Annie Ernaux

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Annie Ernaux (2017)

Annie Thérèse Blanche Ernaux, geborene Duchesne (geb. 1. September 1940 in Lillebonne, Seine-Maritime), ist eine französische Schriftstellerin. Ihr literarisches Werk ist im Wesentlichen autobiografisch geprägt. Wiederholt thematisierte sie ihren eigenen Lebensweg vom Arbeiterkind zur Autorin. 2022 wurde ihr der Nobelpreis für Literatur zuerkannt.

Leben

Ernaux verbrachte ihre Kindheit und Jugend in Yvetot in der Normandie. Sie wuchs als Einzelkind in bescheidenen und behüteten Verhältnissen auf und wurde katholisch erzogen. Eine Schwester starb vor ihrer Geburt. Ihre Eltern waren zunächst Arbeiter (der Vater hatte ursprünglich als Knecht gearbeitet)[1] und betrieben später ein kleines Ladengeschäft mit Café. Sie besuchte ein Lycée und studierte in Rouen und Bordeaux. 1971 folgte die Promotion.[2] Ernaux arbeitete als Lehrerin am Gymnasium in Bonneville[3], am Collège d’Évire in Annecy-le-Vieux, in Pontoise und am Centre national d’enseignement à distance (CNED).[4]

Ernaux ist geschieden und Mutter zweier Söhne. Sie lebt in Cergy, in der Nähe von Paris.[1]

Im Jahr 2022 gab Ernaux gemeinsam mit ihrem Sohn David Ernaux-Briot ihr Debüt als Filmregisseurin. Bei den Filmfestspielen von Cannes stellte sie den autobiografischen Dokumentarfilm Les années super 8 (dt. Titel: Annie Ernaux’ Super 8 – Tagebücher) vor. Dabei wurden Aufnahmen ihres Familienlebens verwendet, die die Autorin zwischen 1972 und 1981 mittels Super-8-Kamera festgehalten hatte. Das Werk wurde in den Kontext der Sehnsüchte und Träume der französischen Mittelschicht nach dem Jahr 1968 gesetzt.[5]

Literarische Karriere

Das Werk Ernaux’ ist entschieden autobiografisch geprägt. Wiederholt thematisierte sie ihren eigenen Lebensweg vom Arbeiterkind zur Schriftstellerin. Dieser Selbstfindungsprozess spiegelt sich bei Ernaux auch im Wandel ihres Stils.[2]

1974 publizierte Ernaux ihren ersten autobiografischen Roman Les Armoires vides. 1984 erhielt sie für La Place den Prix Renaudot.

Der 2008 veröffentlichte Roman Les Années wurde mit mehreren Preisen ausgezeichnet. Ebenfalls 2008 erhielt sie den Prix de la langue française für ihr Gesamtwerk[6].

2011 veröffentlichte sie L’Autre Fille, einen Brief an ihre Schwester, die als sechsjähriges Kind, zwei Jahre vor der Geburt der Autorin, gestorben war.[7] Ebenfalls 2011 erschien L’Atelier noir, eine Sammlung von Notizen, Plänen und Gedanken zu ihrem Werk. Die Anthologie Écrire la vie erschien ebenfalls 2011 in Quarto. Darin enthalten sind neben den meisten ihrer autobiographischen Werke Fotografien und Tagebuchausschnitte.[8]

Im April 2016 veröffentlichte sie ein weiteres autobiographisches Werk, Mémoire de fille (Erinnerung eines Mädchens)[9], in dem sie sich mit den im Sommer 1958 gemachten ersten sexuellen Erfahrungen und deren lebenslangem Nachklang beschäftigt. Sie schreibt vom „Gedächtnis der Scham“[10]:

„Das große Gedächtnis der Scham ist sehr viel klarer und erbarmungsloser als jedes andere. Es ist im Grund die besondere Gabe der Scham.“

Annie Ernaux: Erinnerung eines Mädchens[11]

Zu ihrer Arbeitsweise schreibt Ernaux programmatisch in Die Scham (1997, deutsch 2020):

