Josef von Arimathäa

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Grablegung Christi mit Maria, Maria von Magdala und Josef von Arimathäa. Im Vordergrund die Schale mit dem Blut Christi, auf die die Gralslegende zurückgeht.

Josef von Arimathäa oder Joseph von Arimathia war ein reicher Jude und wahrscheinlich ein Mitglied des Sanhedrin, des altjüdischen Gerichts in Jerusalem, der aber zum Jünger Jesu geworden war. Nach der Kreuzigung von Jesus Christus bat er laut des Berichtes des Neuen Testaments der Bibel den römischen Statthalter Pontius Pilatus um den Leichnam, um ihn in sein eigentlich für sich selbst bestimmtes Felsengrab zu legen (Matthäus 27,57-60 EU). Ausführlicher berichtet davon das apokryphe Nikodemusevangelium.

Josef hatte bereits vorsorglich ein eigenes Grab für sich selbst ausgesucht. Es lag in der Nähe der Kreuzigungsstätte Golgota und hier setzte man Jesus bei, von wo er, dem Bibelbericht zufolge, als Erlöser drei Tage später auferstand. Der Geburtsort Josefs soll Arimathäa (auch Arimathia) gewesen sein, bei Flavius Josephus Ramatha (altgriech. Ῥαμαθά) und bei den Hebräern Ramathaim-Zophim (hebr. רמתיים־צופים) oder kurz Ramatajim bzw. Rama in Ephraim (רמה אֶפְרַיִם) genannt. Diese antike Stadt, die sich nach (1 Samuel 1,1 EU) im Gebirge Ephraim befunden haben soll, gilt auch als Geburtsort des Propheten Samuel, der dort nach seiner Berufung Gott einen Altar errichtete (1 Sam 7,17 EU; 8,4 EU; 15,34 EU; 16,13 EU; 19,18 EU; 25,1 EU; 28,3 EU) und hier auch beerdigt worden sein soll (1 Sam 25,1 EU).

Bei Judith von Halle heißt es: "Joseph (von Arimathia) lebte (...)(ursprünglich) an einem Ort, dessen Name er heute als Beinamen trägt: Arimathia, eine kleine judäische Siedlung nördlich von Jerusalem, unweit der samaritanischen Grenze." (Lit.: Judith von Halle, S. 56)

Josef von Arimathäa in den Apokryphen und Legenden

Rogier van der Weyden, Kreuzabnahme, Madrid, Museo del Prado

Der Legende nach sammelte Josef von Arimathäa das Blut Christi in einer Schale. Das Blut stammte aus der Wunde, die der römische Hauptmann Longinus Jesus mit seiner Lanze zugefügt hatte. Daran knüpft die Gralslegende an:

„Die Menschheit besitzt ein tiefes Geheimnis, ein Mysterium, das in der Welt waltet. Sinnbildlich dargestellt ist es in einem Mythos, der tief verstanden werden muß: Als der Geist, der im Anfang unserer Entwicklung abgefallen ist von den die Menschheit leitenden Geistern, als Luzifer abgefallen ist, da fiel aus seiner Krone ein Stein, und aus diesem wurde eine Schale geformt, jene Schale, aus welcher der Christus Jesus mit seinen Jüngern das Abendmahl genommen hat, jene Schale, in welcher das Blut aufgenommen worden ist auf Golgatha von Joseph von Arimathia; dieser brachte sie in das Abendland. Nach vielen Wanderungen kam die Schale in die Hände Titurels, durch den die Gralsburg gegründet worden ist. Er hat sie aufbewahrt, zusammen mit der heiligen Liebeslanze. Die Sage berichtet, daß alle, die in die Schale hineinblicken, ein Ewiges in sich aufnahmen.“ (Lit.:GA 92, S. 174)

Die apokryphen Acta Pilati (5. Jahrhundert) schreiben die biblische Geschichte des Josef von Arimathäa fort. Als der Leichnam Jesu durch seine Auferstehung aus dem Grab verschwunden war, wird Josef verhaftet und des Leichenraubs beschuldigt, zu 40 Jahren Gefängnis verurteilt. Im Kerker erscheint ihm Jesus, übergibt ihm den Kelch und bestimmt ihn zu dessen Hüter. Josef soll nur wegen der Kraft des Kelches den Kerker überlebt haben. Jeden Tag kam eine Taube und legte ein Stück Brot darauf. Nach seiner Entlassung aus dem Gefängnis soll der greise Josef seiner Heimat den Rücken gekehrt haben.

