GA 145

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Welche Bedeutung hat die okkulte Entwicklung des Menschen für seine Hüllen (physischer Leib, Ätherleib, Astralleib) und sein Selbst?

Zehn Vorträge, Den Haag 20. bis 29. März 1913 (Zyklus 27, bekannt auch als „Hüllenzyklus“) und eine Ansprache zum Ostersonntag 23. März 1913

Inhalt

Veränderungen in den menschlichen Hüllen unter dem Einfluß der Esoterik / Das innere Erleben der Genußmittel / Die Evolution der menschlichen Sinne / Das differenzierte Erleben des Ätherischen / Umwandlung von Urteil, Gefühl und Wille / Die Paradieses- und die Gralslegende / Amfortas und Parzifal / Der Hüter der Schwelle. Die Geschichte von Kain und Abel / Kentaur und Sphinx. Luzifer und Ahriman. Die Erscheinung des Christus im Ätherischen / Der Ätherleib als Erzähler der Weltengeschichte

Einleitende Worte vor dem ersten Vortrag

Die nachstehenden einleitenden Worte, die Rudolf Steiner vor dem ersten Vortrag anlässlich der Trennung von der Theosophischen Gesellschaft und der Begründung der Anthroposophischen Gesellschaft gesprochen hat, sind in GA 145 nicht enthalten:

Einleitende Worte

vor dem ersten Vortrag des Zyklus 27

Welche Bedeutung hat die okkulte Entwickelung des Menschen
für seine Hüllen (physischen Leib, Aetherleib, Astralleib)
und sein Selbst?

Haag, den 20. März 1913

Meine lieben theosophischen Freunde!

