Göttliche Komödie

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Büste Dantes

Die Commedia von Dante Alighieri, später von Giovanni Boccaccio Divina Commedia - die Göttliche Komödie - genannt, hat wie kaum ein anderes Werk die europäische Literatur nachhaltig beeinflusst. Nach seiner Verbannung aus Florenz im Jahre 1302 hatte sich Dante in Ravenna niedergelassen, wo er vermutlich 1307[1] mit der Arbeit an der in italienischer Volkssprache verfassten Divina Commedia begann und sie erst kurz vor seinem Tod im Jahr 1321 vollendete. Nach Boccaccio wurden die letzten 13 Gesänge des Paradiso erst 8 Monate nach Dantes Tod von dessen Sohn Jacopo aufgefunden[2].

Einführung

Sehr ausführlich sprach Rudolf Steiner in dem am 11. Februar 1906 in Düsseldorf gehaltenen Mitgliedervortrag „Das religiöse Weltbild des Mittelalters in Dantes «Göttlicher Komödie»“ über Dantes Meisterwerk (Lit.:GA 97, S. 27ff):

„Der erhabenste Ausdruck dieser Religionsform, die nur mit einer Inkarnation rechnet, ist das Christentum. Es hat sein charakteristisches Merkmal darin, daß es nur mit einer Verkörperung rechnet. Bei der esoterischen christlichen Lehre war das nicht so, doch in der Volksreligion war die Lehre von der Reinkarnation nicht enthalten. Das alte Judentum und der Arabismus kannten nicht die Lehre von der Reinkarnation.

Wenn man dies voraussetzt, hat man den Grundton, aus dem das herrliche Gedicht Dantes herausgewachsen ist. Das Gedicht stellt dar eine Vision, ausgehend vom Karfreitag. Der war der Merktag für den Sieg des Lebens über den Tod. Das stellte man sich nicht abstrakt vor. Der Mensch empfand am Karfreitag und an Ostern, daß die Sonne die neue Frühlings kraft empfängt. Sie steigt auf, sie tritt in das Sternbild des Widders oder Lammes. Sie treibt die Pflanzenwelt hervor. Die Sonne betrachtete man als den Ausdruck eines Geisteswesens. Man stellte sich eine Beziehung der geistig-seelischen Kräfte zum Geist des Sonnenkörpers vor. So empfand man die Nacht des Karfreitags als die geeignetste Zeit, in welcher die Seele sich in das versetzen kann, was jenseits des Todes liegt.

Eine Vision ist das Dantesche Gedicht, eine Vision in dem Sinne, wie sie der Eingeweihte erlebt, eine Wirklichkeit in der geistigen Welt. Dante kann wirklich das Geistige wahrnehmen. Er nimmt mit geistigen Sinnen das, was in der geistigen Welt ist, wahr. Er stellt sich das als ein christkatholischer Eingeweihter vor. Bei der Vision bringt er mit, was sich in seinen Organismus von der katholischen Welt hineingelebt hat, aber er sieht es geistig. Jederzeit sieht der Mensch das Geistige durch die Brille seiner Erfahrungen. Wie der Aufenthalt des Kindes im Leibe der Mutter sich zu dem physischen Plan verhält, so verhält sich der Aufenthalt in der geistigen Welt zu dem, was wir hier auf der Erde geistig erleben. Hier in unserem Erdenleben reifen wir gleichsam wie im Mutterleibe aus, um nachher geistig zu erstehen. Die Sinne, die wir für das Geistige ausgebildet haben, hängen von dem Leben auf dieser Erde ab. Hier reifen wir aus für das Jenseits, hier bereiten wir uns die geistigen Augen und Ohren für das Jenseits. Daher hatte Dante seine geistigen Organe in der Weise ausgebildet, wie es die christkatholische Welt hervorgebracht hatte.“ (Lit.:GA 97, S. 30f)

Brunetto Latini

Schema del Paradiso dantesco, Natalino Sapegna

Die Göttliche Komödie ist wesentlich von den geistigen Schauungen von Dantes Lehrer Brunetto Latini beeinflusst und gibt, wie Rudolf Steiner deutlich gemacht hat, einen späten Nachklang dessen, was an geistigem Erleben einstmals in der Schule von Chartres lebendig gewesen war. Brunetto beschrieb seine Schauung in seinem «Tesoretto».

"Brunetto Latini, wurde der Lehrer des Dante. Und was Dante von Brunetto Latini gelernt hat, das hat er dann in seiner poetischen Weise in der "Divina Commedia" niedergelegt. So ist also das große Gedicht "Divina Commedia" ein letzter Abglanz dessen, was in platonischer Weise an einzelnen Stätten weiterlebte..." (Lit.: GA 240, S. 155)

Wiederaufleben der ägyptischen Astrologie in der Empfindungsseele

Zugleich lebt in der "Göttlichen Komödie" in der Empfindungsseele auf tief verinnerlichte Weise die alte ägyptische Astrologie wieder auf:

„Was war das Eigenartige der ägyptischen Volksseele? Damals gab es noch eine unmittelbar auf die Seele wirkende Astrologie. Die Volksseele schaute hinaus auf die Bewegungen der Himmelskörper, sah nicht, wie die heutigen Menschen, in dem, was im Kosmos geschah, nur materielle Vorgänge, sondern nahm wirklich hinter dem, was draußen vorgeht, die wirkenden geistigen Wesenheiten wahr. Sie verhielt sich so zum ganzen Kosmos, wie sich der Mensch zum anderen Menschen verhält, indem er beim anderen Menschen weiß, daß ihn durch die ganze Physiognomie eine Seele anblickt. So war alles Physiognomie beim alten Ägypter, und er nahm das Seelische in der Natur wahr. Der Sinn der Fortentwickelung zur neuen Zeit liegt darin, daß das, was früher gleichsam elementare Fähigkeit war, unmittelbar sich entzündete im Leiblichen des Menschen, daß das seine Innerlichkeit wurde in der neueren Zeit, in unserem fünften nachatlantischen Zeitalter. Und so wie es mehr elementar war, was der Ägypter durchmachte, so macht der Italiener das, was er wiederholt, was er in seiner Empfindungsseele durchmacht, mehr im Innerlichen durch, dadurch, daß er in der Empfindungsseele dieses Geistig-Kosmische erlebt, aber jetzt mehr verinnerlicht. Was könnte mehr verinnerlicht sein als die ägyptische Astrologie in Dantes «Göttlicher Komödie»: die richtige Wiederauferstehung der altägyptischen Astrologie, aber verinnerlicht!"“ (Lit.:GA 174a, S. 38)

Dante und die Templergnosis

Nach dem österreichischen katholischen Theologen und Zisterzienser Robert L. John soll Dante nicht nur die geheimen Lehren der Templer schon in jungen Jahren gekannt haben, sondern sogar als Affilierter dem Templerorden angehört haben[3][4], und der österreichische Germanist Joseph P. Strelka bekräftigt: „Dante war eingeweihter Templer und seine Göttliche Komödie ist das glänzendste überlebende Zeugnis der Templergnosis.[5] John weist dabei auch auf den großen Einfluss der islamischen Mystik, besonders von Ibn al-Arabi (1165-1240), und der Kabbala auf Dantes Werk hin. Auch die von Al-Ma'arri (973-1057) in seinem „Sendsschreiben über die Vergebung[6] geschilderte Jenseitsreise durch Himmel und Hölle wurde oft mit Dantes Göttliche Komödie verglichen. Obwohl Dante laut John viele gnostische Elemente übernommen habe, sei er aber niemals in irgendeine Häresie abgeglitten, sondern stets streng der katholischen Theologie treu geblieben.

Der Anthroposoph Arthur Schult hat Johns Gedanken aufgegriffen und weitergebildet:

„Immer wieder ist zu erkennen, wie Dantes Dichtung zutiefst impulsiert ist durch die Esoterik des Tempelritterordens, besonders deutlich in den ersten beiden Gesängen, in denen Dante den Tempelberg zu Jerusalem zu ersteiegn versucht, auf dem die Mutterkirche der Templer stand als heiligstes Symbol ihrer Esoterik. Aber die mythischen Tiere, Leopard, Löwe und Wölfin, verwehrten den Aufstieg. Vergil erschien, von Beatrice gesandt, um als Eingeweihter der Eleusinischen Mysterien Dante den Aufstieg auf den Berg des Heiles, den Berg der Initiation, zu weisen. Niemand kann den Tempelberg ersteigen, der jene Tiere nicht in sich überwunden hat in der Übung des tätigen Lebens, der vita activa, und der nicht hindurchgeschritten ist durch das Inferno und Purgatorio. Jetzt ist Dante so weit, der Berg des Heiles, der Tempelberg, ist erstiegen. Der Läuterungsberg entspricht dem Tempelberg und das Irdische Paradies Jerusalem mit dem Tempelplatz. Darum setzt der Dichter die Topographie des Irdischen Paradieses in engste Beziehung zur Topographie Jerusalems und des Tempelplatzes, auf dem Dante im Sinne der Templer-Esoterik seine erste große Erleuchtung erlebte.“

Arthur Schult: Dantes Divina Commedia als Zeugnis der Tempelritter-Esoterik, S. 471

Die Weisheit, die die Templer zu erringen strebten, ist nur durch die Vergeistigung des Astralleibs zum Geistselbst (Manas) zu erreichen, das im Bild der göttlichen Jungfrau Sophia geschaut wurde. Bei Dante erscheint sie in Gestalt seiner «Beatrice».

