Benedikt XVI.

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Benedikt XVI. (2006)

Benedikt XVI. (lateinisch Benedictus PP. XVI; bürgerlich Joseph Aloisius Ratzinger; * 16. April 1927 in Marktl; † 31. Dezember 2022 in der Vatikanstadt) ist emeritierter Papst (lat. Papa emeritus) und war vom 19. April 2005 bis zu seinem Amtsverzicht am 28. Februar 2013[1] Oberhaupt der römisch-katholischen Kirche und damit des Staats Vatikanstadt. Er war der erste deutsche Papst seit Hadrian VI. (1523) und nach Coelestin V. (1294) der zweite Papst der Geschichte, der freiwillig von seinem Amt zurücktrat.

Vor seinem Pontifikat war Joseph Ratzinger zuletzt Dekan des Kardinalskollegiums (seit 2002) und Präfekt der Kongregation für die Glaubenslehre (seit 1981). Er galt als einer der einflussreichsten Kardinäle und in theologischen und kirchenpolitischen Fragen als rechte Hand seines Vorgängers Johannes Paul II. Im Konklave am 18. und 19. April 2005 wurde er zum 264. Nachfolger Petri gewählt.

Am 11. Februar 2013 kündigte Benedikt XVI. während eines Konsistoriums[2] an, zum 28. Februar 2013[3], 20 Uhr (MEZ), „auf das Amt des Bischofs von Rom, des Nachfolgers Petri, […] zu verzichten“. Er sei „zur Gewissheit gelangt“, dass seine Kräfte infolge des vorgerückten Alters nicht mehr geeignet seien, „um in angemessener Weise den Petrusdienst auszuüben“.[4][5][6][7]

Am 28. Dezember 2022 rief Papst Franziskus bei seiner Generalaudienz dazu auf, den emeritierten Papst ins Gebet einzubeziehen, da dieser „sehr krank“ sei.[8] Laut Berichten aus dem Vatikan verschlechterte sich die Gesundheit Benedikts XVI. im Laufe des Tages zusehends, und lebenswichtige Körperfunktionen hätten nachgelassen.[9] Am 31. Dezember 2022 starb er um 9:34 Uhr im Alter von 95 Jahren im Kloster Mater Ecclesiae in der Vatikanstadt.[10]

Jesusbild und Theologie

Das unter Verzicht auf lehramtliche Autorität 2007 veröffentlichte Buch Jesus von Nazareth. Von der Taufe im Jordan bis zur Verklärung sowie der Folgeband Jesus von Nazareth. Vom Einzug in Jerusalem bis zur Auferstehung (2011) wurden als persönliches Glaubenszeugnis[11] und „theologisches Lesebuch“ (so eine Charakterisierung Joseph Ratzingers selbst) geschätzt. Der Versuch, historisch-kritische und theologische Exegese zu verbinden, wurde innerhalb der historischen Jesusforschung teils als prinzipiell wichtige Erweiterung begrüßt.[12] In dieser Form wurde er jedoch weitgehend als methodisch unzureichend, unzulässige Vereinheitlichung der Evangelien vom Johannesevangelium her und „kritiklose[s] Vertrauen“[13] in die Quellen eingeordnet und selten direkt aufgegriffen.[14]

Der Papst jedoch weist in seinem Jesus-Buch oft auf Differenzen hin, mit denen die Verfasser der Evangelien in ihrer Überlieferung die Gestalt Jesu aufbewahrt hätten. Er sieht in der johanneischen Inkarnationstheologie („Mensch-werden Gottes“ – das Sein Gottes in Mensch als Erlösende) und der paulinischen Kreuzestheologie (das Tun Gottes in Kreuz und Auferstehung als Erlösung der Menschen) nicht synthetisierbare Polaritäten der gleichen Wahrheit, die „nur in ihrem Zueinander auf das Ganze verweisen“.[15] Durch seine auch im Jesus-Buch vertretene These, dass Jesus mit seiner Botschaft und seinem Werk identisch sei (Ineinandergreifen von Sein und Tun Jesu), entdeckt er aber Einheitsmomente beider historischen Wege der Christologie, die im Jesus-Buch so besonders hervorgehoben werden.