„Um meine damalige (sc. 1952) Lebenswirklichkeit zu erreichen, gibt es nur eine verlässliche Möglichkeit, ich muss mir die Gesetze und Riten, die Glaubenssätze und Werte der verschiedenen Milieus vergegenwärtigen, Schule, Familie, Provinz, in denen ich gefangen war und die, ohne dass ich mir ihrer Widersprüche bewusst gewesen wäre, mein Leben beherrschten. Die verschiedenen Sprachen zutage bringen, die mich ausmachten, die Worte der Religion, die Worte meiner Eltern, die an Gesten und Gegenstände geknüpft waren, die Worte der Fortsetzungsromane, die ich in Zeitschriften las (...). Mich dieser Worte bedienen, von denen manche noch immer mit der damaligen Schwere auf mir lasten, um den Text der Welt, in der ich zwölf Jahre alt war und glaubte, wahnsinnig zu werden, anhand der Szene eines Junisonntags zu zerlegen und wieder zusammenzusetzen.“

Ernaux, Die Scham.

Zeitzeugin

Bisher seien alle französischen Revolutionen von Paris ausgegangen, nun zum ersten Mal nicht, bemerkt Ernaux zur Gelbwestenbewegung im Interview mit der Zeit. Es gebe einen Graben zwischen denen, die vom Liberalismus profitieren und in Zukunftsberufen arbeiten, und den Leuten, die in Dienstleistungsberufen oder als Arbeiter beschäftigt sind. „Sie haben das Gefühl festzustecken und nicht voranzukommen. Die Reden, die Macron hält, sind völlig losgelöst von ihrer Wirklichkeit.“ Die Benzinsteuer sei in bestimmter Hinsicht ein Symbol: Die Gelbwesten brauchten das Auto, weil es da, wo sie wohnen, keine öffentlichen Verkehrsmittel gebe. „Die kleinen Städte in Frankreich wurden schlimm vernachlässigt, das ist eine alte Geschichte.“[12]

„„Gerettet werden soll […] der Mann in Schlafanzug und Hausschuhen in dem Altersheim in Pontoise, der jeden Nachmittag alle Besucher bat, seinen Sohn anzurufen, und ihnen weinend einen schmutzigen Zettel mit der Telefonnummer hinhielt“. An anderer Stelle spricht Ernaux davon, dass ihr das Schreiben immer Angst mache, es sei eine ernste Sache: Es sei der „richtige Ort“, derjenige, an dem sie sich an ihre Erinnerung wende. Das sei nicht einmal ein sehr persönlicher Akt, sondern wie der Besuch eines Archivs, das sie besonders gut kenne. Dieses Archiv sei eine Fiktion, und zwar diejenige, in der man seine eigene Erinnerung durchgehen könne wie einen Karteikasten. Diese Fiktion sei notwendig, um die Erzählung in Gang bringen zu können. Ein einzelnes Foto diene als Fund aus diesem Archiv, ein beschreibungsbedürftiges, zu analysierendes und erträgliches Einzelstück. So ein Foto sei ein guter Anfang, etwas Konkretes, über das man etwas sagen könne. Mit einer Beschreibung gehe es los, so sei man nicht allein mit der leeren Seite, das Foto sei ja da.“

Annie Ernaux spricht für sich, von Hanna Engelmeier: [13]

Rezeption

Ernaux bei der Verleihung des Premio Strega Europeo 2016 für Les Années

Annie Ernaux gilt als „eine der prägendsten Stimmen der Französischen Gegenwartsliteratur“.[14] Sie wird im universitären Umfeld positiv rezipiert; ihr Werk ist Gegenstand zahlreicher wissenschaftlicher Arbeiten.[15][16] In der Literaturkritik wird ihr Werk vorwiegend positiv rezipiert, von einzelnen Stimmen hingegen als „Zurschaustellen des Elends“ oder „banale und unglaubliche Anmaßung“ beurteilt. Mémoire de fille wurde „ein Geruch nach Mottenkugeln“ attestiert, man habe „den Eindruck, dasselbe schon tausendmal“ von ihr gelesen zu haben.[17] Andere hingegen führen die große Popularität und die unmittelbare Verbundenheit zwischen Autorin und Leserschaft auf das große Talent von Ernaux zurück, die den schneidenden Stil ihrer ersten Romane zu einer klassischen Strenge weiterentwickelt habe.[18] Ihre trockene, minimalistische und kalt erscheinende écriture plate verberge vielleicht die Tränen: „cette froideur cache peut-être des larmes“[19] Nathalie Crom lobt Les Années als großes und schönes Buch, in welchem ihre Meisterschaft zur Blüte komme.[20] Ernaux erhalte seither außerordentliche Aufmerksamkeit durch Literaturkritik und Leserschaft; die Publikation von Les Années habe allgemeinen Beifall ausgelöst.[21] Das Buch wurde zum Bestseller.[22]