„Wenn Sie die Lehren der Templer verfolgen, so ist da etwas im Mittelpunkte, was als etwas Weibliches verehrt wurde. Dieses Weibliche nannte man die göttliche Sophia, die göttliche Weisheit. Manas ist das fünfte Prinzip, das geistige Selbst des Menschen, das aufgehen soll, dem ein Tempel errichtet werden sollte. Und wie das Fünfeck vom Eingang des Salomonischen Tempels den fünfgliedrigen Menschen charakterisiert, ebenso charakterisiert dieses Weibliche die Weisheit des Mittelalters. Dante hat mit seiner «Beatrice» nichts anderes als diese Weisheit zur Darstellung bringen wollen. Nur der versteht Dantes «Göttliche Komödie», der sie von dieser Seite betrachtet. Daher finden Sie auch bei Dante dieselben Symbole, die bei den Templern, den christlichen Ritterschaften, den Gralsrittern und so weiter zum Ausdruck kommen.“ (Lit.:GA 93, S. 152)

Zum Titel der «Commedia»

Warum Dante sein Werk als „Komödie“ betitelte, erläuterte er in einem Brief an seinen Gönner Cangrande I. della Scala (1291-1329):

„Der Titel des Buches ist: „Es beginnt die Komödie des Dante Alighieri, des Florentiners von Geburt, nicht von Sitten.“ Hierbei muß man wissen, daß das Wort Komödie besteht aus χώμη, Dorf, und ώδή, Gesang, daher Komödie so viel ist wie Dorfgesang. Die Komödie aber ist eine Art poetischer Erzählung, die sich von allen andern unterscheidet. Von der Tragödie unterscheidet sie sich im Stoffe dadurch, daß die Tragödie anfangs bewundernswürdig und ruhig, am Ende oder zum Schlusse stinkend und erschrecklich ist, und sie hat ihren Namen von τράμος, Bock, und ώδή, also Bocksgesang, das heißt stinkend wie ein Bock, wie aus den Tragödien des Seneca zu ersehen ist. Die Komödie aber fängt mit etwas Rauhem an; doch der Stoff endigt glücklich, wie aus den Komödien des Terenz zu ersehen ist. Und daher pflegten einige Sprecher in ihren Grüßen statt des Grußes „einen tragischen Anfang und einen komischen Schluß“ zu nehmen. Auf ähnliche Weise unterscheiden sich beide in der Art des Ausdruckes: bei der Tragödie ist er hoch und erhaben, bei der Komödie nachlässig und niedrig; sowie Horaz in seiner Dichtkunst,[7] wo er den Komikern erlaubt, bisweilen wie Tragöden zu sprechen, und umgekehrt:

„Oft auch hebet indes die Komödie höher die Stimme;
Und es vertobt ein Chremes mit vollerem Munde den Eifer.
Auch der Tragiker klagt manchmal in der Rede des Umgangs.“

Hieraus ist klar, daß das gegenwärtige Werk Komödie heißt. Denn wenn wir auf den Stoff sehen, ist er anfangs schrecklich und stinkend, nämlich die Hölle, am Ende glücklich, wünschenswert und hold, nämlich das Paradies. Wenn wir auf die Art des Ausdruckes sehen, so ist diese nachlässig und niedrig, nämlich allgemeine Sprache, in der sich auch die Weiber einander mitteilen. Hieraus ist klar, warum das Werk Komödie heißt. Es gibt auch andere Arten von poetischer Erzählung, nämlich das Hirtenlied, die Elegie, die Satire und das Weihgedicht, wie auch Horaz in seiner Poetik lehrt; aber hierüber ist nicht nötig zu sprechen.“

Dante Alighieri: An Can Grande Scaliger [2]

Dantes Verbannung aus Florenz

1295 gehörte Dante in Florenz dem "Rat der Hundert" an. 1300 stand er als einer der sechs Priori in scharfer Opposition gegen Papst Bonifatius VIII.. Ein Jahr später verhalf der französische König Philipp IV. der Schöne, der wenig später den Templerorden zerschlug, den Papsttreuen zum Sieg und schickte Dante und seine Partei der weißen Guelfen 1302 in die Verbannung, die seine Söhne ab dem 14. Lebensjahr teilen mussten - ein merkwürdiges Schicksal, an dem Dante schwer zu tragen hatte. Doch wäre Dante nicht verbannt worden, gäbe es vermutlich keine „Göttliche Komödie“!

„Nehmen wir an, Dante wäre nicht vertrieben worden, sondern er wäre so etwas wie ein Rat oder wie ein Haupt von Florenz geworden; er hätte alles erreicht, wozu er nach seinen Anlagen hätte kommen können. Er hätte Prior werden können. Wäre er es geworden, so wäre er ein bedeutender Prior geworden und so weiter. Kurz, es wäre sehr viel durch Dante geschehen, aber, es gäbe keine «Göttliche Komödie».

So einfach liegt aber die Sache nicht. Nehmen wir wirklich an, Dante hätte sein Ziel erreicht, wäre nicht entwurzelt worden in Florenz, wäre eines der Stadt- oder Kirchenhäupter geworden, was ziemlich verwandt ist in der öffentlichen Wirksamkeit. Da Dante - das werden Sie nach dem, was in der «Göttlichen Komödie» vorliegt, zugeben - bedeutende Fähigkeiten hatte, wäre er ein bedeutender Lord Mayor geworden, er hätte etwas ungeheuer Bedeutendes dargestellt. Also die Geschichte würde ganz anders aussehen. Florenz hätte ein sehr bedeutendes Stadt- und Staatsoberhaupt gehabt. Ja, nicht nur das! Sondern denken Sie sich hinein in dieses Florenz, das von all den Räten nun verwaltet worden wäre mit den Fähigkeiten, die dann in die «Göttliche Komödie» geflossen sind. Diese Verwaltung in einer so genialen Weise, sie würde bedeuten, daß viele, viele Kräfte, die da waren, unterbunden worden wären in ihrem geheimnisvollen Wirken. Es ist das allerdümmste, wenn behauptet wird, daß es nicht geniale Menschen in der Welt gäbe. Davon gibt es sehr viele. Sie gehen nur zugrunde, weil sie nicht erweckt werden. Wenn Dante Stadtoberhaupt geworden wäre, so hätte er auch einen Nachfolger gehabt, der sehr bedeutungsvoll gewesen wäre, und solche Nachfolger hätte er sieben gehabt. Just sieben Leute waren hintereinander gekommen - diese Dinge werden wir schon einmal begründen -, sieben bedeutende Leute hätten hintereinander als Oberhäupter von Florenz regiert. Etwas ganz Grandioses wäre entstanden, aber eine «Göttliche Komödie» würde es nicht geben. Im Jahre 1265 ist Dante geboren. Wir leben jetzt in einer Zeit, wo wir, wenn alle diese sieben Leute dazumal in Florenz gewirkt hätten, in Florenz die Nachwirkungen noch immer spüren würden, denn sieben Jahrhunderte hätten sie gedauert! Sieben Jahrhunderte würden ganz anders verflossen sein, als sie verflossen sind. Das alles ist nicht geschehen. Die katholische Kirche ist noch da, aber die «Göttliche Komödie» ist auch da.“ (Lit.:GA 254, S. 146f)

Aufbau

Die tieferen Schichten der «Göttliche Komödie»

Übersichtskarte zu Dantes „Göttlicher Komödie“ von Michelangeo Caetani (1855)

Dante selbst hat darauf hingewiesen, dass die Divina Commedia nicht eine einfache, sondern, wie es in mittelalterlichen mystischen Schriften häufig der Fall ist, eine vierfache Bedeutung hat. Die vier Interpretationsebenen hängen mit den vier Wesensgliedern des Menschen zusammen:

Der Buchstabe lehrt die Geschehnisse, Physischer Leib (sinnlicher Verstand)
die Allegorie lehrt, was du glauben musst, Ätherleib (Imagination)
die Moral lehrt, was du tun musst, Astralleib (Inspiration)
wonach du streben musst, lehrt die Anagogie. Ich (Intuition)

Dante erläutert das in dem bereits erwähnten Brief an Cangrande della Scala so:

„Zum Erweis nun des zu Sagenden muß man wissen, daß der Sinn des Werkes nicht ein einfacher ist, vielmehr ein vielsinniger. Denn der erste Sinn ist der wörtliche, der zweite ist der mit den Worten bezeichnete. Der erste heißt der Wortsinn, der zweite aber der allegorische oder moralische.[8] Zum bessern Verständnis betrachte man die Verse: „Als Israel zog aus Ägyptenland,[9] das Haus Jakobs aus dem fremden Volk, da ward Judäa sein Heiligtum, Israel seine Herrschaft.“[10] Dem bloßen Wortsinne nach wird hier der Ausgang der Kinder Israels aus Ägypten zur Zeit des Moses bezeichnet, dem allegorischen Sinne nach unsere Erlösung durch Christus, dem moralischen Sinne nach die Umkehr der Seele von der Klage und dem Elend der Sünde zu dem Stande der Gnade, dem anagogischen Sinne nach der Ausgang der heiligen Seele aus der Knechtschaft dieses Verderbnisses zu der Freiheit der ewigen Glorie. Und obwohl diese mystischen Sinne verschieden bekannt werden, so kann man sie doch allesamt allegorisch nennen, insofern sie von dem Wortsinne oder historischen Sinne verschieden sind. Denn Allegorie kommt her von dem griechischen άλλοΐος, was auf lateinisch abweichend oder verschieden heißt.