Zum erstenmal sind wir hier zu einem Zyklus versammelt, nachdem diejenigen unserer Freunde, welche die gegenwärtige Lage unseres theosophischen Strebens zu erkennen vermocht haben, sich vereinigt haben mit den Mitgliedern der ehemaligen deutschen Sektion der Theosophischen Gesellschaft, welche - man kann das Wort nicht anders prägen - aus unserer Theosophischen Gesellschaft ausgeschlossen worden sind. Es ist notwendig, meine lieben Freunde, in dem Augenblicke, da ich Sie zu diesem mir ganz besonders feierlichen Zyklus begrüssen darf, einige Worte zu dieser herzlichen, theosophisch aufrichtigen Begrüssung hinzuzufügen. Es ist dieses aus dem Grunde notwendig, weil unsere Freunde vielleicht noch oftmals in der nächsten Zeit Gelegenheit haben werden, da oder dort ein Wort sprechen zu müssen über die wahre Sachlage der Ereignisse, die in der letzten Zeit sich unter uns und unseren Freunden abgespielt haben. Wir konnten aus mancherlei Zuschriften und Aeusserungen ersehen, dass man da oder dort es nicht als natürlich empfunden hat, dass wir für unsere Veranstaltungen, für unsere internen Veranstaltungen den Modus wählen mussten, die Mitglieder der Theosophischen Gesellschaft, insofern diese von Adyar aus verwaltet wird, nicht zu diesen unseren internen Veranstaltungen zuzulassen. Es hat sich gezeigt, dass man diese notwendige Massnahme nicht überall gleich als eine solch notwendige empfunden hat, dass man an manchen Orten gemeint hat, wir hätten besser getan zur Aufrechterhaltung des Friedens oder dergleichen, diese Massregel nicht in so strenger Weise zu ergreifen. Dennoch, meine lieben Freunde, wenn Sie alles wirklich in Anbetracht ziehen, was geschehen ist werden Sie jedem gegenüber verteidigen können, ja verteidigen müssen, dass in dem entsprechenden ernsten Augenblicke diese Maseregel ergriffen werden musste. Sie müssen ja nur bedenken, dass die deutsche Sektion nicht etwa, wie man es formal auslegen könnte, ausgetreten ist aus der Theosophischen Gesellschaft, sondern in aller Wirklichkeit dennoch ausgeschlossen worden ist, auegeschlossen worden ist wiederum mit einem Grund, der formell definiert werden kann in der ganz besonderen Weise, dass man sich sogar zu sagen vermessen konnte, die deutsche Sektion habe irgendwelche Statuten der Theosophischen Gesellschaft verletzt! Denn man wird sagen, diese deutsche Sektion habe die Mitglieder des Sternes vom Osten, also die Bekenner einer bestimmten Meinung, aus ihrer Körperschaft ausgeschlossen. Man muss in Erwägung ziehen, dass alles geschehen ist vorher von der anderen Seite, dass die deutsche Sektion nicht anders konnte, als, nicht die Mitglieder des Sternes des Ostens zunächst, sondern die Persönlichkeiten, die innerhalb Deutschlands als Mitglieder des Sternes des Ostens in Betracht kamen, wirklich nicht mehr zuzulassen zu den Veranstaltungen der deutschen Sektion. Denn in dem Augenblick, als der Stern des Ostens seinen Einzug in Deutschland hielt, stellte er sich mit ausgesprochener Absicht feindlich der deutschen Sektion gegenüber; namentlich bemühte er sich, das System zum Ausdruck zu bringen, welches unter anderem auch wiederum in einer so - man möchte sagen - versteckt sonderbaren Art im letzten März-Theosophist zum Ausdruck gekommen ist. Es bemühten sich die Persönlichkeiten, die die Flagge des Sternes des Ostens angenommen haben, unsere Arbeit vor der Welt so hinzustellen, als ob es uns jemals darauf angekommen wäre, irgendwelche spirituelle Meinung, irgendwelchen spirituellen Standpunkt aus unseren Bestrebungen auszuschliessen. Damit war ein Kardinalangriff, der durchaus nur auf objektive Unwahrheit gestützt war, gegen die deutsche Sektion geführt. Und alle Massnahmen, die gelinderer Natur waren, waren stumpf geblieben gegen jene Wühlarbeit, die sich immer wieder und wiederum dahin zuspitzte, vor aller Welt den ganzen Charakter unserer Bestrebungen zu verunglimpfen, so dass wir um der Möglichkeit unserer Arbeit willen gezwungen waren, zu erklären, dass wir nicht zusammengehen können mit denjenigen Persönlichkeiten, die sich in Deutschland dem Stern des Ostens angeschlossen hatten. Aehnliche Angriffe kamen ja von Persönlichkeiten des Sternes des Ostens auch aus dem Auslande. Die