationsleben

Hauptartikel: Zirkulationsleben

„Dann ist es das Sonnenleben selber, welches den Menschen anregt, die Sonne selber, die Sonne als das Leben-, Liebe-, Licht-Erregende, äußerlich Licht-Erregende, innerlich Liebe-Erregende und im Verkehr mit der Außenwelt Leben-Erregende. Das wird nun in die Mitte zwisehen Atmungsleben und Zirkulationsleben versetzt, wohin es auch die alte Weisheit versetzt hat. Zwischen dem Atmungsleben und dem Zirkulationsleben liegt ja das Herz, der Ausdruck, nicht der Motor, aber der Ausdruck für das, was zwischen Zirkulation und Atmung sich abspielt.“ (Lit.:GA 208, S. 94f)

Merkur und Stoffwechselleben

Hauptartikel: Stoffwechselleben

„Und wir kommen dann zum Stoffwechsel. Wie gesagt, die alte Wissenschaft hat nun die Konstellation so betrachtet: den Merkur hat sie nun nicht so betrachtet, daß sie das Hauptaugenmerk darauf legte, inwiefern die Sonne ihn zudecken kann wie die anderen Planeten, sondern inwiefern er die Sonne zudeckt gegenüber der Erde, also daß er die Sonne zudeckt. Für den Merkur betrachtete die alte Weisheit die. Stellung zwischen Sonne und Erde als das Wesentliche. Für den Jupiter betrachtete die alte Weisheit die Stellung außerhalb der Sonne als das Wesentliche. Für den Merkur fand sie wichtig für die Entwickelung des Lebens des Menschen die Stellung zwischen Sonne und Erde. Da deckt der Merkur die Sonne zu. Sonst hat immer die Sonne die anderen zugedeckt; hier deckt der Merkur die Sonne zu, das heißt, er schwächt das Leben ab. Indem dadurch eine Wirkung ausgeübt wird, daß also das Sonnenleben abgeschwächt wird, regt sich das abgeschwächte Leben im Inneren. Der Mensch würde - wenn sich dieses Leben nicht abschwächen würde —, er würde, wenn er irgend etwas zu sich nehmen würde, es - verzeihen Sie - sofort wieder ausspeien; er würde gar nichts von äußerem Stoff in sich dulden, er würde fortwährend speien. Er würde sich dann das Essen abgewöhnen, weil das ja zu langweilig wäre. Das Leben der Sonne ist eben so stark im Menschen. Wenn also nur Herz-, das heißt Sonnenleben wäre, würde der Mensch nichts in sich verarbeiten können von Stoffen. Er würde alles gleich ausspeien. Daß der Mensch einen Stoffwechsel entwickeln kann, das verdankt er lediglich dem Umstände, daß hier das Merkurleben etwas abschwächt das Sonnenleben. So daß aus diesem Grunde die alte Weisheit eingeschaltet sich dachte, als fortwirkend aus dem Kosmos, zwischen das Zirkulationsleben und das Stoffwechselleben, das Merkurwesen. Das Merkurwesen schiebt also den Stoff durch den menschlichen Organismus hindurch in die einzelnen Organe hinein. Die Kraft aber wird hineingestoßen durch das Bewegungsleben.“ (Lit.:GA 208, S. 95)

Venus und Bewegungsleben

Hauptartikel: Bewegungsleben

„Das Bewegungsleben, das ist nun ebenso abhängig von dem Venusleben wie das Stoffwechselleben von dem Merkurleben. Daher hat die alte Weisheit hier die Kraft, welche durchfließt, also dieses innerliche Sich-selbst-Erneuern, dieses Einen-zweiten-Kraftmenschen-in-sich-Fühlen, dem Venusleben zugeschrieben.“ (Lit.:GA 208, S. 96)

Mond und Reproduktionsleben

Hauptartikel: Reproduktionsleben

„Das Mondenleben, das nahe dem Erdenleben selber liegt, das wirkt nun nicht bloß so abschwächend, daß der Mensch Stoff, daß er Kraft verarbeitet. Ich habe das einmal auseinandergesetzt, worauf die Reproduktion beruht: Es wird ausgespart, es wird gewissermaßen organisch Materie zurückgeschoben. Darauf beruht ja die Keimesbildung im Menschen, daß organisch Materie zurückgeschoben wird und daß aus dem Kosmos heraus der Embryo eigentlich seiner Kraft nach organisiert wird. Das Reproduktionsleben beruht in dieser Beziehung auf dem Mondenleben.“ (Lit.:GA 208, S. 96)

Siehe auch

Literatur

Literaturangaben zum Werk Rudolf Steiners folgen, wenn nicht anders angegeben, der Rudolf Steiner Gesamtausgabe (GA), Rudolf Steiner Verlag, Dornach/Schweiz Email: verlag@steinerverlag.com URL: www.steinerverlag.com.
Freie Werkausgaben gibt es auf steiner.wiki, bdn-steiner.ru, archive.org und im Rudolf Steiner Online Archiv.
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