Nils Minkmar bewertete die im September 2017 veröffentlichte deutschsprachige Fassung von Les Années, Die Jahre, im "Spiegel" unter der Überschrift Ein weiblicher Proust als „Meisterwerk“. Ernaux habe „eine Klasse, die vielen ihrer männlichen Kollegen fehlt“.[23] Laut Ruth Fühner unternimmt Ernaux den weitgehend „großartig“ gelungenen Versuch, ihre „eigene Lebenszeit als Epoche“ darzustellen.[24] Im Deutschlandfunk Kultur kommentierte Peter Urban-Halle: „In unserer Zeit des autobiografischen Romans schreibt die Französin Annie Ernaux eine Anti-Autobiografie. Da sich für sie das Individuelle und das Kollektive gegenseitig beeinflussen, gibt es in ihrem einzigartigen Buch kein Ich.“ Die Schriftstellerin schreibe „sachlich“, „ohne Metaphern und ohne Beurteilungen“ aus soziologischer Perspektive, beeinflusst von Pierre Bourdieu und anhand von Fotos aus ihrem Leben.[25] Meike Feßmann bezeichnete in der Süddeutschen Zeitung Annie Ernaux als „herausragende Schriftstellerin“. Als Vorbilder für dieses „eigenständige“ Werk nennt Feßmann neben Marcel Proust und Virginia Woolf auch die Soziologen Michel Foucault und Pierre Bourdieu sowie Roland Barthes.[26] In der TAZ erschien eine Rezension von Klaus Bittermann Als die Leichen durch Paris schwammen. Der Titel bezieht sich auf das Massaker von Paris. „Nachkriegszeit, Algerienkrise, Mai ’68, Mitterrand, Frauenbewegung – Annie Ernaux hat ein ungewöhnliches Stück Gedächtnisliteratur geschrieben, in dem die persönliche Geschichte eine kollektive Geschichte erzählt. Keine klassische Autobiografie, weil, wie Annie Ernaux sagt: Man ist nicht allein.“ Bittermann konstatiert, es handele sich um ein „großes Buch“. Kritisch merkt er an, der hintere Teil der Erzählung sei teilweise banal, weil die Ereignisse keinen unmittelbaren Bezug mehr zu der Autorin hätten. Ab der Jahrtausendwende stellt er einen melancholischen Unterton und eine Distanz zu den Geschehnissen heraus.[27] Als Titel für seine Buchbesprechung wählte Tobias Schwartz im Tagesspiegel Etwas von der Zeit retten und zitiert damit einen Teil des letzten Satzes von Ernaux’ Werk. Er postuliert, man könne Ernaux eine Soziologin nennen. Gemeinsam mit dem Soziologen Didier Eribon, der sich ausdrücklich auf sie beziehe, trat sie im Rahmen der Frankfurter Buchmesse 2017 auf.[28] Ernaux sehe sich als „Ethnologin ihrer selbst“. Schwartz hebt hervor, der Text sei „experimentell“, „anspruchsvoll“, teilweise „gewagt“ und dennoch publikumswirksam.[29]

Das Literarische Quartett auf der Frankfurter Buchmesse hatte u. a. Annie Ernaux’ Werk Die Jahre zum Thema. Volker Weidermann, Christine Westermann und der Gast Johannes Willms sprachen sich für das Buch aus, Thea Dorn dagegen. Willms, der den Text vorstellte, nannte ihn eine „Soziografie“, eine Emanzipationsgeschichte als Frau und als Mädchen aus der Provinz, das in Paris eine Ausbildung als Lehrerin absolviert. Er empfahl die „spannende Lektüre“. Christine Westermann bezog den Text auf ihre eigene Kindheit und Jugend und bezeichnete ihn als Zeitreise in ihr eigenes Leben. Für Volker Weidermann ist Die Jahre bis 1989 ein „Aufbruchsbuch“, das ihn nach anfänglicher Irritation gepackt habe. Thea Dorn wandte sich scharf gegen die Verwendung des „man“ statt „ich“. Das „quasi soziologische“ statt literarische Buch sei politisch, links und poststrukturell. Sie monierte, ein Mädchen aus kleinen Verhältnissen in der Provinz dürfe nach Ernaux keine Subjektivität haben. Im Südwestfunk analysierte Michael Kuhlmann die Sprache der Autorin und wies auf die Leistung der Übersetzerin hin, durch die das Buch lesenswert sei.[30] Ein Interview von Beate Tröger mit Sonja Finck zu den Anforderungen an die Übersetzung erschien in der Wochenzeitung Der Freitag.[31] Laut Magnus Klaue gelingt Ernaux in Die Jahre, was Eribon in Rückkehr nach Reims nur versprochen habe: „die glückliche Allianz von Autobiographie und Historiographie.“[32] Christoph Vormweg zufolge handelt es sich um eine Provozierende Aufforderung zur Selbstbesinnung. Er zitiert Ernaux’ Intention, „etwas von der Zeit (zu) retten, in der man nie wieder sein wird.“[33]

