Die Braut von Messina

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Die Braut von Messina oder die feindlichen Brüder ist ein Drama von Friedrich von Schiller, dem der Autor die Gattungskennzeichnung „Ein Trauerspiel mit Chören“ gegeben hat. Die Uraufführung fand am 19. März 1803 in Weimar statt; Schillers neunjähriger Sohn Karl spielte dabei die Rolle eines Pagen.[1] Nach den negativen Reaktionen auf die Erstaufführung wurde es gegenüber den anderen Schiller-Dramen lange für minderwertig befunden und in den Hintergrund gestellt. Auch heute noch ist es eines der weniger bekannten Dramen Schillers.

Rückgriff auf die Antike

Schiller versuchte in der Braut von Messina das antike mit dem modernen Theater zu verbinden. Der Stoff des Stückes steht ganz in der Tradition der großen griechischen Tragödie eines Euripides oder Sophokles. Wie seine antiken Vorbilder endet das Drama mit dem Untergang des ganzen Geschlechts. Die Verwendung der Chöre soll das antike Element noch unterstreichen. Als Handlungsort wählte Schiller Sizilien, einen Ort, an dem sich Antike und neue Zeit, Christentum und Heidentum treffen.

Der Chor

Don Manuel aus der Schiller-Galerie
Stich von Neumann nach Ramberg, um 1865
Don Cesar aus der Schiller-Galerie,
Stahlstich von Geyer nach Ramberg, um 1865

Seinem Drama stellt Schiller ein Vorwort Über den Gebrauch des Chors in der Tragödie voran, in welchem er dessen Einführung begründet und rechtfertigt. Der Chor sollte Leben in die Sprache und Ruhe in die Handlung bringen und als Bindeglied zwischen dem Sinnlichen und dem Idealen dienen, wodurch echte Poesie erzeugt werden sollte. Tatsächlich war die Steifheit des Chors eines der Kriterien, die zu der negativen Bewertung des Schauspiels führten. Clemens Brentano hatte sich 1803 in einem Brief an Achim von Arnim, wie im Nachwort zur Braut von Messina der unten angegebenen Ausgabe nachzulesen ist, folgendermaßen geäußert: „Der äußerst steife Chor macht eine Wirkung wie in katholischen Kirchen die Repetition des halben Vaterunsers von der Gemeinde.“ (Vgl. Schiller: Braut, S. 155). Der Hinweis auf die Rezeptionsgeschichte zeigt die Schwierigkeiten, die das Stück bereitet. Denn 1814 hatte Brentano seine Ansicht vollkommen geändert: „Das Ganze ist beinah architektonisch und steinern; aber es sind tönende Steinbilder, Memnonsäulen der alten Welt, welche klingen, da (…) die wunderbare Aurora der modernen (…) Kunst (…) sie zauberisch belebt“ (Brentano, zit. nach Oellers, S. 282).

Der Chor bildet gerade nicht eine Einheit, wie theoretisch von Schiller avisiert, sondern ist in die Anhängerschaft der verfeindeten Brüder aufgeteilt und greift teilweise aktiv, durch Reden oder bewusstes Schweigen in das Geschehen ein. Dadurch unterscheidet er sich von seinem antiken Vorbild. Und Brentano hat „gezeigt, dass es möglich ist, den Absichten des Dichters nicht nur nachzuspüren, sondern ihrer Umsetzung auch höchste Anerkennung zu zollen“ (Oellers, S. 291).

Handlung

Donna Isabella
Schiller-Galerie, Ad. Neuman nach Ramberg
Beatrice aus der Schiller-Galerie
Stahlstich um 1859 von Schultheiss nach Ramberg

Das Stück beginnt im Palast von Messina, wo die kürzlich verwitwete Fürstin Isabella und ihre beiden verfeindeten Söhne, Don Manuel und Don Cesar, die sich nach langem Streit wieder miteinander versöhnt haben, wohnen. Nach der Beilegung des Streites offenbart Isabella den beiden, dass sie noch eine Schwester haben, die bis zu jenem Zeitpunkt verborgen in einem Kloster herangewachsen ist, die sie nun aber zurück in den Palast führen wolle.

Isabella hatte das Mädchen einem Kloster zur Pflege gegeben, obwohl es laut Befehl des verstorbenen Königs bereits nach seiner Geburt hätte getötet werden sollen. Diesen Befehl hatte der Vater aufgrund eines Traumes gegeben, welchen ein sternkundiger Araber so deutete, dass die zukünftige Tochter den Untergang des gesamten Geschlechts bewirken würde.

Doch hatte Isabella selbst einen anderen Traum, den sie von einem christlichen Mönch deuten ließ. Dieser versicherte ihr, dass die Tochter dereinst ihre beiden streitenden Brüder in Liebe vereinen würde. Da Isabella der christlichen Deutung mehr Wert beimaß, rettete sie das Kind und hielt es verborgen.

Unwissentlich sind allerdings sowohl Don Manuel als auch Don Cesar ihrer Schwester Beatrice schon begegnet, und beide haben sich in sie verliebt, ohne dabei ihre Identität zu erfahren oder von der Liebe des jeweils anderen zu wissen. Don Cesar findet seinen Bruder schließlich in inniger Umarmung mit Beatrice und ersticht ihn aus Eifersucht.

Als nach der Ermordung Don Manuels die Herkunft Beatrices durch Königin Isabella geklärt wird, beschließt Don Cesar sein Verbrechen durch Selbstmord zu sühnen – und weder seine Mutter noch seine neugewonnene Schwester, noch der Chor können ihn von dieser Tat abbringen.

Ausgabe

  • Friedrich Schiller: Die Braut von Messina oder Die feindlichen Brüder. Ein Trauerspiel mit Chören, Reclam Verlag, Stuttgart 1997

Siehe auch

Literatur

  • Gerhard Kluge: Die Braut von Messina, in: Walter Hinderer (Hrsg.): Schiller Dramen. Neue Interpretationen, Stuttgart 1979, S. 242ff.
  • Matthias Luserke-Jaqui: Friedrich Schiller, Tübingen 2005.
  • Gotthart Wunberg: Die Braut von Messina oder die feindlichen Brüder, in: Manfred Kluge und Rudolf Radler (Hrsg.): Hauptwerke der deutschen Literatur. Einzeldarstellungen und Interpretationen, München 1974, S. 273.
  • Norbert Oellers: Die Braut von Messina. - In: Ders.: Schiller. Elend der Geschichte, Glanz der Kunst. Stuttgart: Reclam 2005, S. 269–291.
  • Peter-André Alt: Friedrich Schiller. 2. Auflage. C. H. Beck, München 2009, S. 105–111.

Weblinks

Commons: Die Braut von Messina - Weitere Bilder oder Audiodateien zum Thema

Einzelnachweise

  1.  Peter-André Alt: Friedrich Schiller. 2. Auflage Auflage. C. H. Beck, München 2009, ISBN 978-3-406-50857-8, S. 107.


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