Dänische Sprache

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Die dänische Sprache (dänisch dansk sprog, det danske sprog), kurz Dänisch (dansk), gehört zu den germanischen Sprachen und dort zur Gruppe der skandinavischen (nordgermanischen) Sprachen. Zusammen mit Schwedisch bildet es den ostskandinavischen Zweig.

Dänisch ist die alleinige Landessprache von Dänemark und als Reichsdänisch (rigsdansk) standardisiert. Der Language Code ist da bzw. dan (nach ISO 639).

Verbreitung

In Dänemark wird das Dänische von ca. 5 Millionen Muttersprachlern gesprochen. Weitere Muttersprachler verteilen sich vor allem auf Grönland und die Färöer (beide politisch zu Dänemark gehörend), Südschleswig, Island, Norwegen und Schweden, daneben auf Argentinien, Kanada und die USA, z. B. im kalifornischen Solvang.

In den früheren dänischen Kolonien in West- und Ostindien sowie an der Goldküste hatte Dänisch nie mehr als einen marginalen Status; erhalten haben sich bis heute gewisse Orts- und Festungsnamen in dänischer Sprache.

Status

Dänisch ist de facto die Amtssprache in Dänemark, ohne dass dies rechtlich irgendwo festgehalten wäre. Es ist zweite Amtssprache in Grönland (neben Grönländisch) und auf den Färöern (neben Färöisch). Auf Island wird es als Pflichtfach unterrichtet, hat aber 1990 den Status als erste Fremdsprache an das Englische verloren. In Südschleswig hat es den Status einer Regional- und Minderheitensprache.

Seit 1973, als Dänemark der EU beitrat, ist Dänisch offizielle EU-Sprache.

Im Norden Deutschlands unmittelbar an der deutsch-dänischen Grenze befindet sich Südschleswig. Die Region nördlich der Linie Eckernförde-Husum wurde nach der Völkerwanderung (und dem Wegzug eines Großteils der dort zuvor siedelnden Angeln) dänisch besiedelt. Bis zum Sprachwechsel im 19. Jh. waren dort noch dänische Varietäten wie das Angeldänische verbreitet. Politisch gehörte das Herzogtum Schleswig bis zum Deutsch-Dänischen Krieg 1864 als Lehen zu Dänemark, nach dem Krieg kam Südschleswig zu Preußen/Deutschland. Heute leben etwa 50.000 dänische Südschleswiger als anerkannte nationale Minderheit in der Region[1]. Von ihnen sprechen etwa 8.000–10.000 Dänisch im Alltag[2] bzw. 20.000 Dänisch als Muttersprache[3]. Viele dänische Südschleswiger sprechen heute ein norddeutsch eingefärbtes Standarddänisch (Rigsdansk), das als Südschleswigdänisch (Sydslesvigdansk) bezeichnet wird. In Grenznähe wird zum Teil auch noch der Dialekt Sønderjysk (Südjütländisch) gesprochen. im Raum Flensburg entwickelte sich mit dem Petuh auch eine deutsch-dänische Mischsprache. Das in der Region gesprochene schleswigsche Niederdeutsch hat bis heute dänische Substrateinwirkungen. Auch die an der Nordseeküste Südschleswigs verbreiteten nordfriesischen Dialekte sind zum Teil durch das Dänische beeinflusst. Analog zur dänischen Volksgruppe in Südschleswig leben nördlich der Grenze etwa 12.000 bis 20.0000 deutsche Nordschleswiger[4][5], die entsprechend als nationale Minderheit in Dänemark anerkannt sind. Von ihnen sprechen etwa 2/3 Dänisch als Alltagssprache, Deutsch ist jedoch weiter Kultursprache[6]. Analog zum Südschleswigschdänischen hat sich in der deutschen Minderheit ein von der dänischen Umgebungssprache beeinflusste deutsche Varietät entwickelt, die als Nordschleswigdeutsch[7] bezeichnet wird.