Massregel, die dann getroffen worden ist gegen den Stern des Ostens, war weiter nichts als eine Abwehrmassregel, und wer sie anders hinstellt, der sagt über sie nicht das Richtige. Eine notwendige Abwehrmassregel, herausgefordert durch die Tatsache, dass unsere Arbeit nicht nur gestört, sondern einfach unmöglich geworden wäre, wenn wir nicht zu dieser Massregel gegriffen hätten. Unsere Arbeit kann wirklich so charakterisiert werden, dass man darauf hinweist, dass ja Logen unter uns bestanden haben, welche ganz andere gearbeitet haben als wir, dass ihnen aber kein Haar gekrümmt worden ist. Wir haben alle Logen "gechartert“, welche sich auf ganz anderen Standpunkt gestellt haben, als der war, auf dem wir selber standen. Als dann aber unter ausgesprochenem Hinblick auf die Wühlarbeit des Sternes des Ostens Logen gegründet werden sollten, welche schon in ihrem Titel Angriffe trugen nicht nur auf unsere Arbeit, sondern auf die Wahrhaftigkeit und Ehrlichkeit unserer theosophischen Gesinnung, dann war die Abwehrmassregel aus dem Grunde notwendig, weil wir zu unwahren Menschen geworden wären, wenn wir solche Logen irgendwie kreiert hätten. So waren wir in die Notwendigkeit versetzt , entweder tiefinnerlich unwahr zu werden oder diese Abwehrmassregel gegenüber den Mitgliedern des Sternes des Ostens zu ergreifen. Die Taktik kann ja immer in einem sonderbaren Licht dargestellt werden, wenn man jemand zuerst zu einer Handlung zwingen will und dann diese Handlung als ungesetzmässig bezeichnet . Man darf sagen: Es ist eigentlich bei wenigen Massnahmen der Welt vorgekommen, dass man in einer solchen Weise sich verhalten hat; das blieb der gegenwärtigen Theosophischen Gesellschaft doch in einem eo hohen Grade zu tun vorbehalten. Wenn Sie ferner die Zuschrift lesen, welche der bevorstehenden Ausschliessung der deutschen Sektion durch Mrs. Besant an den Generalsekretär der damaligen Sektion gerichtet worden ist, so werden Sie diese Zuschrift als nichts anderes ansehen können denn als eine wirkliche Ausschliessung. Sie werden sich sagen müssen: Hätte die deutsche Sektion das nicht so betrachtet, dann hätte sie sich auf einen unwahren Boden gestellt. Dann müssen Sie aber bedenken, dass diesen Dingen vorangegangen ist ein Rundschreiben von meiner Seite an die Generalsekretäre, in welchem Zirkularschreiben ausführlich dargelegt war, wie die Sache eigentlich stand. Dieses Zirkularschreiben enthielt wirkliche Unterlagen für die Beurteilung der Sachlage. Man hat die betrübliche Erfahrung machen müssen, dass ausser dem Generalsekretär der skandinavischen Sektion, der ja mittlerweile zurückgetreten ist, keine einzige Persönlichkeit es war in der Körperschaft der Generalsekretäre und des Generalcouncil, die sich irgendwie bereit erklärt hat, auf das einzugehen, was von mir vorgebracht war. Alles, was vonseiten der Generalsekretäre kam, war so abgefasst, dass von vornherein angenommen wurde, alle die Darstellungen von Adyar seien das einzig Massgebende, was als Unterlage zur Beurteilung der Sachlage dienen konnte. Es ist das eine betrübliche Tatsache, die sich ergab als Resultat meines damaligen Rundschreibens. Man kann sagen: Ein berechtigter Schmerz könnte einen überkommen über das Schicksal der Theosophischen Gesellschaft, wenn man diese allgemeine Taubheit gegenüber ganz offen sprechenden Tatsachen bei einer ganzen Körperschaft wahrnehmen musste. Und die Krone ist dem ganzen System aufgesetzt worden durch eine Rede, die Frau Besant in der repräsentativen Versammlung in Adyar bei dieser Konvention gehalten hat, bei der sie gezeigt hat, wie ihr jegliche Möglichkeit fehlt, ein Verhältnis zu gewinnen zu jenem notwendigen Pflichtgefühl, das man haben muss, erst die Tatsachen zu prüfen und dann eine Behauptung zu tun. Mrs. Besant hat bekanntlich die Behauptung getan, dass meine Erziehung von Jesuiten geleitet worden sei. Man kann nichts sagen, das aller, aller Wahrheit in einer absurderen, in einer törichteren Weise ins Gesicht schlagen würde, als diese Behauptung, die von der Spitze der Leitung der Theosophischen Gesellschaft in derselben Zeit in die Versammlung hineingeschleudert worden ist, als wir in Köln unter dem Beisein zahlreicher Freunde, auch aus diesem Lande, unseren