Grablegung

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Rembrandt, Grablegung Christi, um 1639
Caravaggio, Die Grablegung Christi, c. 1603

Die Grablegung und Grabesruhe ist, im mystischen Nacherleben der Schilderungen des Johannes-Evangeliums, die sechste Stufe des christlichen Schulungswegs. Man empfindet sich vereint mit der ganzen Erdennatur und zutiefst vereinigt mit dem Christus, der gesagt hat: "Die mein Brot essen, die treten mich mit Füßen." In manchen Vorträgen rechnet Rudolf Steiner auch das Nacherleben der Auferstehung zu dieser Stufe des christlichen Schulungswegs; als siebente Stufe wird dann die Himmelfahrt genannt. In einzelnen Vorträgen bezeichnet er aber auch die 7. Stufe als "Auferstehung", wobei dann die Himmelfahrt nicht erwähnt wird.

38 Danach bat Josef von Arimathäa, der ein Jünger Jesu war, doch heimlich, aus Furcht vor den Juden, den Pilatus, dass er den Leichnam Jesu abnehmen dürfe. Und Pilatus erlaubte es. Da kam er und nahm den Leichnam Jesu ab. 39 Es kam aber auch Nikodemus, der vormals in der Nacht zu Jesus gekommen war, und brachte Myrrhe gemischt mit Aloe, etwa hundert Pfund. 40 Da nahmen sie den Leichnam Jesu und banden ihn in Leinentücher mit wohlriechenden Ölen, wie die Juden zu begraben pflegen. 41 Es war aber an der Stätte, wo er gekreuzigt wurde, ein Garten und im Garten ein neues Grab, in das noch nie jemand gelegt worden war. 42 Dahin legten sie Jesus wegen des Rüsttags der Juden, weil das Grab nahe war.

Joh 19,38-42 LUT

Rudolf Steiner schildert die Grablegung wie folgt:

„Die Grablegung: Da fühlt der Mensch sich durchdrungen von dem Gefühl, daß ihm sein eigener Körper fremd geworden ist und daß er völlig eins ist mit dem Planeten. Er ist mit der Erde verschmolzen und findet sich wieder im Leben des Planeten.“ (Lit.:GA 94, S. 59)

„Es folgt sodann die Grablegung, ein Erlebnis, bei dem man sich mit den Planeten eins fühlt, und die siebente Stufe, von der man nicht reden kann, weil nur der etwas ahnen kann, der sein Denken von seinem Gehirn lostrennen kann. Es ist die Himmelfahrt.“ (Lit.:GA 97, S. 233)

„Das Sechste ist das, was man die «Grablegung und Auferstehung» nennt. Das ist die Stufe, wo der Schüler sich eins fühlt mit dem ganzen Erdenleib; wie hineingelegt und zusammengehörig mit dem ganzen Erdenplaneten fühlt er sich. Sein Leben hat sich erweitert zu planetarischem Leben. “ (Lit.:GA 103, S. 193)

Ein erhellendes Licht auf das Ostergeschehen wird geworfen, wenn man den Wandel des menschlichen Bewusstseins mit den Veränderungen der Natur im Jahreslauf vergleicht:

„Betrachten wir einmal das Osterfest. Durch das Osterfest stellte sich der Christus Jesus gnadenvoll in die Menschheitsentwickelung hinein, indem er der Menschheit in der Zeit, wo das Rätsel des Todes besonders stark an sie herangetreten ist, sich als den Unsterblichen enthüllt hat, der gewissermaßen das Vorbild des Menschen ist, des unsterblichen Menschen, der durch den Tod geht und die Auferstehung finden mußte. Das versteht man noch aus alten Zeiten. Das vorgeburtliche Leben verstand man. Den Tod sah man auf der Erde, die Auferstehung sollte man sehen an dem Christus Jesus. Aber der Christus Jesus hat auch das Pfingstgeheimnis folgen lassen. Er hat dem Menschen den Geist, den heilenden Geist geschickt, er hat damit angedeutet, daß der Mensch aus sich heraus das Christus-Erlebnis haben soll. Das kann er nun nur haben, wenn er auf dem umgekehrten Wege gehen kann, zuerst die Auferstehung zu erleben und dann nach der erlebten Auferstehung in der richtigen Weise den physischen Tod durchzumachen, das heißt, innerlich die Seele auferstehen zu lassen. Zwischen der Geburt und dem Tode durch die volle Belebung des Verhältnisses zum Mysterium von Golgatha die Seele zu einer höheren Lebendigkeit zu erheben, damit diese Seele aus der geistigen Auferstehung in sich erfühlt: Ich gehe als ein Auferstandener durch den irdischen Tod. - Daß die Götter für den Menschen gesorgt haben, damit er seine Unsterblichkeit nicht verliere, das wird durch die Reihenfolge Tod und Auferstehung am Osterfest vor die Menschheit hingestellt.