Im Tagesspiegel rezensiert Gerrit Bartels die Erinnerung eines Mädchens unter dem Titel Begehrenswert ist das Begehren. ‘Bemerkenswert unerschrocken‘ schon im Jahr 1958[34]:

„Aufregend ist, wie Ernaux sich in ihrem Buch selbst umkreist, wie sie nach dem Wirklichkeitsgehalt des Erlebten, dem Erinnerten fragt, wie sie um den Erkenntniswert, um die Wahrheit ‚dieser Erzählung‘ ringt. Und dass sie weiß: deshalb ist ihre autobiografische Literatur etwas Besonderes, ist ihr Leben ein unerschöpfliches Stoffreservoir, weil sich das Schreiben, das Erlebte und das Erinnern nie gänzlich zur Deckung bringen lassen.“

Gerrit Bartels

In der Wiener Zeitung zitiert Shirin Sojitrawalla Ernaux zum Verhältnis von Ereignis und Erinnerung:

„Ich konstruiere keine Romanfigur. Ich dekonstruiere das Mädchen, das ich gewesen bin […] Den Abgrund erkunden zwischen der ungeheuren Wirklichkeit eines Geschehens in dem Moment, in dem es geschieht, und der merkwürdigen Unwirklichkeit, die dieses Geschehen Jahre später annimmt.“

Ernaux, Erinnerung eines Mädchens: [35]

Ernaux betrachtet ihr Werk im Zusammenhang von Literatur, Soziologie und Geschichte und „will in einem individuellen Gedächtnis das Gedächtnis des kollektiven Gedächtnisses finden und so die Geschichte mit Leben füllen.“[36] Sie beschreibt ihr Ich als fragmentarisch, nicht kontinuierlich, vom Zufall bestimmt. Traumatisierende Erlebnisse in Kindheit und Jugend wurden in der Familie verschwiegen und sind Ursache einer lebenslangen Scham.[37]

„"Ich werde ihre Stimme nie mehr hören. Sie, ihre Worte, ihre Hände, ihre Gesten, ihr Gang und ihre Art zu lachen waren es, die die Frau, die ich heute bin, mit dem Kind, das ich gewesen bin, verbunden haben. Ich habe die letzte Brücke zu der Welt, aus der ich stamme, verloren." Was für Sätze! Annie Ernaux schreibt sie in ihrem neuen Buch "Eine Frau", die Frau ist ihre Mutter, ... Sonja Finck hat es ins Deutsche übersetzt.“

ZEIT Magazin, November 2019

Speziell dem Verhältnis Ernaux zu Pierre Bourdieu widmet sich Franz Schultheis 2020:

„In Frankreich hatte Ernaux parallel zu Bourdieus "Die feinen Unterschiede" vor fast vier Jahrzehnten eine wahlverwandte und in vielerlei Hinsicht ergänzende literarische Sicht auf die französische Klassengesellschaft entwickelt. Es ist erstaunlich, wie spät man sie im deutschsprachigen Raum entdeckt hat […] In den 1980er Jahren, als Bourdieus und Ernaux' Gesellschaftsanalysen in Frankreich zum Standardrepertoire des intellektuellen Lebens gehörten, feierte die deutsche Mainstream-Soziologie das "Ende der Klassengesellschaft" und den Fahrstuhl nach oben für alle. Jetzt, fast 4 Jahrzehnte danach, scheint man sich angesichts wachsender gesellschaftlicher Ungleichheiten beim Zugang zu allen Formen an Lebens-Chancen zu besinnen und die Schwerkraft gesellschaftlicher Reproduktionen neu zu entdecken.“