Vortragszyklus hatten, in dem wir neuerdings bekräftigen konnten, wie wir fest und wahrhaftig zu stehen versuchten auf dem guten Boden der alten Theosophischen Gesellschaft. Man sollte empfinden, meine lieben theosophischen Freunde, die ganze Anomalie einer solchen Tatsache. Nicht nur, dass dies geschehen war, sondern Mrs. Besant hatte die Kühnheit, die nicht beneidenswerte Kühnheit, auf jene Tatsachen, die von mir dargestellt worden sind in dem Heft der "Mitteilungen", wo ich zuerst gezwungen war, die Tatsachen zu schildern, eine Antwort zu zimmern, an deren Schluss sie die Worte stellte, dies seien ihre letzten Worte in dieser Angelegenheit. Meine lieben theosophischen Freunde, nach den bisherigen Erfahrungen könnte es vielleicht sein, wäre sogar die Möglichkeit vorhanden, dass es noch Menschen gäbe in der Theosophischen Gesellschaft, welche auf diese Antwort auch noch etwas geben. In dieser Antwort könnte man suchen nach einem Wort, das der objektiven Wahrheit entsprechen würde: man würde nichts finden, denn in dieser Antwort ist geradezu alles auf den Kopf gestellt, und zwar so, dass mit einem ungeheuren Wortgeplänkel geradezu dieses Auf-den-Kopfstellen der Dinge getrieben worden ist. Es ist geradezu wunderbar, dass sich jemand finden kann, der in einer solchen Weise fähig ist, die Dinge auf den Kopf zu stellen; jeder Satz schliesst darin etwas ein, was das Gegenteil von dem ist, was sich zugetragen hat. Ich habe bei der Berliner Generalversammlung oder der Versammlung der Anthroposophischen Gesellschaft gar nicht mit einem Wort auf dieses Schriftstück hingewiesen, um die schon stark in Anspruch genommene Zeit nicht noch mehr in Anspruch zu nehmen. Und ich will auch heute nicht auf dieses Schriftstück eingehen, das nur jeder zu lesen braucht, um herauszusehen, aus welchem Geist es verfasst ist. Nur auf das eine möchte ich eingehen, weil man ea nicht sogleich selber daraus ersehen kann. Am Schlusse findet sich ein Satz, der etwa so lautet: Dr. Steiner sagt, dass das Pamphlet von Dr. Vollrath - es ist gemeint das gedruckte Pamphlet, von dem in so viel unleidlicher Weise die Rede war in der vorhergehenden Generalversammlung - dass das nichts anderes enthalte als gewisse Wiederholungen, die Frau Besant an mich gerichtet habe in bezug auf seine Ausschliessung. Wer lesen kann, der kann sehen: hier sagt sie doch, dass dieses Schriftstück, Dr. Vollraths Appell … vorhanden war … , ja, sie sagt mehr, sie sagt: "Wenn jenes Pamphlet nicht mehr enthielte als jenes Schriftstück, das Dr. Vollrath an mich richtete, so muss es sehr harmlos sein.“ Dass sie aber die Behauptung tut, das Pamphlet müsse harmlos sein, das wiederholt Anklagen, die in jenem damaligen Appell des Dr. Vollrath an Mrs. Besant enthalten waren, denn sie sagt ja, dass diese harmlos gewesen seien. Nun, in diesen Anklagen stand z . B. der Punkt, dass sich Dr. Vollrath gegen mich hätte wenden müssen, weil ich in habgieriger Weise ein zu grosses Gehalt genösse und weil meine Uebungen so stark schwarzmagischer Natur seien, dass zahlreiche Menschen krank geworden, manche auch gestorben seien … und dass alle jene Uebungen nur wiederum ausgingen, magische Kräfte und nicht Erkenntnis zu erwerben und dergleichen mehr. Von all diesen Dingen behauptet Dr. Vollrath, dass er sich erbötig mache , wenn Mrs . Besant es verlangt, sie zu beweisen. Das war das Schriftstück , das Vollrath nach Adyar schickte. … Dieser Brief lag Mrs. Besant vor, und das Erwähnte war ein integrierender Teil. Mrs . Besant sagt darüber, "Wenn Dr. Steiner behauptet, dass dieses Pamphlet nur Wiederholungen enthielte jenes damaligen Appells, dann muss dieses Pamphlet sehr harmloser Natur sein." Also Mrs . Besant macht der Welt vor, dass die Anklagen: Dr. Steiner hatte sich bereichern wollen, während er jegliches Gehalt abgelehnt hat, und er hatte Uebungen gegeben, die schwarzmagischer Natur seien, die die Menschen krank machten, an denen die Menschen sogar sterben, - diese Anklagen, die tatsächlich dazumal gemacht worden sind, die nannte Mrs. Besant, um der Welt in ihrer Art den Fall darzustellen, harmlos. So ist das beschaffen, was im Februarheft des „Theosophist" Mrs. Besant ihren Anhängern neuerdings aufgetischt hat.

