Labor

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Rekonstruktion eines Chemielabors des 18. Jahrhunderts, Naturhistorisches Museum Wien
Labor von Justus von Liebig in Gießen (um 1840)
Labor im Institut für Biochemie der Universität Köln (2004)

Ein Labor oder Laboratorium (von lat. laborare „arbeiten, sich mühen“) ist ein speziell ausgestatteter Arbeitsplatz zur Durchführung von Experimenten und Messungen vor allem im Bereich der Naturwissenschaften, insbesondere der Chemie, Physik, Biologie, Pharmazie, Medizin und experimentellen Psychologie.

Der Laboratoriumstisch als Altar

Rudolf Steiner hat oftmals darauf hingewiesen, dass in Zukunft jede äußere Tätigkeit, auch die Arbeit auf dem Laboratoriumstisch, zum Gottesdienst, d.h. zu einer kultischen Handlung, zum Sakrament, werden muss:

„Der Laboratoriumstisch des Chemikers, des physikalisch-chemisch Arbeitenden, des klinisch Arbeitenden, muß in der menschlichen Empfindung die Gestalt eines Altares annehmen. Arbeit an der Menschheit - und im Grunde genommen ist alle Arbeit Arbeit an der Menschheit, auch die rein technische Arbeit — muß werden können ein Gottesdienst.“ (Lit.:GA 343a, S. 129f)

Heilsam wird diese Entwicklung nur sein, wenn die Arbeit im Laboratorium aus einer entsprechenden moralischen Gesinnung geschieht, da diese in das so Erzeugte überfließt. Liegt dieser Arbeit ein egoistisches Streben zugrunde, handelt es sich ein Werk der schwarzen Magie.

„Die Wissenschaft wartet darauf, daß sich ihr Ideal erfüllt, einmal lebendige Wesen im Laboratorium herzustellen. Das wird sie nicht können, wenn die Menschheit nicht auf einer gewissen notwendigen Stufe der moralischen Entwickelung angelangt sein wird. Es wäre schlimm, wenn die Menschheit das heute schon können würde. Wie man heute eine Uhr herstellt nach mineralischen Gesetzen, wie man ein Haus baut, so wird der Mensch in der Zukunft das Lebendige nach den Gesetzen des Lebendigen herstellen. Dann wird er aber imstande sein müssen, dem Lebendigen das Leben selbst einzuprägen. Wer dann am Laboratoriumstisch stehen wird, wird imstande sein müssen, von sich aus überzuleiten jene - nennen wir es: Schwingungen, die in seinem eigenen Ätherleibe sind, auf das, was zu beleben ist. Ist er ein guter Mensch, so leitet er das Gute über; ist er ein schlechter Mensch, so leitet er das Schlechte über. Es gibt aber einen Satz im Okkultismus: Nicht eher wird das Wissen der Weißen Loge, das man das Geheimnis der Lebenserzeugung nennt, an die Menschheit ausgeliefert, bevor nicht der Mensch das Geheimnis des Sakramentalismus erlernt hat.

«Sakramentalismus» ist ein Ausdruck dafür, daß die menschliche Handlung von moralischer Vollendung, von Heiligkeit durchglüht sein muß. Erst wenn dem Menschen der Laboratoriumstisch, wo er seine Arbeit vollbringt, ein Altar sein wird und seine Handlung eine heilige, dann wird er dazu reif sein, daß ihm dieses Wissen ausgeliefert werden kann. Man denke sich die heutigen Menschen mit all ihrem Materialismus - wie weit ist ihr Laboratoriumstisch heute entfernt von einem Altar!“ (Lit.:GA 101, S. 214)

Heute kann der Mensch nur im Mineralreich bewusst schaffend tätig sein und bringt so die Technik, die Maschinenwelt hervor. Künftig wird sich seine Schaffenskraft auch auf das Pflanzenreich, das Tierreich und zuletzt auch auf das Menschenreich erstrecken. Er wird lebendige und empfindende Wesen erschaffen und sogar in freier Tätigkeit den Menschen neu gestalten. Mit jeder Stufe, die er in dieser Richtung erklimmt, wächst seine Verantwortung.

„Es sagen ja viele: Ihr Anthroposophen träumt davon, daß es einen Ätherleib gibt, etwas, was über das bloß Mineralische hinausgeht, aber ihr sollt nicht mehr träumen, wenn es uns gelingen wird, im Laboratorium so, wie man heute Schwefelsäure zusammensetzt, aus den einzelnen Stoffen, aus Kohlenstoff, Stickstoff, Sauerstoff, Wasserstoff und so weiter, ein lebendiges Wesen aufzubauen. — Man glaubt, das Lebendige läßt sich ebenso aufbauen, wie sich etwa Schwefelsäure zusammensetzen läßt; man glaubt, die rein materialistische Wissenschaft wird das einmal können. Man glaubt, die Anthroposophen wären so töricht, daran zu zweifeln, daß einstmals die Zeit kommen wird, wo tatsächlich in der Retorte die Pflanzen erzeugt werden.