Hieraus ist offenbar, daß der Gegenstand ein doppelter sein muß, je nach dem einen oder andern Sinne. Und daher muß man den Gegenstand dieses Werkes teils seinem Wortsinn, teils aber auch seiner allegorischen Bedeutung nach betrachten. So ist denn der Gegenstand des ganzen Werkes, bloß wörtlich genommen, der Zustand der Seelen nach dem Tode ohne weiteres. Denn dieser stellt sich in dem ganzen Werke dar. Im allegorischen Sinne ist aber der Gegenstand der Mensch, je nachdem er vermöge seines freien Willens durch Verdienst oder Unverdienst der belohnenden oder strafenden Gerechtigkeit unterworfen ist.“

Dante Alighieri: An Can Grande Scaliger [3]

Zum ethischen bzw. moralischen Sinn heißt es:

„Die Art der Philosophie aber, welche hier im Ganzen und im Teile angewandt wird, ist die moralische oder ethische, weil das Ganze erfunden ist nicht zur Forschung, sondern zur Ausübung. Denn wenn auch hie und da auf forschende Weise zu Werke gegangen wird, so geschieht das nicht der Forschung, sondern der Ausübung wegen; weil, wie der Philosoph im zweiten Buch der Metaphysik sagt, auch die Praktiker bisweilen jetzt die Forschung anwenden.“

Dante Alighieri: An Can Grande Scaliger [4]

Das Höchste, Göttliche, zu dem der Dichter im Sinne der Anagogie aufzusteigen vermag, eröffnet sich zwar seinem Schauen, doch lässt es sich nicht mehr zutreffend mit dem Verstand begreifen noch in Worte fassen:

„Nachdem der Dichter gesagt hat, daß er im Paradiese gewesen sei, fährt er in seiner Umschreibung fort, „wo er Dinge sah, was, wer von jener Höh’ herniedersteigt, umsonst zu nennen strebet“, und zwar mit Angabe des Grundes, „weil unser Geist so tief hinein sich wagt“ in sein Verlangen selbst, d.h. in Gott, „sich so versenkt, daß sein Gedächtnis allen Dienst versagt“. Zum Verständnis dieser Worte ist zu bemerken, daß der menschliche Verstand in diesem Leben, wegen gleicher Natur und Verwandtschaft mit der für sich bestehenden Verstandeswesenheit, wenn er sich erhebt, sich so erhebt, daß er wegen Überschreitung des menschlichen Maßes das Gedächtnis nach der Rückkehr mangelt. Dies deutet auch der Apostel an, wenn er zu den Korinthern spricht[11]: „Ich kenne denselbigen Menschen (ob er in dem Leibe oder außer dem Leibe gewesen ist, weiß ich nicht, Gott weiß es), er ward entzückt in das Paradies und hörte unaussprechliche Worte, welche keine Mensch sagen kann.“ Siehe, weil der Aufschwung das menschliche Maß des Verstandes überschritten hatte, erinnerte er sich nicht an das, was außer ihm vorging. Dies bezeichnet uns auch Matthäus,[12] als die drei Jünger auf ihr Angesicht fielen und nachher nichts davon erzählten, als ob sie es vergessen hätten. Und Ezechiel[13] schreibt: „Ich sah und fiel auf mein Angesicht.“ Und wenn dies den Bedenklichen noch nicht genügt, so mögen sie den Ricardus de sancto Victore in dem Buche von der Beschaulichkeit lesen, lesen den Bernhard in dem Buche von der Betrachtung, lesen den Augustinus in dem Buche von der Vielheit der Seele, und sie werden nicht länger bedenklich sein. Wenn sie aber glauben sollten, daß bei einer so gewaltigen Geisteserhebung die Sündhaftigkeit des Sprechers an seinem Verstummen schuld sei, so mögen sie den Daniel[14] lesen, und sie werden finden, daß selbst Nebukadnezar göttliche Gesichte hatte, die gegen die Sünder gerichtet waren, und sich nicht daran erinnern konnte. Denn „Er, der die Sonne aufgehen läßt über Gute und Böse und regnen läßt über Gerechte und Ungerechte“,[15] der offenbart bisweilen, um sie aus Barmherzigkeit zu bessern, bisweilen um sie strenge zu bestrafen, mehr oder weniger, nach seinem Gefallen, seine Herrlichkeit auch denen, die sich noch so gröblich versündigten.

Der Dichter sah also, wie er sagt, Dinge, „welche wieder zu erzählen nicht weiß, noch kann, wer zurückkehrt“. Man beachte die Ausdrücke „nicht weiß“ und „nicht kann“. Nicht weiß, weil er sie vergaß, nicht kann, weil, wenn er sich auch an den Inhalt erinnerte und ihn festhielte,[16] dennoch das Wort mangelt. Denn vieles sehen wird mit dem Verstande, wofür es der Stimme an Zeichen fehlt, was Plato hinlänglich andeutet in seinen Büchern über die Benutzung der Metaphern; denn vieles sah er mit dem Lichte des Verstandes, was er mit der Rede nicht eigentlich ausdrücken konnte.“

Dante Alighieri: An Can Grande Scaliger [5]

Künstlerisch-architektonischer Aufbau

Der architektonische Aufbau der Commedia in seiner dreigliedrigen Gestalt deutet auf den Seelenleib (Astralleib) des Menschen und seine Verwandlung durch die Tätigkeit des Ich zum Geistselbst – es ist das Streben nach dem Ewig-Weiblichen, nach der Jungfrau Sophia, die in der Commedia in Gestalt der Beatrice erscheint. Es gibt 1 + 3 x 33 Gesänge und jeder Hauptteil endet mit dem Wort Sterne – ein deutlicher Hinweis auf den Sternenleib des Menschen, den siderischen Leib, wie ihn Paracelsus genannt hat.

Dantes Weltbild

Dantes Weltbild baut auf dem geozentrischen Ptolemäischen Sytem auf.

"Die Erde steht in der Mitte des Weltensystems. Und diese Erde ist nicht nur so da, daß der Mond zum Beispiel das Licht, das er von der Sonne bekommt, auf die Erde zurückwirft, sondern diese Erde, die ist nicht nur umgeben, sondern ganz eingehüllt von der Mondensphäre. Die Erde steckt ganz drinnen in der Mondensphäre. Den Mond hat sich Dante also viel größer vorgestellt als die Erde. Er hat sich vorgestellt: Das ist ein sehr feiner Körper, der viel größer ist als die Erde ...

Und nun hat sich Dante vorgestellt: Ja, wenn die Erde nicht drinnensteckte in diesen Kräften vom Mond, so würden zwar einmal durch irgendein Wunder auf die Erde Menschen kommen, aber sie könnten sich nicht fortpflanzen. Die Fortpflanzungskräfte sind es, die da in dem Rotgezeichneten drinnen enthalten sind. Die durchströmen auch den Menschen, und die machen, daß er fortpflanzungsfähig ist...

Jetzt stellte er sich weiter vor: Die Erde ist jetzt nicht nur drinnen in Mondenkräften, sondern die Erde ist auch noch in weiteren Kräften drinnen - die will ich hier gelb zeichnen -, und die durchdringen das alles. Also die Mondenkräfte sind in dem drinnen, stecken da drinnen, so daß Erde und Mond wiederum da drinnen in diesem Gelben sind. Und da ist wiederum ein festes Stück. Dieses feste Stück ist der Merkur, und der läuft da herum. Und wenn der Mensch nicht fortwährend von diesen Merkurkräften durchdrungen wäre, so könnte er nicht verdauen. So daß sich also Dante vorgestellt hat: Die Mondenkräfte bewirken die Fortpflanzung; die Merkurkräfte, in denen wir auch immer drinnenstecken, die nur feiner sind als die Mondenkräfte, die bewirken, daß wir verdauen können, und daß die Tiere verdauen können...

Und nun ist das alles wiederum drinnen in einer noch größeren Sphäre, wie Dante es nannte. So daß wir also auch in den Kräften drinnenstecken, die von diesem Planeten, von der Venus, kommen. Also wir stecken in all diesen Kräften drinnen, die durchdringen uns. Wir sind also auch von den Venuskräften durchdrungen. Und daß wir von den Venuskräften durchdrungen sind, das macht, daß wir nicht nur verdauen können, sondern das Verdaute ins Blut aufnehmen können. Venuskräfte leben in unserem Blute. Alles, was mit unserem Blut zusammenhängt, kommt von den Venuskräften. So stellte es sich Dante vor. Und diese Venuskräfte, die bewirken zum Beispiel auch dasjenige, was der Mensch in seinem Blut als Liebesgefühle hat; daher «Venus».