Aber jetzt stellen wir uns einmal vor: Wenn der Mensch geistig ebenso regsam empfindet, wie er im Frühling das Sprießen und Sprossen der jungen Pflanzen empfindet, das Hervorkommen der Blüten, das Grünwerden der Bäume, das Regsam- und Lebendigwerden der ganzen Natur, wie er da durch sein Physisches mit der ganzen Natur lebendig werden kann, wenn er nun ebenso, nachdem er durch die Hochsommerzeit durchgegangen ist und der Herbst wiederum kommt, empfinden kann, wie die Natur abstirbt, wie das äußere Physische in den braunwerdenden Blättern, in den welkenden Pflanzensprossen, in dem Trockenwerden der Früchte, die aufbewahrt werden müssen - wenn der Mensch das ebenso durchlebt, aber jetzt durchlebt, wie in diesem Zugrabetragen der Natur gerade das Geistige aufsprießt, das am meisten dann verbunden sein wird mit dem Irdischen zur Hochwinters- oder Tiefwinterszeit, zur Weihnachtszeit, wenn der Mensch das Herannahen des Herbstes ebenso festlich wird begehen können einmal, wie er den Frühling im Osterfeste begehen kann, wenn er ebenso festlich empfinden wird wie zu Ostern Grablegung, Tod und Auferstehung, so Auferstehung der Seele bei der Grablegung der Natur, um dann recht entgegenzutreten der irdischen Grablegung, dem irdischen Tode, wenn er im Herbst an der Natur die umgekehrte Folge fühlen lernt: Auferstehung, Tod, wenn aus seiner Seele heraus er das Fest schafft, das ebenso sich verhält zum Osterfeste, wie die Herbstessonne zur Frühlingssonne, dann wird der Mensch auch aus dem heutigen Geiste die Kraft gewonnen haben, ein Fest sich zu geben.

Wir müssen nicht nur trachten, das Bewußtsein vom Inhalte der Feste nicht immer mehr und mehr zu verlieren, so daß wir gar nicht mehr wissen, warum wir Ostern am ersten Sonntag nach dem Frühlingsvollmond ansetzen sollen. Wir dürfen nicht sagen: Wir haben eben Ostern; das war immer so. Machen wir es am bequemsten, am ersten Sonntag nach dem ersten April, ganz abstrakt ! - Wir müssen wiederum fühlen lernen: Wir brauchen einen Zusammenhang des Menschen mit dem Kosmos. - Wie wir die aufgehende und die untergehende Sonne haben, so brauchen wir, wenn wir zu Ostern feiern Tod - Auferstehung, im Herbste Auferstehung - Tod: Auferstehung des Menschen innerhalb der totwerdenden Natur. “ (Lit.:GA 226, S. 114f)

Literatur

Literaturangaben zum Werk Rudolf Steiners folgen, wenn nicht anders angegeben, der Rudolf Steiner Gesamtausgabe (GA), Rudolf Steiner Verlag, Dornach/Schweiz Email: verlag@steinerverlag.com URL: www.steinerverlag.com.
Freie Werkausgaben gibt es auf steiner.wiki, bdn-steiner.ru, archive.org und im Rudolf Steiner Online Archiv.
Eine textkritische Ausgabe grundlegender Schriften Rudolf Steiners bietet die Kritische Ausgabe (SKA) (Hrsg. Christian Clement): steinerkritischeausgabe.com
Die Rudolf Steiner Ausgaben basieren auf Klartextnachschriften, die dem gesprochenen Wort Rudolf Steiners so nah wie möglich kommen.
Hilfreiche Werkzeuge zur Orientierung in Steiners Gesamtwerk sind Christian Karls kostenlos online verfügbares Handbuch zum Werk Rudolf Steiners und Urs Schwendeners Nachschlagewerk Anthroposophie unter weitestgehender Verwendung des Originalwortlautes Rudolf Steiners.

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