Bündnis 90/Die Grünen

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Bündnis 90/Die Grünen (Eigenschreibweise: BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN[1]; Kurzbezeichnung: GRÜNE, auch als Grüne, Bündnisgrüne, B’90/Grüne, B'90/Die Grünen oder Die Grünen bezeichnet) ist eine politische Partei in Deutschland. Ein wesentlicher inhaltlicher Schwerpunkt ist die Umweltpolitik. Leitgedanke grüner Politik ist ökologische, ökonomische und soziale Nachhaltigkeit. Anfangs, insbesondere verkörpert durch Petra Kelly, verstanden sich die Grünen auch als Teil der Friedensbewegung.

Allgemeines

In Westdeutschland und West-Berlin entstammt die am 12./13. Januar 1980 in Karlsruhe gegründete Partei Die Grünen der Anti-Atomkraft- und Umweltbewegung, den Neuen Sozialen Bewegungen, der Friedensbewegung und der Neuen Linken der 1970er Jahre. Bei der Bundestagswahl 1983 gelang den Grünen der Einzug in den Bundestag und von 1985 bis 1987 stellten sie in einer rot-grünen Koalition in Hessen mit Joschka Fischer erstmals einen Landesminister. Nach der Wiedervereinigung scheiterten die westdeutschen Grünen bei der Bundestagswahl 1990 an der Fünfprozenthürde.

Eine zweite Entwicklungslinie geht auf die Bürgerbewegung in der DDR zurück. Während der politischen Umbrüche im Herbst 1989 bildeten die Initiative Frieden und Menschenrechte, Demokratie Jetzt sowie das Neue Forum das Bündnis 90. Dieses zog bei der Bundestagswahl 1990 zusammen mit der Grünen Partei in der DDR, dem Unabhängigen Frauenverband und der Vereinigten Linken als Parlamentsgruppe in den Bundestag ein. Nachdem die Grüne Partei in der DDR schon unmittelbar nach dieser Wahl mit den westdeutschen Grünen fusioniert hatte und somit doch im Bundestag vertreten gewesen war, vollzogen Bündnis 90 und die Grünen diesen Schritt erst 1993.

Nach dem Wiedereinzug als Fraktion in den Bundestag 1994 war Bündnis 90/Die Grünen von 1998 bis 2005 in einer rot-grünen Koalition erstmals an der Bundesregierung beteiligt. Seit 2005 ist Bündnis 90/Die Grünen wieder Oppositionspartei im Bundestag. Bei der Bundestagswahl 2009 gelang der Partei mit einem Stimmanteil von 10,7 Prozent das beste Ergebnis ihrer Geschichte. In Baden-Württemberg stellt sie seit Mai 2011 mit Winfried Kretschmann erstmals einen Ministerpräsidenten, der nach einer grün-roten seit 2016 einer grün-schwarzen Landesregierung vorsteht. Darüber hinaus sind die Grünen auf Landesebene an rot-grünen Regierungen in Bremen und Hamburg sowie an einer Jamaika-Koalition in Schleswig-Holstein beteiligt. In Hessen bilden die Grünen zusammen mit der CDU eine schwarz-grüne Koalition. Seit dem Jahr 2014 regieren die Grünen in Thüringen mit der Partei Die Linke und der SPD erstmals in einer rot-rot-grünen Koalition unter dem Ministerpräsidenten Bodo Ramelow (Die Linke). Außerdem sind die Grünen seit 2016 in einer Kenia-Koalition in Sachsen-Anhalt und in einer Ampel-Koalition in Rheinland-Pfalz in der Regierung beteiligt. In Berlin regiert seit Dezember 2016 eine weitere rot-rot-grüne Koalition, jedoch unter SPD-Führung.

Ursprungsimpulse aus der anthroposophischen Bewegung

Nicht vergessen darf werden, dass am Anfang der grünen Bewegung, insbesondere bei der Parteigründung viele Anthroposophen die neue Partei aus der Taufe hoben. Neben Lukas Beckmann seien insbesondere auch Otto Schily und Joseph Beuys erwähnt. Es entstand eine eigene Achberger Plattform in den Grünen, was sich u.a. auch bei Wilfried Heidt, Michael W. Bader und Reinhard Giese nachlesen läßt. Mit Gerald Häfner und Arfst Wagner sassen denn auch - zumindest zeitweise - einige prominente Anthroposophen für B90/Die Grünen im Bundestag. Bis zu seinem Parteiwechsel zur SPD prägte auch Otto Schily als Parlamentarier das Gesicht der Grünen im deutschen Bundestag.