Die nächste Sphäre ist dann diejenige, in der wir wiederum drinnenstecken, und da läuft wiederum als festes Stück die Sonne herum. Wir sind also überall in der Sonne drinnen. Die Sonne ist für Dante im Jahre 1300 nicht nur der Körper, der da auf- und niedergeht, sondern die Sonne ist überall da. Wenn ich hier stehe, bin ich in der Sonne drinnen. Denn das ist nur ein Stück von der Sonne, was da auf- und niedergeht, was da herumläuft. So hat er es sich vorgestellt. Und die Sonnenkräfte sind es vorzugsweise, welche im menschlichen Herzen tätig sind...

Jetzt hat sich Dante vorgestellt: Alles das ist wiederum in der riesig großen Marskugel drinnen. Da ist der Mars. Und dieser Mars, in dem

Das Weltbild Dantes
Das Weltbild Dantes

wir also wiederum drinnenstecken, der hängt ebenso, wie die Sonne mit dem menschlichen Herzen zusammenhängt, mit alledem zusammen, was unsere Atmung und namentlich unsere Sprache betrifft, mit allem, was die Atmungsorgane sind. Das ist im Mars. Also Mars: Atmungsorgane. Und dann geht es weiter. Die nächste Sphäre ist dann die Jupitersphäre. Wir stecken wiederum in den Jupiterkräften drinnen. Nun, der Jupiter, der ist ja sehr wichtig; der hängt mit alledem zusammen, was unser Gehirn ist, eigentlich unsere Sinnesorgane, unser Gehirn mit den Sinnesorganen. Der Jupiter also hängt zusammen mit den Sinnesorganen. Und nun kommt der äußerste Planet, der Saturn. In dem ist wieder alles das drinnen. Und der Saturn hängt zusammen mit unserem Denkorgan.

Mond:
Merkur:
Venus:
Sonne:
Mars:
Jupiter:
Saturn:

Menschliche Fortpflanzung
Menschliche Verdauung
Menschliche Blutbildung
Menschliches Herz
Atmungsorgane
Sinnesorgane
Denkorgane

Außerhalb nun von alledem, aber so, daß wir da auch drinnen sind, ist der Fixsternhimmel. Da sind also die Fixsterne, namentlich die Tierkreis-Fixsterne (Zeichnung Seite 73). Und noch größer ist dann dasjenige, was alles bewegt, der erste Beweger. Aber der ist nicht bloß da oben, sondern der ist auch hier überall der erste Beweger. Und hinter dem ist ewige Ruhe, die auch wiederum überall ist. So stellte sich das Dante vor...

Und so hat sich Dante gesagt: Es gibt eine sichtbare Welt, und es gibt eine unsichtbare Welt. Die sichtbare Welt, nun ja, die ist diejenige, die wir sehen. wenn wir ninausschauen in der Nacnt, so sehen wir die Sterne, den Mond, die Venus und so weiter. Das ist die sichtbare Welt. Aber die unsichtbare Welt ist auch da. Und die unsichtbare Welt sind diese - man nannte das damals Sphären. Die unsichtbare Welt, das sind diese Sphären. Und man unterschied zwischen derjenigen Welt, die man mit Augen sieht, und nannte diese die physische Welt. Das war die physische Welt. Und dann unterschied man diejenige Welt, die man nicht mit Augen sieht. Das ist die Welt, die Dante gemeint hat, und die nannte man die ätherische Welt. Also die ätherische Welt, die Welt, die aus einem so feinen Stoff besteht, daß man fortwährend durchschaut..." (Lit.: GA 349, S. 71ff)

Grafische Darstellung von Dantes Weltbild nach Paul Pochhammer. Aus Dante Alighieri, Albert Ritter (Hrsg): Dantes Werke, 1922

Dante beschrieb nicht das physische Weltsystem, sondern die Ätherwelt. Das gilt nicht nur für die Planetensphären, sondern auch für das Erdinnere, in das er die Hölle verlegt. Aber damit ist kein äußerlich fassbarer Ort gemeint.

"...dann stellt sich Dante vor: Hier in der Erde, abgewendet - also wenn man da durchgeht -, so würde man da in der Erde drinnen das haben, was er sich als Hölle vorstellt. Also er denkt sich: Da draußen, da ist überall Himmelsäther. Aber wenn ich hineinbohren würde in die Erde, da ist auf der andern Seite da die Hölle. Bevor ich aus der Erde herauskomme, ist da die Hölle.

Nun, dieses als kindisch aufzufassen, das wird ja dem heutigen Menschen furchtbar leicht. Man braucht nur zu sagen: Ja, aber Dante hätte nicht da zu stehen brauchen, sondern hier, dann hätte er da hineinbohren können, und dann wäre da (auf der andern Seite) die Hölle gewesen! [...]

Aber so hat es sich Dante nicht vorgestellt. Er hat überhaupt nicht die physische Welt vorgestellt, sondern er hat sich Kräfte vorgestellt. Und er hat gesagt: Ja, wenn ein Mensch da steht, und er bewegt sich mit seinem eigenen Ätherleib in der Richtung nach oben, dann wird er immer leichter und leichter. Dann überwindet er immer mehr die Schwere. Wenn er aber hineingeht in die Erde, da muß er sich immer mehr und mehr anstrengen, und diese Anstrengung wird am größten, wenn er zum andern Ende gekommen ist. Da preßt ihn alles. Da wird die Schwere am allergrößten. Das hängt nicht davon ab, daß dort irgendeine besondere Hölle ist, sondern daß er erst das durchgemacht hat, um dorthin zu kommen. (Zeichnung auf Seite 73.)

Und wenn sich Dante das so vorgestellt hat, so könnte er ja auch da stehen (am andern Ende). Wenn er sich da hinausbewegt, wird er immer leichter und leichter, kommt er immer mehr und mehr in den Äther hinein. Wenn er sich aber da hineinbewegt in die Erde, dann muß er das durchmachen (das Schwererwerden). Dann tritt für ihn der Zustand, das Erlebnis da ein, wo ich grün gezeichnet habe; früher aber da, wo ich gelb gezeichnet habe. Also darauf kommt es an. Dante sagt nicht, daß hier an diesem Ort gerade die Hölle ist, sondern Dante will sagen: Wenn einer durch die Erde sich durcharbeiten muß mit seinem Ätherleib, dann ist das so schwer, daß, wo er auch hinkommt, ob oben oder unten, für ihn ein Erlebnis eintritt, das höllisch ist. Das ist erst wiederum in der neuesten Zeit gekommen, daß sich die Leute die Hölle vorstellen an einem bestimmten Ort. Dante hat an das Erlebnis gedacht, das man bekommt, wenn man sich als Äthermensch durch die Erde durcharbeiten muß.

Wenn einer sagt: Dante war dumm - , so fällt das auf ihn selbst zurück, weil er so dumm ist und sagt, Dante hätte sich vorgestellt, daß die Hölle am andern Ende der Erde sei. Sondern Dante hat sich vorgestellt: Wo ich auch immer über die Erde in den Himmel hinausfliege, werde ich seelisch leichter; wo ich in die Erde hineinkomme, wo ich auch immer ans andere Ende komme: höllisch." (Lit.: GA 349, S. 82ff)

Die «Göttliche Komödie» und das Ostergeschehen

Gustave Doré: Dante verirrt sich im düsteren Wald (1861)
Sandro Botticelli: Karte von Dantes Inferno (ca. 1480–1495)
Ary Scheffer: Francesca da Rimini und Paolo Malatesta (1854)

Dantes «Göttliche Komödie» ist eng mit dem Ostergeschehen verbunden.

"Das Gedicht stellt dar eine Vision, ausgehend vom Karfreitag. Der war der Merktag für den Sieg des Lebens über den Tod. Das stellte man sich nicht abstrakt vor. Der Mensch empfand am Karfreitag und an Ostern, daß die Sonne die neue Frühlingskraft empfängt. Sie steigt auf, sie tritt in das Sternbild des Widders oder Lammes. Sie treibt die Pflanzenwelt hervor. Die Sonne betrachtete man als den Ausdruck eines Geisteswesens. Man stellte sich eine Beziehung der geistig-seelischen Kräfte zum Geist des Sonnenkörpers vor. So empfand man die Nacht des Karfreitags als die geeignetste Zeit, in welcher die Seele sich in das versetzen kann, was jenseits des Todes liegt.

