Gabriel Garcia Marquez

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Gabriel García Márquez (2002)
Márquez Signatur
Márquez Signatur

Gabriel José García Márquez (* 6. März 1927 in Aracataca, Kolumbien; † 17. April 2014 in Mexiko-Stadt, Mexiko), im spanischsprachigen Raum auch bekannt als Gabo, Kosename für Gabriel, war ein kolumbianischer Schriftsteller, Journalist und Literaturnobelpreisträger. García Márquez popularisierte den Stil des Magischen Realismus, der magische Elemente in realistische Situationen integriert. Viele seiner Werke thematisieren die individuelle Isolation sowie die Isolation Lateinamerikas.[1]

Leben

Gabriel García Márquez wurde als Sohn des Telegraphisten, Homöopathen und späteren Apothekers Gabriel Eligio García Martínez und seiner Frau Luisa Santiaga Márquez Iguarán in der nordkolumbianischen Kleinstadt Aracataca nahe der Karibikküste geboren.[2] Er war der älteste von elf Geschwistern, 6 Brüder und 4 Schwestern. Der zweitälteste Bruder, Luis Enrique, wurde am 8. September 1928 geboren.[3] Sein jüngster Bruder (1947–2001) hieß Eligio Gabriel Garcia Márquez und war ebenfalls Schriftsteller.

Über Gabriels Geburtsjahr gab es in der Literatur verschiedene Angaben. Einige Quellen gaben fälschlicherweise 1928 als sein Geburtsjahr an; in seiner Autobiografie nennt er selbst das Jahr 1927. Im Januar 1929 zog die Familie in das Departamento de Sucre, während er selbst in Aracataca bei seinen Großeltern mütterlicherseits, Doña Tranquilina Iguarán Cortés und Coronel Nicolás Ricardo Márquez Mejía, einem Veteranen des „|Kriegs der tausend Tage“, aufwuchs. Insgesamt hatte er zehn Geschwister. Sein Vater war jenes der sieben Kinder von Argemira García Paternina, das sie von Gabriel Martínez bekam, den sie nicht heiratete. Als der Großvater 1936 starb, musste Gabriel zu seinen Eltern nach Sucre zurückkehren.

Im Alter von zwölf Jahren erhielt García Márquez ein Stipendium, das ihm den Besuch des Jesuitenkollegs in Zipaquirá, 30 km nördlich von Bogotá, ermöglichte. 1946 begann er dem Wunsch seiner Eltern entsprechend ein Jurastudium an der Universidad Nacional de Colombia in Bogotá. Zu dieser Zeit lernte García Márquez auch Mercedes Barcha Pardo, seine spätere Ehefrau, kennen.

Gelangweilt vom Jurastudium, das er 1950 endgültig aufgab, begann García Márquez sich intensiv mit Poesie und Literatur (ganz besonders mit den Werken von Ernest Hemingway, James Joyce, Virginia Woolf und William Faulkner) zu beschäftigen.

Ab 1954 arbeitete er für die Zeitung El Espectador, wo er zunächst kleinere Geschichten und Filmrezensionen verfasste, später auch für El Universal und El Tiempo. Seine Arbeit als Journalist führte ihn in den folgenden Jahren nach Rom, Genf, Polen, Ungarn, Paris, Barcelona, Mexiko, Caracas und New York, wo 1959 sein erster Sohn Rodrigo geboren wurde.

Im selben Jahr wurde er von Fidel Castro gebeten, ein Buch über dessen siegreiche Revolution zu schreiben, und wurde ein guter Freund Castros. García Márquez hielt sich auch später oft in Kuba auf. Diese Freundschaft stand immer wieder in der Kritik: sie führte zum Bruch seiner langjährigen schriftstellerischen Freundschaft mit dem peruanischen Schriftsteller Mario Vargas Llosa, der ihn in einer Rede während des P.E.N.-Kongresses 1986 als Höfling Castros („cortesano de Castro“)[4] bezeichnet hatte,[5] und Susan Sontag forderte 2003 vergeblich von García Márquez, sich dem Protest gegen eine vermeintliche „Welle der Repression“ in Kuba anzuschließen.[6] García Márquez war ein bekennender Sozialist.[7]

Gabriel García Márquez schrieb Drehbücher, Kolumnen, Reportagen, Kurzgeschichten, Erzählungen, Romane und Memoiren. Mit dem in Kolumbien angesiedelten Roman Hundert Jahre Einsamkeit („Cien años de soledad“), der sich mehr als 30 Millionen Mal verkaufte, gelang ihm 1967 der Durchbruch als Schriftsteller. 1972 bekam er den Neustadt International Prize for Literature verliehen. 1982 wurde García Márquez mit dem Nobelpreis für Literatur geehrt – für seine Werke, „in denen sich das Phantastische und das Realistische […] vereinen, die Leben und Konflikt eines Kontinents widerspiegeln“. Das Preisgeld des Nobelpreises investierte er in die Gründung der Tageszeitung El Otro; 1998 wurde er Mitbesitzer der Zeitschrift Cambio.

Politisch war García Márquez sehr aktiv, was in seinen Büchern deutlich wird: Das Abenteuer des Miguel Littín beschreibt die Repressionen, die die Menschen unter der Diktatur von Augusto Pinochet in Chile erleiden mussten. Nachricht von einer Entführung handelt von der Entführung von Zivilisten durch die kolumbianische Drogenmafia.