Zu weiteren Themen siehe auch

Siehe auch

Literatur

Programme von Bündnis 90/Die Grünen

Sekundärliteratur Über keine andere deutsche Partei wurde so viel publiziert wie über die erfolgreichste Parteigründung seit 1950.[2] Neben der umfangreichen politikwissenschaftlichen Literatur findet sich eine Reihe subjektiv geprägter Analysen und Kritiken der Partei von Protagonisten der Flügelkämpfe der 1980er und frühen 1990er Jahre sowie der rot-grünen Regierungsjahre.[3]

  • Udo Baron: Kalter Krieg und heißer Frieden. Der Einfluss der SED und ihrer westdeutschen Verbündeten auf die Partei „Die Grünen“ (= Diktatur und Widerstand. Bd. 3). Lit, Münster u. a. 2003, ISBN 3-8258-6108-2.
  • Jürgen Hoffmann: Die doppelte Vereinigung. Vorgeschichte, Verlauf und Auswirkungen des Zusammenschlusses von Grünen und Bündnis 90. Leske und Budrich, Opladen 1998, ISBN 3-8100-2132-6.
  • Markus Klein, Jürgen W. Falter: Der lange Weg der Grünen. Eine Partei zwischen Protest und Regierung. C.H.Beck, München 2003, ISBN 978-3-406-49417-8
  • Manfred Güllner: Die Grünen. Höhenflug oder Absturz? Verlag Herder, Freiburg im Breisgau 2012, ISBN 3-451-30674-3
  • Hubert Kleinert: Aufstieg und Fall der Grünen – Analyse einer alternativen Partei. Dietz, Bonn 1992, ISBN 3-8012-0180-5 (zugleich: Universität Hamburg, Dissertation, 1992 unter dem Titel: Krisen und Erfolgsbedingungen der Politik der Partei Die Grünen unter besonderer Berücksichtigung der Bundestagswahl 1990)
  • Makoto Nishida: Strömungen in den Grünen (1980–2003). Eine Analyse über informell-organisierte Gruppen innerhalb der Grünen. Lit-Verlag, Münster 2005, ISBN 3-8258-9174-7
  • Lothar Probst: Bündnis 90/Die Grünen (Grüne). In: Frank Decker, Viola Neu (Hrsg.): Handbuch der deutschen Parteien. VS Verlag für Sozialwissenschaften, Wiesbaden 2007, ISBN 978-3-531-15189-2, S. 173–188
  • Joachim Raschke, Gudrun Heinrich: Die Grünen. Wie sie wurden, was sie sind. Bund, Köln 1993, ISBN 3-7663-2474-8
  • Joachim Raschke: Die Zukunft der Grünen. So kann man nicht regieren. Campus, Frankfurt am Main 2001, ISBN 3-593-36705-X
  • Ludger Volmer: Die Grünen. C. Bertelsmann, München 2009, ISBN 978-3-570-10040-0
  • Franz Walter: Gelb oder Grün? Kleine Parteiengeschichte der besserverdienenden Mitte in Deutschland. transcript Verlag, Bielefeld 2010, ISBN 978-3-8376-1505-0, S. 71–127
  • Wilfried Heidt (Hg.): Abschied vom Wachstumswahn. Ökologischer Humanismus als Alternative zur Plünderung des Planeten, Achberger Vlg., Achberg 1980
  • Joseph Beuys: Aufruf zur Alternative. In: Frankfurter Rundschau vom 23.12.1978
  • Reinhard Giese (Hg.): Sozial handeln - aus der Erkenntnis des sozial Ganzen. Soziale Dreigliederung heute, Verlag Reinhard Giese, Rabel 1980
  • Michael W. Bader: Jenseits von Kapitalismus und Kommunismus. Theorie und Praxis des Wirtschaftsmodells der Achberger Schule, Berliner Wissenschafts-Verlag, Berlin 2016

Weblinks

Commons: Bündnis 90/Die Grünen - Weitere Bilder oder Audiodateien zum Thema

Einzelnachweise

  1. Michael Kellner und Robert Heinrich: Das grüne Corporate Design. Bündnis 90/Die Grünen, Januar 2017;.
  2. Jürgen W. Falter, Markus Klein: Der lange Weg der Grünen, München 2003, S. 12
  3. Verena Krieger: Was bleibt von den Grünen? (1991); Hubert Kleinert: Vom Protest zur Regierungspartei. Die Geschichte der Grünen und Aufstieg und Fall der Grünen. Analyse einer alternativen Partei (beide 1992); Jutta Ditfurth: Das waren die Grünen. Abschied von einer Hoffnung (2000) und Krieg, Atom, Armut. Was sie tun, was sie reden: Die Grünen (2011); Antje Radcke: Das Ideal und die Macht. Das Dilemma der Grünen (2001); Ludger Volmer: Die Grünen. Von der Protestbewegung zur etablierten Partei (2009)
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