Kritik

Kritik vonseiten einiger Vertreter des Protestantismus erntete das am 10. Juli 2007 veröffentlichte Dokument der Kongregation für die Glaubenslehre, das die Einzigartigkeit der römisch-katholischen Kirche betont.[16] Demnach seien die orthodoxen Kirchen als „echte Teilkirchen“ zu bezeichnen, weil sie in der apostolischen Sukzession stünden; jedoch litten sie unter einem „Mangel“, weil ihnen die Gemeinschaft mit der römischen Kirche und dem Papst fehle. Die Protestanten bildeten hingegen nicht „Kirchen im eigentlichen Sinn“, sondern lediglich „kirchliche Gemeinschaften“, die sich eben nicht, wie die römisch-katholische oder orthodoxe Kirche, auf die apostolische Sukzession berufen könnten. Die Glaubenskongregation bekräftigte damit die im Jahr 2000 veröffentlichte Erklärung Dominus Iesus, die von ihr unter dem Vorsitz des damaligen Präfekten Joseph Kardinal Ratzinger herausgegeben worden war.

Bei seinem zweiten Besuch als Papst in Deutschland hielt Benedikt XVI. vor Wissenschaftlern an der Universität Regensburg eine Vorlesung.[17] Darin zitierte er eine Aussage des spätmittelalterlichen byzantinischen Kaisers Manuel II. zur Rolle der Gewalt im Islam. Das als „Papstzitat von Regensburg“ bekannt gewordene Diktum wurde von einer Reihe von Vertretern des Islam als Hasspredigt bezeichnet und heftig kritisiert.

Siehe auch

Weblinks

Einzelnachweise

  1. Benedikt XVI.: Declaratio. vatikan.va, 11. Februar 2013, abgerufen am 28. März 2013 (Übersetzung aus dem Lateinischen).
  2. Über die Heiligsprechung der Märtyrer von Otranto sowie der Ordensgründerinnen Laura Montoya (1874–1949) und María Guadalupe García Zavala (1878–1963), domradio.de vom 10. Februar 2013.
  3. Benedikt XVI.br: Declaratio. vatikan.va, 11. Februar 2013, abgerufen am 28. März 2013 (Übersetzung aus dem Lateinischen).
  4. Papst Benedikt XVI. tritt zurück. Radio Vatikan, 11. Februar 2013, abgerufen am 11. Februar 2013.
  5. Rücktrittserklärung im lateinischen Original Heiliger Stuhl, abgerufen am 11. Februar 2013.
  6. und in deutscher Sprache., abgerufen am 18. April 2020.
  7. Rücktrittserklärung als Video. The Guardian, 11. Februar 2013, abgerufen am 11. Februar 2013.
  8.  Papst Benedikt XVI.: Joseph Ratzinger ist »sehr krank« – Franziskus bittet um Gebete. In: Der Spiegel. 28. Dezember 2022, ISSN 2195-1349 (https://www.spiegel.de/panorama/papst-benedikt-xvi-sehr-krank-franziskus-bittet-um-gebete-a-9d4198de-a348-4fba-bd20-d9f18dd3c9e6).
  9. Lebenswichtige Funktionen von Papst Benedikt XVI. lassen nach. Focus.de, 28. Dezember 2022, abgerufen am 28. Dezember 2022.
  10.  Matteo Bruni: Dichiarazione del Direttore della Sala Stampa della Santa Sede, Matteo Bruni.. In: Tägliche Verlautbarungen des Presseamtes des Heiligen Stuhls. Jahrgang 2022, Nr. 962, 31. Dezember 2022 (https://press.vatican.va/content/salastampa/it/bollettino/pubblico/2022/12/31/0962/02037.pdf).
  11. Darstellung beim Verlag Herder
  12. Klaus Berger: Ernstfall für die Exegeten. In: Rheinischer Merkur, 24. Mai 2007
  13. Wolfgang Stegemann: Jesus und seine Zeit. 2010, S. 220
  14. W.J.C. Weren: The Pope’s Jesus book and the Christologies of the gospels. HTS Teologiese Studies / Theological Studies, 67(1), Art. #831, 2011, hts.org.za (PDF)
  15. Einführung in das Christentum, S. 186
  16. „Antworten auf Fragen zu einigen Aspekten bezüglich der Lehre über die Kirche“ (dt. Fassung)
  17. Dazu Werner Thiede: Die gekreuzigte Vernunft. Der Regensburger Papst-Vortrag im Spiegel der Entgegnung Wolfgang Hubers. In: ders. (Hrsg.): Der Papst aus Bayern. Leipzig 2010, S. 131–150.
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