Diese Zeit wird kommen. Das haben aber diejenigen, die auf okkultem Boden stehen, schon immer gesagt. Sie wissen, daß die Zeit kommen wird, wo der Mensch die Pflanzenheit so in die eigene Natur aufnehmen wird, wie er heute das Mineralreich aufgenommen hat. Und wie er aus Mineralien Häuser aufbaut, wie er die Kräfte des Mineralreiches heute benutzt, so wird er einstmals aus den ihm dann wohlbekannten Kräften des Pflanzenreiches, ohne zum Samen zu greifen, ohne die Naturkräfte in ihrer unbegriffenen Weise zu Hilfe rufen zu müssen, das Pflanzengebilde und Höheres noch im Laboratorium erzeugen. Aber würde diese Möglichkeit, im Laboratorium ein lebendiges Wesen zu erzeugen, vorzeitig eintreten, so wäre sie für den auf dem wahren Boden der Geheimwissenschaft Stehenden das, was man schwarze Magie nennt. Die Menschen müssen für jeden Schritt der Entwickelung erst reif werden.

Es gibt einen okkulten Satz, der lautet: Erst dann werden die Menschen auf dem Experimentiertisch lebende Wesen erzeugen, wie sie heute mineralische Produkte herstellen, wenn der Laboratoriumstisch zum Altar und die chemische Verrichtung zu einer sakramentalen Handlung geworden ist. — Das ist ein okkulter Satz, der immer ausgesprochen worden ist. Wahrlich, solange man ins Laboratorium geht und glaubt, daß man mit unheiligen Gefühlen dasselbe tun kann wie mit heiligen, so lange wird man mit dem Willen derjenigen, die in rechter Weise die Entwickelung leiten, niemals im Laboratorium ein lebendiges Wesen erzeugen können. Erst dann wird das möglich sein, wenn man wissen wird, daß ein mineralisches Produkt zwar erzeugt werden kann, wenn auch am Laboratoriumstisch ein Schurke steht, daß aber niemals ein lebendiges Wesen hervorgebracht werden kann, wenn dies der Fall ist. Denn in das lebendige Wesen fließt, wenn es zusammengebaut wird, etwas, was in dem Menschen selbst drinnen ist. Würde der Mensch ein Schurke sein, so würde das Schurkische hinüberfließen und das entstandene Wesen wäre ein Abdruck der Schurkerei. Erst wenn man begreifen wird, was es heißt, daß der Mensch als ganze Wesenheit mit seinem ganzen Innern wirkt in dem, was er erzeugt, erst dann wird die Welt reif sein, das Lebendige, das Pflanzliche, Tierische und Menschliche, in freier Tätigkeit zu erzeugen. Dann wird der Mensch aufgestiegen sein in das Pflanzenreich, wenn er das Pflanzliche ebensogut durchschauen wird, wie er heute das Mineralische durchschaut. Zum Tierreich wird er aufgestiegen sein dann, wenn er die Empfindung so durchschaut, daß er ebenso ein empfindendes Wesen machen kann durch seine eigene Geisteskraft, wie er heute einen Gegenstand herstellt. Und zum Menschenreich wird er aufgestiegen sein, wenn er den Menschen in freier Tätigkeit neu gestalten kann.“ (Lit.:GA 104, S. 198ff)

„Einstmals im alten Orient waren lebendige Begriffe. Ich habe Ihnen geschildert, wie zunächst durch die Umgestaltung, die Metamorphose des Atmungsprozesses diese lebendigen Begriffe zu einem Wahrnehmungsprozeß geworden waren. Die Menschen mußten sich zu den toten Begriffen hindurcharbeiten. Die Ägypter konnten es noch nicht. Sie bändigten sich heran zu den toten Begriffen, indem sie zunächst den Menschen selbst in seiner Totheit in der Mumie entwickelten. Jetzt aber sind wir in der Lage, daß wir den Begriff neu erwecken müssen. Und das kann nicht geschehen dadurch, daß wir nur alte okkulte Formen traditionell pflegen, sondern indem wir uns wirklich hineinleben, immer weiter und weiter nicht nur uns hineinfinden, sondern es ausbilden, was als erster Goethe als den Metamorphosegedanken gefaßt hat: den lebendigen Begriff. Wer den lebendigen Begriff, das heißt, die seelische Handhabe des Geistigen beherrscht, der ist auch imstande, aus dem Geiste heraus wiederum die äußere Handlung des Menschen zu beleben. Dann kommt es dahin, daß wirklich einmal erreicht werden kann, wovon ich öfter vor unseren anthroposophischen Freunden gesprochen habe, daß man sich nicht in einer solchen gleichgültigen materialistischen Weise an den Laboratoriumstisch oder an den Seziertisch stellt und da herumfuhrwerkt, sondern daß man empfindet, was man der Natur als ihre Geheimnisse ablauscht, als Taten des Geistes, der durch die Natur durchströmend sich betätigt: daß der Laboratoriumstisch zum Altar wird. Ehe nicht Verehrung, religiöses Empfinden in unsere Wissenschaft hineinkommt, solange eine abgesonderte Religion neben der Wissenschaft sich auftut und bloß dem menschlichen Egoismus dient, ehe nicht die Wissenschaft selber wiederum, was sie erforscht, verehren lernt - so wie die alten Mysterienschüler verehren gelernt haben, wie ich das in meinem Buche «Das Christentum als mystische Tatsache» nachgewiesen habe - , eher kommen wir nicht wieder zu aufsteigenden Kräften in der Menschheit. Wir müssen wiederum alles Forschen als einen Verkehr mit der geistigen Welt begreifen lernen. Dann werden wir der Natur dasjenige ablauschen, was die Menschheit wirklich in ihrer Entwickelung weiterbringt. Und dann werden wir den Mumifizierungsprozeß, den die Menschheit einmal durchmachen mußte, im umgekehrten Sinne durchmachen.“ (Lit.:GA 216, S. 117f)