Eine Vision ist das Dantesche Gedicht, eine Vision in dem Sinne, wie sie der Eingeweihte erlebt, eine Wirklichkeit in der geistigen Welt. Dante kann wirklich das Geistige wahrnehmen. Er nimmt mit geistigen Sinnen das, was in der geistigen Welt ist, wahr. Er stellt sich das als ein christkatholischer Eingeweihter vor. Bei der Vision bringt er mit, was sich in seinen Organismus von der katholischen Welt hineingelebt hat, aber er sieht es geistig. Jederzeit sieht der Mensch das Geistige durch die Brille seiner Erfahrungen. Wie der Aufenthalt des Kindes im Leibe der Mutter sich zu dem physischen Plan verhält, so verhält sich der Aufenthalt in der geistigen Welt zu dem, was wir hier auf der Erde geistig erleben. Hier in unserem Erdenleben reifen wir gleichsam wie im Mutterleibe aus, um nachher geistig zu erstehen. Die Sinne, die wir für das Geistige ausgebildet haben, hängen von dem Leben auf dieser Erde ab. Hier reifen wir aus für das Jenseits, hier bereiten wir uns die geistigen Augen und Ohren für das Jenseits. Daher hatte Dante seine geistigen Organe in der Weise ausgebildet, wie es die christkatholische Welt hervorgebracht hatte." (Lit.: GA 97, S. 31)

Nicht zufällig verlegt Dante also den Beginn seiner Schilderungen auf den Karfreitag des Jahres 1300 und den geistigen Hintergrund des Geschehens bildet das Mysterium von Tod und Auferstehung des Christus Jesus, das sich auch in den sieben Stufen des christlichen Einweihungsweges widerspiegelt. In die ersten 3 Stufen dieses Weges – Fußwaschung, Geißelung und Dornenkrönung - wurde Dante nicht zuletzt durch die schicksalsträchtigen Ereignisse seines Lebenslaufes – die Verbannung aus Florenz mit all ihren Folgen – eingeweiht. In der «Göttlichen Komödie» treten dann vor allem die 4 letzten Stufen deutlicher hervor.

Die Quintessenz der 4. Stufe, der Kreuztragung, wird gleich zu Beginn angedeutet, wo Dante mitteilt, dass er nun Erlebnisse schildert, die sich dem wachen Geist in der Lebensmitte offenbaren. Und er macht auch gleich deutlich, dass es Erlebnisse sind, die jeder Mensch in diesem Alter haben kann, indem er ganz bewusst formuliert: "In unseres Lebens Mitte..." Mit der Lebensmitte haben unsere Lebenskräfte ihren Höhepunkt überschritten und zuerst ganz leise, dann immer stärker beginnen wir unseren stofflichen Leib als Last zu empfinden. Er ist das Kreuz, an dem wir immer schwerer zu tragen haben. Zugleich beginnt aber auch da erst die Zeit, wo wir das Geistige mit vollem Ichbewusstsein ergreifen können. Etwa mit dem 35. Lebensjahr beginnt sich die Bewusstseinsseele zu entfalten.

Alle folgenden Schilderungen sind aus dem Erleben des mystischen Todes erzählt, der 5. Stufe des christlichen Schulungsweges.

Die geistigen Ereignisse des Karsamstags, die mit der sog. Höllenfahrt Jesu Christi zusammenhängen, und die in den vier Evangelien nur wenig berücksichtigt werden, erscheinen Dante besonders wichtig und bilden die Grundlage für die Gesänge des Infernos und des Purgatorios. Das entspricht der 6. Stufe des christlichen Weges, der Grablegung. Dante folgt dem Christus auf seinen Wegen, wohl wissend, dass der Weg zur Auferstehung durch die Hölle führt. Auferstehung und Himmelfahrt bilden die 7. Stufe der christlichen Einweihung und Dante schildert sie vor allem in den Gesängen des Paradiso.

Ausführlicher wird uns in der christlichen Überlieferung von der Höllenfahrt Christi nur in dem apokryphen Nikodemus-Evangelium berichtet. Nikodemus ist jener hohe israelitische Eingeweihte, der Christus "bei Nacht" – d.h. im reinen Geistgespräch – besuchte (Joh 3,1). Es geht in diesem Gespräch um die Wiedergeburt des Menschen aus der Kraft des höheren Ich, was der Christus noch dadurch verdeutlicht, das er in diesem Gespräch Nikodemus auf die Erhöhung der Schlange durch Moses (4. Mose 21,8-9) verweist. Die erhöhte Schlange ist das Symbol für diese Ich-Kraft. Die Wiedergeburt des Menschen aus dem Geiste ist auch das zentrale Thema der «Göttlichen Komödie».

Was bedeutet die Wiedergeburt des Menschen im Sinne der Auferstehung? Auferstehung ist mehr als Unsterblichkeit, ist mehr als ein bloßes Weiterleben nach dem Tod. Und Auferstehung ist auch mehr als die Wiedergeburt in wiederholten Erdenleben. Unsterblichkeit bedeutet das bewusste Fortbestehen des geistigen Wesenskerns des Menschen, des Ich, im rein geistigen Leben nach dem Tode. Wiedergeburt im Sinne der Reinkarnation bedeutet das wiederholte Wiedererscheinen dieses geistigen Wesenskernes in einem sterblichen irdischen Leib.Auferstehung bedeutet die Wiedergeburt des ganzen Menschen im Geistigen. Was ist der ganze Mensch? Der ganze Mensch ist das Ich plus den drei Wesensgliedern – Astralleib, Ätherleib und physischer Leib -, die diesen Kern umhüllen. Das Ich ist zwar unser geistiger Wesenskern, aber noch nicht der ganze Mensch – und die Wesensglieder alleine natürlich noch weniger. Ohne seine wesenhaften Hüllen hat das Ich keine Entwicklungsmöglichkeit. Das Ich wächst und reift nur dadurch, dass es an der Vergeistigung seiner Hüllen arbeitet. Es verwirklicht sich, indem es seine Hüllen wirksam durchdringt. Die Integrität der Wesenshüllen des Menschen muss gewahrt werden, wenn sich das Ich voll entfalten soll – darum dreht sich letztlich die ganze Erdenentwicklung.

Die Frage nach dem Fortbestand der menschlichen Leibeshüllen nach dem Tode bewegt Dante tief. Er spricht davon noch nicht in den Gesängen des Infernos, aber gleich dort, wo die Gesänge des Purgatorios anheben und die Gestalten der Toten an ihn herantreten:

76 Hervor trat Eine jetzt, so inniglich
Mich zu umarmen, mit so holden Mienen,
Daß mein Verlangen ganz dem ihren glich.
79 O leere Schatten, die Gestalt nur schienen![17]
Dreimal hatt’ ich die Hände hinter ihr,
Und dreimal kehrt’ ich zu der Brust mit ihnen.
                                     (Purgatorio 2,76-81)

Sichtbar sind die Gestalten wohl, aber es fehlt ihnen "doch gar zu sehr am Greiflich-Tüchtighaften" und sie werfen im Licht der Sonne auch keinen Schatten wie Dante selbst. Die Toten erscheinen zwar als menschliche Gestalten, aber ihnen fehlt die feste Grenze, die sie für andere undurchdringlich macht. Im Erdenleben schafft uns der stoffliche Leib diese feste Begrenzung, bietet uns einen Innenraum, der nur uns gehört und der dadurch unsere Identität wahrt und verhindert, dass wir uns in unserer Umwelt verlieren. Dieses Grenzerlebnis ist entscheidend für die Entwicklung unseres Ichbewusstseins. Dieses Grenzerlebnis, das wir im physischen Leben haben, muss ins Geistige übertragen werden, wenn wir unser volles Selbstbewusstsein nicht verlieren wollen. Wir müssen mit unserem Geistesleben dem äußeren Geistesleben objektiv gegenübertreten, wir dürfen damit nicht unterschiedslos zusammenfließen, wenn wir nicht ein unselbstständiges Glied der geistigen Welt werden wollen.

Inhalt und Bedeutung

Das älteste Porträt Dante Alighieris; links sein Lehrer Brunetto Latini: Detail aus dem Fresko des Paradieses ( 14.Jhdt. ) von Giotto di Bondone (14. Jh., Museo del Bargello. Maria-Magdalena-Kapelle, Florenz)

Dantes Weg führt durch das Höllentor hinab durch die 9 Kreise des Inferno bis zur Eishölle im Mittelpunkt der Erde. Auf Geheiß seiner verstorbenen Jugendfreundin Beatrice ist Vergil sein Führer. Ein schmaler Gang führt schließlich hinauf zur anderen Seite der Erde, wo sich der Läuterungsberg, erhebt, den Dante und Vergil erklimmen, bis Dante an der Spitze des Purgatorio das irdische Paradies, den Garten Eden, betreten darf. Hier muss ihn Vergil verlassen. Gestärkt durch den Trunk aus Lethe und Eunoe führt ihn nun Beatrice durch die 7 Planetensphären des Paradiso, durch die Fixsternsphäre und den Kristallhimmel bis in das Empyreum, wo die Engelhierarchien wohnen. Zuletzt wird Dante ein tiefer Einblick in das Reich der dreifaltigen Gottheit gewährt.