Schultheis, Beilage zu jungle world, 31, 30. Juli 2020, S. 10-13

Im Oktober 2022 wurde Ernaux „für den Mut und die klinische Schärfe, mit der sie die Wurzeln, Entfremdungen und kollektiven Fesseln der persönlichen Erinnerung aufdeckt“, der Nobelpreis für Literatur zuerkannt.[38][39]

Werke

  • Les armoires vides. Gallimard, Paris 1974
  • Ce qu'ils disent ou rien. Gallimard, 1977
  • La femme gelée. Roman. Gallimard, 1981
  • La place. Gallimard, 1983
    • Übers. Barbara Scriba-Sethe:[40] Das bessere Leben. Erzählung. Fischer TB, Frankfurt 1988, ISBN 978-3-596-29249-3, wieder in: Moderne französische Prosa. Ernaux, Danièle Sallenave, Mireille Best, François Bon. Verlag Volk und Welt, Berlin 1988, ISBN 3-353-00350-9, S. 5–62. Mit Bio-bibliographischen Notizen. Weitere Texte: Ehegespräche, von Sallenave; Psalm für Frédérique, von Best; Limit von Bon; Übers. dieser Texte Eva Schewe, Gotthardt Schön, Christiane Baumann mit Gisela Lerch.
    • Neuübersetzung Sonja Finck: Der Platz. Suhrkamp, Berlin 2019 ISBN 978-3518-22509-7.[41][42]
  • Une Femme. Gallimard, Paris 1987
  • Passion simple. Gallimard, Paris 1991
    • Übers. Regina Maria Hartig: Eine vollkommene Leidenschaft. Die Geschichte einer erotischen Faszination. Goldmann, München 2004, ISBN 3-442-45364-X.
  • Journal du Dehors. Gallimard, 1993
  • La honte. Gallimard, 1997
  • Je ne suis pas sortie de ma nuit. Gallimard, 1997
  • L' événement. Gallimard, Paris 2000
  • Se perdre. Gallimard, 2001
  • L'Occupation. Gallimard, 2002
  • mit Marc Marie: L'Usage de la photo, textes d'après photographies, Gallimard, 2005
  • Les années. Gallimard, 2008
  • L' écriture comme un couteau. Stock, Paris 2011
  • Retour à Yvetot. Mauconduit, Paris 2013
  • Regarde les lumières, mon amour. Reihe: Raconter la vie. Seuil, Paris 2014
  • Mémoire de fille. Gallimard, Paris, 2016 ISBN 978-2-07-014597-3.[45]
    • Übers. Sonja Finck: Erinnerung eines Mädchens. Suhrkamp, Berlin 2018, ISBN 3-518-42792-X.[46]; wieder Büchergilde Gutenberg, 2019
  • Le jeune homme. Gallimard, Paris 2022, ISBN 978-2-07-298008-4.