„Ich beschäftige mich jetzt gerade wieder - dadurch traten mir in diesen Tagen diese Dinge besonders vor die Seele — mit einer Charakteristik des Christian Rosenkreutz und der «Chymischen Hochzeit» von Johann Valentin Andreae. Wenn man, veranlaßt durch diese literarische Erscheinung, den Blick auf das dreizehnte, vierzehnte, fünfzehnte Jahrhundert hinlenkt, so sieht man, wenn man auf die Menschen des damaligen Zeitalters blickt, die sich mit Wissenschaft beschäftigen: Wissenschaft von der Natur war im besten Sinne des Wortes Alchimie. Was heute ein Naturforscher ist, war damals ein Alchimist. Man muß nur allen Aberglauben und Schwindel besonders von dem Worte Alchimie freihalten, um zu dem innerlichen, rein geistigen Sinn des Wesens der Alchimie zu kommen. Was wollten diese Forscher? Sie wollten nichts anderes, als daß, ihrer Überzeugung nach, hinter den Naturkräften nicht nur jene Kräfte leben, die man durch die äußere Beobachtung und durch das äußere Experiment findet, sondern daß in der Natur übersinnliche Kräfte walten, daß die Natur zwar «natürlich» ist, daß aber in ihr dennoch übersinnliche Kräfte wirken. Diese Menschen waren sich darüber klar - worauf schon ein späteres Zeitalter wieder kommen wird, heute sind diese Dinge nur sehr verborgen -, daß die äußere Erscheinungsform zum Beispiel eines Metalles nicht ein so festes Gefüge ist, als daß sie nicht in ein anderes übergehen könnte. Nur sahen sie den Übergang als geistgetragen an, als Wirkung des Geistes in die Natur hinein. Sie waren imstande, jene alchimistischen Vorgänge zu veranlassen, die einen heutigen Naturforscher in großes Erstaunen versetzen würden, wenn man sie ihm wieder vor Augen führen könnte. Aber diese Vorgänge waren veranlaßt durch das Handhaben geistiger Kräfte. Daß im materiellen Dasein wirklich geistige Kräfte walten, war auch etwas, was mit dem Wissen dieser früheren Zeit zusammenhing. Das sollte nun ebenfalls dem fünften nachatlantischen Zeitalter verlorengehen und ist ihm auch verlorengegangen.“ (Lit.:GA 176, S. 337f)

Siehe auch

Literatur

Literaturangaben zum Werk Rudolf Steiners folgen, wenn nicht anders angegeben, der Rudolf Steiner Gesamtausgabe (GA), Rudolf Steiner Verlag, Dornach/Schweiz Email: verlag@steinerverlag.com URL: www.steinerverlag.com.
Freie Werkausgaben gibt es auf steiner.wiki, bdn-steiner.ru, archive.org und im Rudolf Steiner Online Archiv.
Eine textkritische Ausgabe grundlegender Schriften Rudolf Steiners bietet die Kritische Ausgabe (SKA) (Hrsg. Christian Clement): steinerkritischeausgabe.com
Die Rudolf Steiner Ausgaben basieren auf Klartextnachschriften, die dem gesprochenen Wort Rudolf Steiners so nah wie möglich kommen.
Hilfreiche Werkzeuge zur Orientierung in Steiners Gesamtwerk sind Christian Karls kostenlos online verfügbares Handbuch zum Werk Rudolf Steiners und Urs Schwendeners Nachschlagewerk Anthroposophie unter weitestgehender Verwendung des Originalwortlautes Rudolf Steiners.