Danach soll Josef (oder sein Schwager Bron mit seinem Sohn Alan) den Gral nach England gebracht und dort eine kleine Kirche in Glastonbury in Somerset, gegründet haben. Diese Kirche brannte 1184 ab und wurde durch die Abtei von Glastonbury ersetzt, die im Jahr 1539 von König Heinrich (engl. Henry) VIII. zerstört wurde, und von der heute nur noch die Ruinen erhalten sind. Die Legende berichtet außerdem, Josef von Arimathäa soll bei seiner Ankunft in Glastonbury seinen Wanderstab in die Erde gesteckt haben. Dieser trieb aus, und es sei ein Dornenbusch daraus gewachsen. Der Dornbusch soll jahrhunderte lang in der kleinen Kirche zur Weihnachtszeit geblüht haben. Noch heute wird ein dort wachsender Weißdornbusch als dieser aus Josefs Stab erwachsene Dornenbusch betrachtet. Angeblich blüht dieser Busch zweimal im Jahr, was für Weißdornbüsche nicht üblich ist. Nach einer anderen Legende soll Joseph den Gral am Fuße des Glastonbury Tor vergraben haben. An dieser Stelle sei dann die eisenhaltige Quelle Chalice Well („Kelchquelle“) entstanden, deren rote Farbe mit dem Blut Christi in Verbindung gebracht wird.

Die Schale wurde in zahlreichen Legenden als Heiliger Gral zum Gegenstand der Suche vieler Ritter. In einer ist es Galahad vergönnt, das Heiligtum zu schauen. Ihm soll der damals bereits vor über dreihundert Jahren verstorbene Josef den Gral überreicht haben.

Josef von Arimathäa in der Bildenden Kunst

Die Kreuzabnahme, von der die Evangelien nur sehr knapp berichten, ist innerhalb der Bildenden Kunst immer wieder aufgegriffen worden. Schon die frühe mittelalterliche Buchmalerei kennt viele Beispiele. Häufig ist auf diesen Darstellungen gezeigt, wie die Nägel, mit denen Christus ans Kreuz geschlagen war, schon entfernt sind und er herabsinkt in die Arme des ihn auffangenden Josef von Arimathia. Diese Darstellungen zeigen häufig eine Dreifigurenkomposition bestehend aus Christus, Josef von Arimathia und Nikodemus. Byzantinische Tafelbilder zeigen auch Maria und den Apostel Johannes während dieser Szene. Eine der beeindruckendsten Darstellungen einer Kreuzabnahme ist die von Rogier van der Weyden aus der Zeit um 1435. Auf diesem Mittelteil eines Triptychons zeigt die Kreuzabnahme den bärtigen Josef von Arimathia, wie er den Leichnam Christi in einem weißen Tuch umfangen hält.

Literatur

Literaturangaben zum Werk Rudolf Steiners folgen, wenn nicht anders angegeben, der Rudolf Steiner Gesamtausgabe (GA), Rudolf Steiner Verlag, Dornach/Schweiz Email: verlag@steinerverlag.com URL: www.steinerverlag.com.
Freie Werkausgaben gibt es auf steiner.wiki, bdn-steiner.ru, archive.org und im Rudolf Steiner Online Archiv.
Eine textkritische Ausgabe grundlegender Schriften Rudolf Steiners bietet die Kritische Ausgabe (SKA) (Hrsg. Christian Clement): steinerkritischeausgabe.com
Die Rudolf Steiner Ausgaben basieren auf Klartextnachschriften, die dem gesprochenen Wort Rudolf Steiners so nah wie möglich kommen.
Hilfreiche Werkzeuge zur Orientierung in Steiners Gesamtwerk sind Christian Karls kostenlos online verfügbares Handbuch zum Werk Rudolf Steiners und Urs Schwendeners Nachschlagewerk Anthroposophie unter weitestgehender Verwendung des Originalwortlautes Rudolf Steiners.
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