Bei Dante wird alles, was früher geistige Schau des Äußeren war, zum tiefen inneren persönlichen Erlebnis. Dante beschreibt, was er bei seinem Hinabstieg in die eigenen Seelentiefen erlebt. In des Lebens Mitte, so schildert er, irrt er in der Nacht zum Karfreitag des Jahres 1300 durch einen wilden grauenvollen Wald. Äußerlich besehen liegt dieser Wald wohl in der Schlucht Gehinnom, die im Süden Jerusalems vom Fuß des Berges Zion in östlicher Richtung bis zum Kidrontal reicht und nach alter Tradition als Eingang in die Hölle gilt.

„... ein Tal, dessen Beziehungen zur Sünde durch uralte Tradicionen gegeben waren, ein Tal, an dessen Ende in der Tat ein Hügel steht, der für Dante wie kein anderer ein Berg des Heils sein mußte; ein Tal, das Allegorie und Wirklichkeit zugleich war. Kein Zweifel, es ist das Kedrontal oder Tal Josaphat, jene Senke, die Jerusalem vom Olberg trennt. Der Wanderer, der vom Süden, also aus der Gebirgswüste Juda kommt, hat zur Rechten den Olberg, zur linken als letzte deutliche Bodenerhebung, den Moriahügel vor sich, auf dessen Kammlinie die gewaltige, nach Osten blickende äußere Stützmauer des Tempelplatzes verläuft, die zugleich die Grenz- und, wenn man will, die Stadtmauer der heiligen Stadt bildet. Das Tal läßt zur Regenperiode den Kedronbach dem Toten Meer zufließen, so daß die Talsohle, übrigens auch wegen der Nähe des Siloabrunnens und der Marienquelle, im Gegensatz zu den dürren und kahlen Talwänden das Auge durch das Grün von Pflanzen und Bäumen erfreut.“

Robert L. John: Dante, S. 185

Esoterisch besehen ist der Wald, ähnlich wie bei Brunetto oder später in Goethes Faust II ("Waldung, sie schwankt heran..."), ein Bild für die ätherischen Lebenskräfte der Natur. Dennoch - die Schau des Geistigen, das die äußere irdische Natur durchwebt, tritt bei Dante zurück. Die Göttin Natura tritt in seiner «Commedia» nicht mehr explizit auf, sie wird nur in der rätselhaften Figur der Matelda, die Dante im irdischen Paradies begegnet, angedeutet, aber insgesamt ist doch alles, was aus dem alten Naturhellsehen stammte, endgültig verschwunden.

Inferno

Hauptartikel: Göttliche Komödie/Inferno

Übersicht

Anselm Feuerbach: Paolo und Francesca, 1864
1      Der finstere Wald; die drei Tiere; Virgil; der „Veltro“.
2      Mission Virgils; die drei himmlischen Frauen.
3      Eingang der Hölle; die Unentschlossenen; Acheronstrom.
4      Erster Kreis Limbus (= Vor-Hölle); tugendhafte Heiden.
5      Zweiter Kreis Wollust; Francesca und Paolo.
6      Dritter Kreis Gier; Cerberus; Ciaccos Prophetie.
7      Vierter Kreis Geiz und Verschwendung.
8      Fünfter Kreis Styx Zorn, Trägheit des Herzens.
9      Sechster Kreis die Stadt Dis; der hohe Gesandte (Aeneas).
10    Ketzer in glühenden Sarkophagen; Farinata.
11    Erklärung der Einteilung der Hölle Aristotelische Laster
12    Siebenter Kreis Gewalttäter gegen Andere.
        Blutstrom des Phlegethon. Zentauren.
13    Gewalt gegen sich selbst Wald der Selbstmörder.
14    Gewalt gegen Gott Gotteslästerer.
15,16    Gewalt gegen die Natur Brunetto Latini.
17    Wucherer; das Ungeheuer Geryon (Betrug).
18    Achter Kreis Malebolge mit 10 Sacktälern.
19    Simonisten Päpste Nikolaus III. Bonifacius VIII.
20    Wahrsager. Zauberer.
21    Bestechende und Bestechliche; glühender Pechsee.
22    Humoristisches Intermezzo: Teufel im Pechsee.
23    Heuchler; Pharisäer.
24,25    Diebe und Räuber; Schlangen als Peiniger.
26    Schlechter Ratgeber — Ulysses' Fahrt nach dem Westen.
27    Schlechte Ratgeber (Fortsetzung).
28    Stifter von Zwietracht; Mohammed; Bertran de Born.
29    Falschmünzer.
30    Fälscher.
31    Neunter Kreis   Untere Regionen der Hölle.
32    Das ewige Eisgefilde des Verrates. Verrat an Verwandten
       an dem Vaterland.
33    Ugolino.
34    Verrat an Wohltätern, an Gott. Dis (Satan);
        mechanischer Flügelschlag.
        Judas, Brutus, Cassius.
        Durchgang durch den Mittelpunkt der Erde zum
        Läuterungsberg.

Purgatorio

Übersicht

Dante schaut auf den Läuterungsberg. Gemälde von Agnolo Bronzino (1530)
William Blake: Lucia trägt Dante bis zum Eingang des Fegefeuers, Purgatorio 9,55
Domenico di Michelino, La Divina Commedia di Dante (Dante Alighieri und die drei Reiche: Hölle, Fegfeuer und Paradies). 1465 Fresko in der Kuppel der Kirche Santa Maria del Fiore in Florenz. Dante hält sein Epos «Die Göttliche Komödie» in der linken Hand. Mit der Rechten weist er auf eine Prozession von Sündern zur Hölle, hinter ihm das Purgatorium und eine historische Ansicht der Stadt Florenz um 1465.
1        Venus, der Morgenstern; Cato, Hüter des Läuterungsberges.
2        Ankunft der Engelbarke; Casella, der Sänger.
3       Die unter kirchlichem Bann Gestorbenen; Manfred.
4, 5   Diejenigen die die Buße verschoben haben bis an ihr Lebensende.
6      Sordello; Bußrede über das zerrissene Italien.
7      Tal der Fürsten.
8      Erste Nacht; die zwei Engel; die Schlange der Versuchung.
9      Dantes Traum. Er wird im Schlaf zu der Petruspforte gebracht.
        Der Engel mit dem Schwerte ritzt die 7 P's (die 7 Todsünden) auf Dantes Stirn.
10    Der erste Kreis Hochmut, gute Vorbilder der Demut.
11    Die schwer büßenden Hochmütigen beten das Vaterunser.
12    Vorbilder von bestraftem Hochmut; das erste P. wird getilgt.
13    Zweiter Kreis Neid. Den Neidischen sind die Augen zugenäht.
14    Die Neidischen; warnende Stimmen in der Luft.
15    Übergang zum dritten Kreis Zorn Vision Dantes;
       Vorbilder des Sanftmutes.
16    Dichte Finsternis. Marco Lombardo über den Einfluß der Sterne
        auf die menschliche Seele. Freier Wille.
17    Übergang zum vierten Kreis. Trägheit des Herzens.
        Worte Virgils über natürliche und geistige Liebe
18    Fortsetzung des Gesprächs über Liebe und freien Willen
19    Traum von der Sirene Fünfter Kreis Geiz.
20    Dante verflucht die Habsucht;
       Frage nach dem kommenden Erlöser (Veltro) Erdbeben.
21    Erklärung des Erdbebens:
       eine erlöste Seele darf eingehen in den Himmel; Statius.
22    Sechster Kreis Gier.
23    Forese Donati.
24    Gespräch über die Dichtkunst mit Buonagiunta.
25    Statius' Belehrung über Körper und Seele;
       die Flammen des siebenten Kreises Wollust.
26    Gespräch mit Guinicelli und Arnaut (Troubadour)
        Dante spricht den Letzteren an in der provencalischen Sprache.
27    Dante schreitet durch die Flammen.
       Krönung durch Virgil mit der Kaiserkrone
       und mit der päpstlichen Mitra.
28    Das irdische Paradies; Matelda; Lethe und Eunoe.
29    Allegorischer Festzug.
30    Beatrice auf dem Wagen vom Greifen gezogen.
       Virgil ist verschwunden. Beatrices Strafrede.
31    Dantes Erniedrigung. Untertauchung in der Lethe.
       Dante schaut Beatrices Antlitz.
32    Der Paradiesesbaum. Apokalyptische Bilder.
       Riese (Französischer König) und Hure (Papsttum).
33    Beatrices Prophetie des DXV Trunk aus der Eunoe.
       Aufstieg zum Himmel (Paradiso).