Siehe auch

Literatur

  • Roswitha Böhm: Annie Ernaux. Von Glück und Entfremdung, in: Französische Literatur der Gegenwart. Ein Autorenlexikon. Hgg. Petra Metz, Dirk Naguschewski. C. H. Beck, München 2001, S. 86–89.
  • Hanna Engelmeier: Die Scham des Mädchens von 1958. taz, 17. November 2018, S. 16 (Rezension von Erinnerung eines Mächens. Fotografisches Porträt Ernaux' von Isolde Ohlbaum).
  • Marina Ortrud M. Hertrampf: „Photographische“ Familien(auto)biographien von Philippe Delerm und Annie Ernaux, in Grenzgänge. Beiträge zu einer modernen Romanistik, 27, 2007 ISSN 0944-8594 S. 72 – 88.
  • Eva Marlene Heubach: „Etre ethnologue de soi-même“. Realismus der Referenz und Annie Ernaux’ „Les Années“ (2008), in Frankreich. Jahrbuch für europäische Ethnologie, 6. Hg. Heidrun Alzheimer u. a. Görres-Gesellschaft. Schöningh, Paderborn 2011 ISSN 0171-9904, S. 69–91.
  • Wolfgang Höbel: Sexuelles Erwachen im Jahr 1958, in Literaturspiegel, 10, 2018 online (Abonnement erforderlich), 29. September 2018 (Rezension zu „Erinnerung...“, er vergleicht das Werk mit Patrick Modianos Schaffen)
  • Robert Kahn, Laurence Macé, Françoise Simonet-Tenant (Hrsg.): Annie Ernaux: l’intertextualité; mit Beiträgen von Michèle Bacholle-Bošković, Pierre-Louis Fort, Nathalie Froloff und 13 weiteren Autoren. Presses universitaires de Rouen et du Havre, Mont-Saint-Aignan 2015 ISBN 979-1-02-400464-8
  • Sandra Kegel: Ernaux setzt mit „Erinnerung eines Mädchens“ ihre literarischen Tiefenbohrungen in die Geschichte fort, FAZ, 6. Oktober 2018 Volltext
  • Eva Kimminich: Macht und Magie der Worte. Zur Funktion des Schreibens im Werk Annie Ernaux’. In: Wolfgang Asholt, Hg.: Intertextualität und Subversivität. Studien zur Romanliteratur der achtziger Jahre in Frankreich. Reihe: Siegen, Beiträge zur Literatur-, Sprach- und Medienwissenschaft, 120. Winter, Heidelberg 1994, S. 149–159.
  • Agnieszka Komorowska: Scham und Schrift. Strategien literarischer Subjektkonstitution bei Duras, Goldschmidt und Ernaux. Universitätsverlag Winter, Heidelberg 2017, zugleich Dissertation, Ruhr-Universität Bochum 2014, ISBN 978-3-8253-6397-0.
  • Heike Ina Kuhl: „Du mauvais goût“: Annie Ernauxs Bildungsaufstieg als literatur- und gesellschaftskritische Selbstzerstörung: eine Untersuchung ihres Werks mithilfe textlinguistischer, psychologischer und soziologischer Kriterien. Niemeyer, Tübingen 2001, ISBN 978-3-484-55035-3 Zugl. Diss. phil. Universität Freiburg im Breisgau 1997. Reprint de Gruyter, Berlin 2016, ISBN 978-3-11-091025-4.
  • Siobhán McIlvanney: Annie Ernaux. The return to origins. Liverpool University Press, Liverpool 2001, ISBN 0-85323-537-6 (englisch).
  • Cornelia Pechota: Verleiblichung bei Peter Stamm und Annie Ernaux in 'Nacht ist der Tag' und 'Erinnerung eines Mädchens'. Peter Lang, Bern 2020, ISBN 978-3-0343-4042-7.
  • Le vrai lieu. Interview mit Michelle Porte. Gallimard, Paris 2014, ISBN 978-2-07-014596-6 (französisch).
  • Iris Radisch: Annie Ernaux: „Ich fühle mich schuldig“. In: zeit.de]. 15. Oktober 2018, abgerufen am 16. November 2018 (Annie Ernaux ist in Frankreich eine literarische Legende, hierzulande werden ihre Romane über ihre Herkunft aus dem Arbeitermilieu gerade erst entdeckt.).
  • Iris Radisch: Gelbwesten: Im Auge des Zyklons. In: Die Zeit. 7. Dezember 2018, abgerufen am 13. Dezember 2018.
  • Alex Rühle: Welt ohne Ich. Zu Besuch bei der Schriftstellerin Annie Ernaux. SZ, 29. September 2018, Feuilleton, S. 20 (zugleich ausführl. Präsentation von „Erinnerung eines Mädchens“)
  • Karen Struve: „Les artistes de l’intime“: erotische Körper im Spannungsfeld zwischen Intimität und Öffentlichkeit bei Christine Angot, Catherine Millet und Annie Ernaux. Lit, Münster 2005, ISBN 3-8258-8958-0 Zugl. Diss. phil. Universität Bremen. Prix Germaine de Staël 2008
  • Friedrich Wolfzettel: Emanzipation und Selbstentfremdung durch Lesen. Die autobiographischen Romane von Annie Ernaux. in: Angelica Rieger, Jean-François Tonard: La lecture au féminin. La lectrice dans la littérature française du moyen âge au XXe siècle – Lesende Frauen. Zur Kulturgeschichte der Leserin in der französischen Literatur von den Anfängen bis zum 20. Jahrhundert. Wissenschaftliche Buchgesellschaft, Darmstadt 1999, S. 249–266.