Ich möchte einmal nichts weiter zu diesen Dingen hinzufügen; denn die Dinge werden ja immer weniger, wirklich weniger erträglich, je mehr man hinzufügt. Ich möchte nur fragen, ob unsere Empfindungen, die wir dazumal hatten in Berlin, als unsere Freunde beschlossen, dafür zu wirken, dass nun endlich der Strich gemacht werde, ob unsere Empfindung berechtigt war, dass wir voraussetzen, selbstverständlich voraussetzen, dass unsere Freunde von selber das Gefühl haben würden: es kann unmöglich von mir zu denjenigen gesprochen werden, die weiterhin sich Bekenner von Mrs. Besant nennen. Man würde gegen alle okkulten Grundsätze verstossen, wenn man zu denjenigen Menschen sprechen wollte, welche einen - es darf der Ausdruck gebraucht werden - hinausgeworfen haben, welche einen in einer solchen Weise hingestellt haben, wie Mrs. Besant das beliebt hat. Auf Dinge wie auf den März-"Theosophiet" einzugehen, widerstrebt mir so, dass ich es nicht tun will. Denn was da in zuckersüsse Sauce getaucht ist, ist der versteckteste Angriff, der nur gedacht werden kann. Prinzipiell - das haben Sie aus den Satzungen der Anthroposophischen Gesellschaft gesehen - stehen wir auf dem Standpunkt, dass jeder zu uns kommen kann. Diejenigen aber, die es nicht vermögen hineinzuschauen in die Wahrheit in der Angelegenheit, mit der wir es zu tun haben, die erklären prinzipiell, selbst wenn sie wollen zu uns kommen, dass sie uns eigentlich aus ihrer Körperschaft draussen haben wollten. Und die Art und Weise, wie sich die Generalsekretäre verhalten haben, beweist, dass es von uns unwahrhaftig wäre, wenn wir jetzt andere Massregeln getroffen hätten, als den Strich gezogen hätten zwischen demjenigen, was wir wollen, und demjenigen, was nicht nach den Prinzipien, sondern Wider alle Prinzipien der alten Theosophischen Gesellschaft, jetzt innerhalb dieser Theosophischen Gesellschaft gemacht wird. Aber die andere Seite, meine lieben theosophischen Freunde, der ganzen Angelegenheit darf ich auch sagen. Und eigentlich war es nur notwendig, damit nicht unsere Freunde sozusagen in Verlegenheit sind, wenn dieses oder jenes fernerhin gesprochen wird, zu antworten, nur deshalb war es notwendig, die Worte, die eben gesprochen worden sind, gleichsam als Hintergrund desjenigen zu sagen, was ich Ihnen weiter wie eine Art Begrüssung zu sagen habe. Eigentlich muss gestanden werden, meine lieben theosophischen Freunde, dass ich selber, wenn ich einen Augenblick sprechen darf zu Ihnen - und die Freundschaft, die Sie mir erwiesen haben, berechtigt mich in einer gewissen Weise dazu - ich selber empfinde alles das, was geschehen ist, neben allem Herben, neben allem Leidvollen, zugleich als eine grosse Befreiung, als eine Befreiung gerade von einer Engigkeit, die seit Jahren bedrückend war innerhalb des Lebens in der Theosophischen Gesellschaft von jenem Münchener Kongress der europäischen Sektionen an, wo versucht worden ist, nicht auf irgend einer nationalen und einseitigen Meinungsgrundlage, sondern auf einer wirklichen weiten Grundlage der Gegenwart eine dazumal noch schüchtern hervortretende neue Note in die Theosophische Gesellschaft hineinzubringen. Da konnte man das Urteil hören: Das, was ihr da gemacht habt, ist nicht Theosophie, das ist etwas ganz anderes. Eine Gesellschaft, die auf Okkultismus begründet ist, die hat in sich dennoch, wenn auch in einer gewissen Weise der einzelne sich befreien mag von ihren Grenzen und Schranken, hat dennoch Kräfte, die psychisch oder spirituell wirken, und es war einfach nicht möglich in dem Rahmen der Theosophischen Gesellschaft, dasjenige, was man in berechtigter Weise Okkultismus nennt, in all seiner Weitherzigkeit und in seiner Angepasstheit für unseren gegenseitigen Menschheitszyklus zur Geltung zu bringen. Und ich hoffe, wenn es uns gegönnt ist, die Anthroposophische Gesellschaft weiterzuführen, werden sich unsere Freunde überzeugen, dass die Befreiung von der Theosophischen Gesellschaft uns nicht bringen wird eine Verengerung, sondern im Gegenteil gerade eine Erweiterung unseres okkulten Strebens. Mancherlei von dem, was unmöglich war zu verwirklichen innerhalb der Theosophischen Gesellschaft wegen ihrer Vorurteile deshalb, weil sie einem entgegentrat mit engbegrenzten Traditionen, es wird sich verwirklichen lassen in der Anthroposophischen Gesellschaft, und diejenigen, die werden sehen wollen, sie werden sehen, dass gerade die Weite der Gesichtspunkte, die wir brauchen in unserer Gegenwart, nunmehr versucht werden soll, damit wirklich das, was in unserer Zeit herunterfliesst aus den geistigen Welt en an spirituellem Weisheitsgut und an spirituellen Willensimpulsen, einem Teil der Menschheit, der Verständnis dafür hat, zugute kommen könne. Deshalb erscheint mir dieser erste Zyklus, der hier abgehalten werden darf vor Ihnen, meine lieben theosophischen Freunde, der der erste Zyklus der begründeten Anthroposophischen Gesellschaft ist, er scheint mir als ein ganz besonders feierlicher zu begrüssen zu sein.

(Abschrift aus Zyklus 27 "Welche Bedeutung hat die okkulte Entwickelung des Menschen für seine Hüllen (physischen Leib, Aetherleib, Astralleib ) und sein Selbst?" Ausgabe in Zyklenformat 1913)“

Rudolf Steiner: , Haag, 20. März 1913

Literatur

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