Dänisch ist in Schleswig-Holstein durch dessen Landesverfassung besonders geschützt. Dänischunterricht gibt es sowohl an dänischen als auch vereinzelt an öffentlichen deutschen Schulen, vor allem im Landesteil Schleswig. Seit 2008 gibt es in Flensburg und seit 2016 in Glücksburg zweisprachige Ortsschilder (dänisch Flensborg und Lyksborg).

Obwohl es vom Wortschatz her stark vom Niederdeutschen beeinflusst ist, ist die Sprachgrenze zu den deutschen Dialekten in linguistischer Hinsicht keine fließende, sondern eine harte (vgl. hingegen die Sprachgrenze zwischen dem Deutschen und dem Niederländischen). Sie verlief historisch auf einer Linie EiderTreeneEckernförde. Seit dem Hochmittelalter (ca. 1050 bis 1250) setzte sich jedoch auch nördlich der Eider die deutsche Sprache immer stärker durch.

Das in Skåne verbreitete Schonische entwickelte sich aus einem dänischen Dialekt heraus und kann heute aus linguistischer Sicht sowohl als südschwedischer und ostdänischer Dialekt eingestuft werden. Das auf der Insel Gotland noch verbreitete Gotländische (Gutamål) weist (bedingt durch die lange Zugehörigkeit der Insel zu Dänemark) ebenfalls noch dänische Einflüsse auf.

Skandinavische Sprachgemeinschaft

Siehe auch: Skandinavische Sprachen

Zum Teil stehen die heutigen skandinavischen Schriftsprachen einander näher als die am stärksten abweichenden Dialekte des jeweiligen Landes; andererseits gibt es auch spezifische dänische, schwedische bzw. norwegische Sprachcharakteristika. Die Dialektgrenzen zwischen den Sprachen stellen weiche Übergänge dar, man spricht von einem Dialektkontinuum Dänisch-Norwegisch-Schwedisch.

Aus politischer und kultureller Tradition wurde jedoch an drei eigenständigen Sprachen festgehalten. Entscheidend dafür ist, dass in Dänemark und Schweden spätestens im 16. Jahrhundert eigene normierte Schriftsprachen entwickelt wurden. In Norwegen geschah dies erst mit der Selbständigkeit im 19. Jahrhundert und führte zu zwei Schriftsprachen, weil die gebildete Schicht bis dahin Dänisch als Hochsprache beibehielt.

Dänisch, Norwegisch und Schwedisch

Die skandinavischen Sprachen
  • Dänisch
  • Norwegisch (Bokmål und Nynorsk)
  • Schwedisch
  • Färöisch
  • Isländisch
  • Die Bokmål-Variante des Norwegischen ist linguistisch gesehen ein dänischer Dialekt mit norwegischen Einflüssen. Kulturhistorisch wird es aber als eine der zwei offiziellen norwegischen Schriftsprachen angesehen und auch von seinen Anwendern deutlich als norwegisch empfunden. Die Anhänger des Nynorsk, das auf den Dialekten basiert, haben dagegen oft gegen diese „dänische“ Sprache der Stadtbevölkerung und Oberschicht polemisiert.

    Vom Linguisten Max Weinreich wird der Ausspruch „Eine Sprache ist ein Dialekt mit einer Armee und einer Marine“ überliefert, der auch auf Skandinavien zutrifft. Linguistisch gesehen könnten Dänisch, Schwedisch und Norwegisch als Dialekte derselben Sprache angesehen werden, da die Sprachen noch immer gegenseitig verständlich sind. Freilich gibt es keine offizielle Dachsprache, die den Platz des Standardskandinavischen einnehmen könnte. Man bedient sich zur interskandinavischen Kommunikation immer einer der drei Einzelsprachen. So spricht jeder „Skandinavisch“ auf seine Art.