Paradiso

Übersicht

Carl Wilhelm Friederich Oesterly: Dante und Beatrice
Poul S. Christiansen, Dante und Beatrice im Paradies, 1835
1       Anruf an Apollon. Aufstieg durch die Feuersphäre zur Mondsphäre.
2      Mondsphäre. Belehrung über die finsteren Stellen auf der Mondfläche.
3      Niedrigste Form der Seligkeit. Piccarda. Gelübde.
4      Zusammenhang der Seelen mit den Sternen (Plato) über gebrochene Gelübde.
5      Merkursphäre Die Ehrgeizigen im edelen Sinne.
6      Kaiser Justinian. Geschichte Roms.
7      Lehre der Erlösung ,Nella Fiamma d'Amor'.
8      Venussphäre Diejenigen die viel geliebt haben. Karl Martell.
9      Cunizza; Folco von Marseille (Minnesänger).
10    Sonnensphäre. Kreis von Lichtern: die Weisen. S. Thomas von Aquino Reigen.
11    Lobrede über S. Franziscus von Assisi durch S. Thomas.
12    Zweiter Lichtkreis. S. Bonaventura lobt und preist S. Dominicas.
13    Reigen der 24 Lichter. Thomas belehrt Dante über Adam und Christus,
       über die Schöpfung.
14    König Salomon spricht über den Auferstehungsleib.
        Dritter Lichtkreis. Aufstieg zur Marssphäre; Kreuz der Märtyrerseelen.
15    Dantes Vorfahr Cacciaguida.
16    Cacciaguidas Bild der alten Stadt Florenz.
17    Prophetie Cacciaguidas über Dantes Schicksal.
18    Aufstieg zur Jupitersphäre. Gerechte Fürsten.
19    Der Adler der gerechten Seelen. Gerechtigkeit Gottes.
20    Göttlicher Gnade; Trajanus. Ripheus.
21    Saturnsphäre Die kontemplativen Seelen. Himmelleiter. Schallender Ruf.
22    Erklärung des Rufes: Erniedrigung des Bonifacius VIII durch Frankreich.
       S. Benedictus.
       Sphäre der Fixsterne. Dante in seinem Sternbild: Zwillinge.
23    Erscheinung Christi und Mariae.
24    Petrus. Frage über den Glauben. Dantes Credo.
25    Jacobus Frage über die Hoffnung. Johannes. Dante erblindet.
26    Johannes Frage über die Liebe. Dante wird wieder sehend. Gespräch mit Adam.
27    Bußrede Petri gegen die Entartung der Kirche. Primum Mobile.
28    Im Kristallhimmel. Die Engelswelt und Körperwelt in ihrer Beziehung; die Intelligenzen.
       Belehrung: über die Engelshierarchie in neun Kreisen.
29    Beatrices Belehrung über die Engel.
30    Empyreum. Außerhalb des Raumes und der Zeit. Das Lichtmeer.
        Die Himmelsrose. Sessel der seligen Geister.
31    Himmelsrose. Beatrice nimmt ihren Sessel ein.
        Dantes Danksagung.
32    Erklärung der Einteilung der Himmelsrose.
33    S. Bernardus' Gebet an Maria. Die drei Zirkel.
       Dante fühlt seinen Willen und seine Sehnsucht aufgenommen in die Liebe,
      die das All bewegt.

Werkausgaben

  1. italienisch (La Comedia):
  2. Vollständige deutsche Übersetzungen der Göttlichen Komödie in chronologischer Reihenfolge nach Erscheinungsdatum des abschließenden Bandes:[18]
    • 1767–69: Lebrecht Bachenschwanz (Prosa)
    • 1809–21: Karl Ludwig Kannegießer (Terzinen mit vorwiegend weiblichen Reimen|)
    • 1824–26: Carl Streckfuß (Terzinen mit regelmäßig alternierenden männlichen und weiblichen Reimen)
    • 1830–31: Johann Benno Hörwarter und Karl von Enk (Prosa)
    • 1836–37: Johann Friedrich Heigelin (Blankverse mit durchgehend männlichen Versschlüssen)
    • 1840: Karl Gustav von Berneck (Bernd von Guseck) (Terzinen mit vorwiegend weiblichen Reimen)
    • 1837–42: August Kopisch (Blankverse mit fast durchgehend weiblichen Versschlüssen)
    • 1828; 1839–49: Philalethes, Pseudonym von Johann von Sachsen| (Blankverse mit fast durchgehend weiblichen Versschlüssen)
    • 1864: Ludwig Gottfried Blanc (Blankverse mit vorwiegend weiblichen Versschlüssen)
    • 1865: Karl Eitner (Blankverse mit vorwiegend weiblichen Versschlüssen)
    • 1865: Josefine von Hoffinger (abgewandelte Schlegel-Terzinen, Reimschema aba/cbc/ded/fef/ghg/ihi…; die äußeren Terzinen durchgehend weiblich, die Mittelverse durchgehend männlich)
    • 1865: Karl Witte| (Blankverse mit vorwiegend weiblichen Versschlüssen)
    • 1870–71: Wilhelm Krigar (Terzinen mit durchgehend weiblichen Reimen)
    • 1871–72: Friedrich Notter (Terzinen mit regelmäßig alternierenden männlichen und weiblichen Reimen)
    • 1877: Karl Bartsch (Terzinen mit vorwiegend weiblichen Reimen)
    • 1883–85: Julia Francke (Terzinen mit durchgehend weiblichen Reimen)
    • 1888: Otto Gildemeister (Terzinen mit regelmäßig alternierenden männlichen und weiblichen Reimen)
    • 1889: Sophie Hasenclever (Terzinen mit regelmäßig alternierenden männlichen und weiblichen Reimen)
    • 1887–94: Carl Bertrand (Blankverse mit vorwiegend weiblichen Versschlüssen)
    • 1901: Bartholomäus Carneri (Blankverse mit in etwa ausgewogen männlichen und weiblichen Versschlüssen)
    • 1907: Richard Zoozmann [I] (Terzinen mit vorwiegend weiblichen Reimen)
    • 1908: Richard Zoozmann [II] (Schlegel-Terzinen mit fast durchgehend weiblichen Reimen)
    • 1914–20: Lorenz Zuckermandel (Terzinen mit vorwiegend weiblichen Reimen)
    • 1920: Axel Lübbe (Terzinen mit fast durchgehend weiblichen Reimen)
    • 1892–1921: Alfred Bassermann (Terzinen mit vorwiegend weiblichen Reimen)
    • 1921: Konrad Falke (Blankverse mit deutlich überwiegend weiblichen Versschlüssen, darunter viele Spondeen)
    • 1926: August Vezin (Terzinen mit fast durchgehend weiblichen Reimen)
    • 1922–28: Konrad zu Putlitz|, Emmi Schweitzer, Hertha Federmann (Terzinen mit regelmäßig alternierenden männlichen und weiblichen Reimen (Terzinen mit vorwiegend weiblichen Reimen)
    • 1928: Georg van Poppel (Terzinen mit fast durchgehend weiblichen Reimen)
    • 1929: Reinhold Schoener (Blankverse mit fast durchgehend weiblichen Versschlüssen)
    • 1923; 1930: Rudolf Borchardt (Terzinen mit vorwiegend weiblichen Reimen)
    • 1937: Friedrich Freiherr von Falkenhausen (Terzinen mit leicht vorwiegend weiblichen Reimen)
    • 1942: Karl Vossler (Blankverse mit in etwa ausgewogen männlichen und weiblichen Versschlüssen)
    • 1949–51: Hermann Gmelin (Blankverse mit durchgehend weiblichen Versschlüssen)
    • 1952: Hermann A. Prietze (Blankverse mit leicht vorwiegend weiblichen Versschlüssen)
    • 1955: Wilhelm G. Hertz (Terzinen mit alternierenden männlichen und weiblichen Reimen)
    • 1955: Karl Willeke (Sauerländisches Plattdeutsch; Blankvers mit durchgehend weiblichen Versschlüssen)
    • 1960–61: Benno Geiger (Terzinen mit durchgehend weiblichen Reimen)
    • 1963: Ida und Walther von Wartburg (Blankvers mit leicht überwiegend weiblichen Versschlüssen, aber auch mehrfach Sechsheber, gelegentlich ein Vierheber)
    • 1966: Christa Renate Köhler (Terzinen mit in etwa ausgewogen männlichen und weiblichen Reimen)
    • 1983: Hans Werner Sokop (Terzinen mit durchgehend weiblichen Reimen)
    • 1988: Hermann Gmelin: Die Göttliche Komödie. Italienisch und Deutsch. Übersetzt und kommentiert von Hermann Gmelin (vollständige Ausgabe, Text und Kommentar, fotomechanischer Nachdruck), 6 Bde., dtv, ISBN 978-3423059169
    • 1986: Nora Urban (zumeist Blankverse mit männlichen und weiblichen Versschlüssen; mehrfach Sechsheber und Vierheber)
    • 1995: Hans Georg Hees (Prosa), 3 Bände, Verlag der Kooperative Dürnau: Inferno ISBN 9783888610417, Purgatorio ISBN 9783888610424, Paradiso ISBN 9783888610431
    • 1997: Hans Schäfer (Terzinen mit durchgehend weiblichen Reimen; mehrfach Sechsheber; gelegentlich trochäische Verse)
    • 1997: Georg Peter Landmann (Prosa)
    • 2003: Walter Naumann (Prosa)
    • 2010: Hartmut Köhler (Prosa) Inferno, 2011 Purgatorio, 2012 Paradiso
    • 2011: Kurt Flasch (Prosa)
    • 2014: Hans Werner Sokop (in Original-Terzinen mit Erläuterungen. 100 Bilder von Fritz Karl Wachtmann), Akad. Druck- und Verlagsanstalt, Graz 2014, ISBN 978-3-201-01994-1
  3. Teilübersetzungen:
    • 1763: Johann Nikolaus Meinhard (prosaische Teilübersetzung von Abschnitten aus dem Inferno, Purgatorio und Paradiso)
    • 1780–82: Christian Joseph Jagemann (nur das Inferno)
    • 18xx: August Wilhelm Schlegel (Teilübersetzung von Abschnitten aus dem Inferno, Purgatorio und Paradiso)
    • 1843: Karl Graul (nur das Inferno)
    • 1909, 1912: Stefan George (Teilübersetzung von Abschnitten aus dem Inferno, Purgatorio und Paradiso)
  4. Nacherzählende Prosafassung des vollständigen Werks:
  5. englisch (The Divine Comedy):
    • 1805–1814: Henry Francis Cary (An older translation, widely available online.)
    • 1867: Henry Wadsworth Longfellow (The first U.S. translation, raising American interest in the poem. It is still widely read, including online.)
    • 1891–1892: Charles Eliot Norton (Translation used by Great Books of the Western World. Available online at Project Gutenberg.)
    • 1933–1943: Laurence Binyon (An English version rendered in terza rima, with some advisory assistance from Ezra Pound)
    • 1949–1962: Dorothy L. Sayers (Translated for Penguin Classics, intended for a wider audience, and completed by Barbara Reynolds.)
    • 1954–1970: John Ciardi (His Inferno was recorded and released by Folkways Records in 1954)
    • 1970–1991: Charles S. Singleton (literal prose version with extensive commentary; 6 vols.)
    • 1981 C. H. Sisson (Available in Oxford World's Classics.
    • 1980–1984: Allen Mandelbaum (Available online)
    • 1967–2002: Mark Musa An alternative Penguin Classics version.
    • 2000–2007: Robert and Jean Hollander (Online as part of the Princeton Dante Project)
    • 2002–2004: Anthony M. Esolen (Modern Library Classics edition.
    • 2006–2007: Robin Kirkpatrick (A third Penguin Classics version, replacing Musa's)
    • 2010: Burton Raffel (A Northwestern World Classics version)