Neben Artikeln engagierte er sich in politischer Hinsicht auch mit öffentlichen Reden wie z. B. am 6. August 1986 auf der Conferencia de Ixtapa in Mexiko zum Jahrestag des ersten Atombombenabwurfes über der japanischen Stadt Hiroshima.[8] Im selben Jahr wurden in Valparaíso (Chile) aus politischen Gründen mehrere tausend Exemplare des Buches Das Abenteuer des Miguel Littín verbrannt. Aus politischen Gründen unterhielt sich García Márquez nicht auf Englisch.[9]

1999 erkrankte García Márquez an Krebs und unterzog sich einer Chemotherapie. Später litt er an Demenz.[10] Er starb am 17. April 2014 im Alter von 87 Jahren in Mexiko-Stadt, wo er überwiegend gewohnt hatte. Seinen Nachlass verkauften die Erben an die University of Texas.[11] Seit November 2015 steht er Literaturwissenschaftlern offen.[12] Ein Teil seiner sterblichen Überreste wurde am 22. Mai 2016 im Claustro de la Merced in Cartagena de Indias bestattet, ein Teil verblieb in Mexiko.[13]

Werke (Auswahl)

Gabriel García Márquez (2009)

Siehe auch

Literatur (Auswahl)

  • Dagmar Ploetz: Gabriel García Márquez. Rowohlt, Reinbek bei Hamburg 1992, ISBN 3-499-50461-8.
  • Dasso Saldívar: Reise zum Ursprung. Eine Biographie über Gabriel García Márquez. Kiepenheuer und Witsch, Köln 1998, ISBN 3-462-02751-4.
  • Harold Bloom: Gabriel Garcia Marquez’s One Hundred Years of Solitude. Chelsea House, Philadelphia 2003, ISBN 0-7910-7046-8.
  • Harald Irnberger: Gabriel García Márquez. Die Magie der Wirklichkeit. Biographie. Artemis & Winkler, Düsseldorf und Zürich 2003, ISBN 3-538-07169-1.
  • Plinio Apuleyo Mendoza: Der Geruch der Guayave. Gespräche mit Gabriel García Márquez. Fischer, Frankfurt am Main 2004, ISBN 3-596-16263-7.
  • Gerald Martin: Gabriel Garcia Marquez: A Life. Bloomsbury, London 2008, ISBN 978-0-7475-9476-5.
  • Paul Ingendaay: Das Wunderbare ist rehabilitiert. In: Frankfurter Allgemeine Zeitung, 6. Januar 2009: … „García Márquez […], der so sicher auf seinem Thron sitzt wie Mickymaus“ …
  • Kian-Harald Karimi: „La nuit dure longtemps mais le jour finit pour arriver.“ Tropische Diktatoren auf dem Prüfstand hybrider Sprachlichkeit in „En attendant le vote des bêtes sauvages“ von Ahmadou Kourouma und „El otoño del patriarca“ von Gabriel García Márquez. In: René Ceballos, Cornelia Sieber u. a. (Hrsg.), Passagen: Hybridity, Transmédialité, Transculturalidad, Olms, Hildesheim 2010, ISBN 978-3-487-14288-3, S. 557–571.
  • Dagmar Ploetz: Gabriel García Márquez. Leben und Werk. Kiepenheuer und Witsch, Köln 2010, ISBN 978-3-462-04161-3.

Weblinks

Commons: Gabriel Garcia Marquez - Weitere Bilder oder Audiodateien zum Thema

Einzelnachweise

  1. Ruben Pelayo, Gabriel García Márquez – A Critical Companion, Greenwood Press, Westport 2001, ISBN 0-313-31260-5, S. 136.
  2. Ilan Stavans, GABRIEL GARCÍA MÁRQUEZ, Palgrave Macmillan 2010, S. 23
  3. Ilan Stavans, GABRIEL GARCÍA MÁRQUEZ, Palgrave Macmillan 2010, S. 15
  4. www.elmundo.es
  5. Peter Brockmeier und Gerhard R. Kaiser (Hrsg.), Zensur und Selbstzensur in der Literatur, Königshausen & Neumann, Würzburg 2001, ISBN 3-8260-1133-3, S. 256.
  6. Paul Ingendaay: Männerbund. Fidel und Gabo: Freunde bis zum Grab. In: FAZ, 9. März 2004.
    „das krasseste Beispiel für die Beeindruckbarkeit eines Künstlers durch die Macht“
  7. Manuel Gogos: Zum Tod von Gabriel García Márquez. Magier des Realismus und Anerzähler gegen den Tod. In: Tagesspiegel, 18. April 2014.
  8. Gabriel García Márquez: El cataclismo de Damocles. Vortrag auf der Conferencia de Ixtapa, México, 1986, (spanisch).
  9. Helge Malchow: Du sollst tanzen! Erinnerungen seines Verlegers. In: FAS, 20. April 2014, S. 34.
  10. fln / dpa / dapd: Gabriel García Márquez: Literaturnobelpreisträger leidet an Demenz. In: SpOn, 8. Juli 2012: „Kann er noch sprechen?“
  11. Frankfurter Allgemeine Zeitung vom 26. November 2014, S. 13.
  12. dpa-Ticker: Universität Texas eröffnet Archiv: Nachlass von Gabriel García Márquez zugänglich. In: Neue Zürcher Zeitung, 11. November 2015, S. 43.
  13. Colombia:Cartagena lays to rest Garcia Marquez’s ashes in: Global Times, 24. Mai 2016, S. 19, abgerufen am 27. Mai 2016
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