    Dänisch, Schwedisch und Norwegisch bilden die Gruppe der festlandskandinavischen Sprachen. Norwegisch ist im Gegensatz zu Dänisch und Schwedisch eine westnordische Sprache. Alle drei entwickelten sich aus der gemeinsamen urnordischen Sprache; bedeutend war zudem, dass die skandinavischen Länder durch die Jahrhunderte immer in enger politischer, kultureller und wirtschaftlicher Verbindung standen und auch in großem Umfang die gleichen Lehnwörter insbesondere aus dem Niederdeutschen und später Hochdeutschen übernahmen. Dabei stand das „kontinentale“ Skandinavien im Gegensatz zum Inselskandinavischen auf den Färöern und Island, das ein altertümliches (altnordisches) Gepräge behalten hat.

    Die Übereinstimmungen im Wortschatz liegen im Falle von Dänisch und Norwegisch (Bokmål) bei schätzungsweise über 95 %, bei Dänisch und Schwedisch um 85–90 %. Dabei kann die faktische Verständigung in der gesprochenen Sprache durchaus von der Angewöhnung abhängen. In neuester Zeit kommt es auch vor, dass sich Skandinavier auf Englisch unterhalten. In der Schriftsprache besteht weitgehende gegenseitige Verständlichkeit, sodass auch Nichtskandinavier mit dänischen Sprachkenntnissen norwegische und schwedische Texte verstehen können (und umgekehrt).

    Siehe auch

    Literatur

    Die Dänische Zentralbibliothek für Südschleswig enthält die größte Sammlung dänischer Titel in Deutschland.

    Linguistische Einführung

    • Kurt Braunmüller: Die skandinavischen Sprachen im Überblick. Francke, Tübingen. 3., aktualisierte und erweiterte Auflage 2007 (UTB 1635), ISBN 978-3-8252-1635-1, S. 86–133.
    • Hartmut Haberland: Dänisch. In: Ulrich Ammon and Harald Haarmann (Hrsg.): Wieser Enzyklopädie der Sprachen des europäischen Westens, Band 1. Wiesner, Klagenfurt 2008, ISBN 978-3-85129-795-9, S. 131–153.

    Geschichte der dänischen Sprache

    • Peter Skautrup: Det danske sprogs historie. Bd. 1–4, Kopenhagen 1944–1968 (unveränderter Nachdruck 1968) und 1 Registerband, Kopenhagen 1970.
    • Johannes Brøndum-Nielsen: Gammeldansk Grammatik i sproghistorisk Fremstilling. Bände I–VIII Kopenhagen 1928–1973; Bände I–II 2., überarbeitete Auflage 1950/57.

    Lehrbücher

    • Marlene Hastenplug: Langenscheidts Praktischer Sprachlehrgang Dänisch. Langenscheidt Verlag, München/Berlin 2009. ISBN 978-3-468-80361-1.
    • Vi snakkes ved. Dänischlehrwerk für Erwachsene. Hueber, Ismaning 2007.

    Grammatiken

    • Robin Allan, Philip Holmes, Tom Lundskær-Nielsen: Danish. A Comprehensive Grammar. London / New York 1995. ISBN 0-415-08206-4.
    • Åge Hansen: Moderne Dansk. Bde. 1–3 Kopenhagen 1967.

    Weblinks

     Wiktionary: Dänisch – Bedeutungserklärungen, Wortherkunft, Synonyme, Übersetzungen
     Wiktionary: Kategorie:Dänisch – Bedeutungserklärungen, Wortherkunft, Synonyme, Übersetzungen
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    Wörterbücher

     Wikisource: Dänische Wörterbücher – Quellen und Volltexte

    Sprachhistorische Wörterbücher

    Korpora

    Links zum Dänischlernen

    Einzelnachweise

    1. Landtag Schleswig-Holstein
    2. Quellen: Gesellschaft für bedrohte Völker, Institut für Grenzregionsforschung, Universität von Süddänemark
    3. Universität von Tromsø
    4. Bund Deutscher Nordschleswiger, 2008
    5. Denmark.dk: The German Minority in Denmark
    6. Den Store Danske Encyclopædi, 4. Band, Kopenhagen 1996
    7. Christel Stolz: Neben Deutsch: Die autochthonen Minderheiten- und Regionalsprachen Deutschlands, Bochum 2009, Seite 18


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