Literatur

Literaturangaben zum Werk Rudolf Steiners folgen, wenn nicht anders angegeben, der Rudolf Steiner Gesamtausgabe (GA), Rudolf Steiner Verlag, Dornach/Schweiz Email: verlag@steinerverlag.com URL: www.steinerverlag.com.
Freie Werkausgaben gibt es auf steiner.wiki, bdn-steiner.ru, archive.org und im Rudolf Steiner Online Archiv.
Eine textkritische Ausgabe grundlegender Schriften Rudolf Steiners bietet die Kritische Ausgabe (SKA) (Hrsg. Christian Clement): steinerkritischeausgabe.com
Die Rudolf Steiner Ausgaben basieren auf Klartextnachschriften, die dem gesprochenen Wort Rudolf Steiners so nah wie möglich kommen.
Hilfreiche Werkzeuge zur Orientierung in Steiners Gesamtwerk sind Christian Karls kostenlos online verfügbares Handbuch zum Werk Rudolf Steiners und Urs Schwendeners Nachschlagewerk Anthroposophie unter weitestgehender Verwendung des Originalwortlautes Rudolf Steiners.

Weblinks

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Einzelnachweise

  1. Giovanni Boccaccio, der erste Biograph Dantes, hat behauptet, dass Dante die ersten 7 Gesänge des Infernos schon vor seiner Verbannung begonnen hätte, sie aber dann zurücklassen musste. Später, um 1307, seien sie wiedergefunden und ihm nachgesandt worden. Marchese Moruello, bei dem Dante damals lebte, sei davon so begeistert gewesen, dass er Dante bat, sein Werk fortzusetzen. Boccaccio führt als einzigen Beleg dafür an, dass der 8. Gesang mit den Worten beginnt: „Ich sage, fortfahrend, dass viel früher ...“
  2. „Es erzählte ein tüchtiger Ravignaner, der Piero Giardino geheißen und der lange Dantes Schüler gewesen, daß nach dem achten Monat seit dem Tode des Meisters eines Nachts um die Stunde, die wir die Frühmette nennen, nach seinem Hause jener Jacopo kam und ihm sagte, er habe diese Nacht kurz vor jener Stunde im Traume Dante, seinen Vater, auf sich zukommen sehen, in blendend weiße Kleidung getan und im Antlitz von einem ung_ewöhnlichen Lichte leuchtend. Da habe er geglaubt, ihn zu fragen, ob er lebe, und von ihm die Antwort zu hören, ja, doch das wahre Leben, nicht das unsere. Darum habe er ihn, wie es ihm schien, außerdem noch gefragt, ob er sein Werk vor seinem Hingange zum wahren Leben vollendet habe und, - sollte er es vollendet haben, - wo sich das befände, was daran fehlte und von ihnen niemals hätte gefunden werden können. Hierauf habe es ihm geschienen, zum anderen Male Antwort zu hören: "Ja, ich habe es vollendet." Und darauf war es ihm, als nehme ihn jener bei der Hand und führe ihn in die Kammer, wo er zu schlafen pflegte, als er noch in diesem Leben lebte; und dort berührte er eine Stelle und sprach: "Da ist, was ihr so sehr gesucht habt." Und kaum waren diese Worte gesprochen, so fühlte er, wie zur selben Stunde so Dante verschwand wie der Schlaf. Deshalb, versicherte er, habe er keine Ruhe gehabt und kommen müssen, um ihm zu melden, was er gesehen, auf daß sie zusamt suchen gingen am Orte, den er gezeigt (und den sich jener vorzüglich im Gedächtnis gemerkt hatte), damit sie sähen, ob ein wahrhaftiger Geist oder falscher Trug ihm solches gewiesen. Und so machten sie sich beide auf, derweil die Nacht noch eine gute Weile zu dauern hatte, und kamen zur gewiesenen Stelle und fanden dort eine Strohmatte, die gegen die Mauer befestigt war; und wie sie sie leicht aufgedeckt, gewahrten sie in der Mauer eine kleine Öffnung, die von keinem von ihnen jemals bemerkt worden war, von der sie auch nicht wußten, daß es sie dort gab; in ihr fanden sie einige Schriften, die von der Feuchtigkeit der Wand alle vermuffelt waren und fast vermodert wären, hätte man sie dort länger liegen gelassen; und, wie sie die vorsichtig vom Muffe gereinigt hatten und lasen, fanden sie, daß sie die dreizehn Gesänge enthielten, die sie gesucht, worüber sie hocherfreut sie von neuem aufschrieben und sie der Gepflogenheit des Dichters gemäß erst Herrn Cane übersandten, dann dem unvollkommenen Werke anfügten, wie sichs geziemte. Also ist das Werk, das während vieler Jahre zusammengestellt wurde, zur Vollendung gekommen.“ (Lit.: Boccaccio, S. 60f)
  3. "Diese Zugehörigkeit Alighieris zum Orden der Tempelherren ist es, die im Verlauf unserer Erörterung bis zur Unbestreitbarkeit erhärtet werden soll. In ihr liegt in der Tat der Schlüssel zu Dantes gesamten literarischem Schaffen, vor allem zur Göttlichen Komödie, die sich uns als eine durch und durch templarische Glückseligkeitslehre offenbaren wird, sowohl was die Ereignisse in den drei Jenseitsreichen als auch die sie bewohnenden Geister, ja sogar die moralische Struktur ihres Aufbaus betrifft." (Lit.: Robert L. John: Dante, Springer-Verlag, Wien 1946, S. 5)
  4. "Daß Dante in der Tat, wie etwa auch sein Zeitgenosse Francesco da Barberino, ein Templer gleich ihm, als Jüngling die Tonsur oder auch die niederen Weihen empfangen hatte, kann umso weniger zweifelhaft sein, als Francesco Buti, der Pisaner Danteprofessor des 14. Jahrhunderts, noch über glaubwürdige Nachrichten von einer geistlich-theologischen Jugend Dantes verfügen mußte, da er ihn geradezu einen gewesenen Novizen des Franziskanerordens sein läßt. Wogegen Barbi mit Recht einwendet, daß alle Umstände von Dantes Jugendzeit entschieden gegen die Annahme einer klösterlich abgeschiedenen Lebensepoche des Dichters sprechen. Dante der Theolog ist unverkennbar Templertheolog und hat ohne Zweifel auch sein Klerikat im Rahmen des Tempelherrenordens empfangen." (Lit.: John, S. 15f)
  5. Strelka, Vorwort X
  6. Es gibt allerdings keinen Beleg dafür, dass Dante dieses Werk kannte.
  7. B. 93 etc.
  8. Dante’s Gastmahl 2, 1.
  9. Fegefeuer 2, 46.
  10. Psalm 113, 1.
  11. 2. Kor. 12, 3 u 4.
  12. 17, 6 u 7.
  13. 2, 1.
  14. 2, 3.
  15. Matth. 5, 45.
  16. Dante’s Gastmahl 3, 4. Hölle 28, 4.
  17. 79. Ueber die Gestaltung der Seelen vgl. Anm. zur Hölle Ges. 3 V. 34 und Ges. 6 V. 35.
  18. Vgl. die Liste auf der Website der Deutschen Dante-Gesellschaft|: [1]


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