Weblinks

Commons: Annie Ernaux - Weitere Bilder oder Audiodateien zum Thema

Einzelnachweise

  1. 1,0 1,1 Annie Ernaux, Internationales Biographisches Archiv 01/2019 vom 1. Januar 2019 (mf), ergänzt um Nachrichten durch MA-Journal bis KW 28/2022, im Munzinger-Archiv (Artikelanfang frei abrufbar) (abgerufen am 6. Oktober 2022 via Munzinger Online).
  2. 2,0 2,1 Eva Kimminich: Annie Ernaux. In: Kritisches Lexikon zur fremdsprachigen Gegenwartsliteratur (abgerufen am 6. Oktober 2022 via Munzinger Online).
  3.  Héloïse Kolebka: Annie Ernaux : „Je ne suis qu’histoire“ (= L’Histoire). 2008, ISSN 0182-2411 (http://www.histoire.presse.fr/actualite/portraits/annie-ernaux-je-ne-suis-qu-histoire-01-06-2008-5928).
  4. Interview mit Annie Ernaux. Centre Gallimard de l’enseignement, abgerufen am 16. Oktober 2017.
  5. Annie Ernaux’ Super 8 – Tagebücher. In: arte.tv, 13. September 2022 (abgerufen am 6. Oktober 2022).
  6. Annie Ernaux : prix de la langue française. Etat-critique.com, archiviert vom Original; abgerufen am 16. Oktober 2017.
  7. Bernard Desportes: Annie Ernaux et l’autre fille. Bibliobs, 7. März 2011, abgerufen am 16. Oktober 2017.
  8. Les armoires vides; La honte; L'événement; La femme gelée; La place; Hôtel Casanova, Histoires, Retours; Journal du dehors; Littérature et politique; Une femme; Cesare Pavese, Images, questions d'URSS; Je ne suis pas sortie de ma nuit; Passion simple; Leipzig, passage, De l autre côté du siècle; Se perdre; L'occupation; Le chagrin, L'homme de la poste à C., La fête; Les années. Mit 100 Seiten Fotos und Auszügen aus Journal intime, bis dato nicht publiziert.
  9. Fiche de l’ouvrage Mémoire de fille, Gallimard.
  10. "Mémoire de fille" d’Annie Ernaux, récit de l’été douloureux de ses 18 ans. Radio Télévision Suisse, 1. Juni 2016, abgerufen am 18. Oktober 2017.
  11. Erinnerung eines Mädchens, Suhrkamp 2018, S. 17. Übers. Sonja Finck
  12. Im Auge des Zyklons. Ein Gespräch mit Annie Ernaux über den Aufstand der Gelbwesten und den tiefen Graben zwischen französischer Provinz und Großstadt. Für die renommierte Schriftstellerin steht fest: Paris erlebt gerade eine Revolution des Volkes. In: Die Zeit, 6. Dezember 2018, S. 45. „Es gibt eine privilegierte Klasse, die in den Großstädten lebt. Sie beherrscht die Kultur, die Medien, die Kommunikationsmittel, die Grandes écoles und so weiter. Und es gibt eine Mittelklasse in den kleinen Städten, die keine Hoffnung mehr hat.“ (Ebenda)
  13. Texte zur Kunst, 4. September 2019. Das Zitat aus dem Altersheim in Die Jahre, S. 255. Engelmeier arbeitet am Kulturwissenschaftlichen Institut Essen.
  14. Annie Ernaux: Ein Werk am Puls der Zeit. Universität Freiburg, abgerufen am 18. Oktober 2017.
  15. Annie Ernaux: Documentation critique. Auteurs contemporains: Discours critique sur les œuvres de littérature contemporaine, abgerufen am 18. Oktober 2017.
  16. Grégoire Leménager: Annie Ernaux: „Je voulais venger ma race“. L’Obs, 15. Dezember 2011, abgerufen am 18. Oktober 2017.
  17. Marianne Grosjean: «Mémoire de fille» d’Annie Ernaux sent la naphtaline. Tribune de Genève, 15. April 2016, abgerufen am 18. Oktober 2017.
  18. Marie-France Savéan: La Place et Une femme d’Annie Ernaux. Gallimard, abgerufen am 18. Oktober 2017.
  19. Marie-France SAVEAN: La Place et Une Femme d’Annie Ernaux. Paris, Gallimard, 1994, S. 192. Zitiert nach Lucie Chytilová: «L’écriture plate» dans les œuvres La Place, Une Femme et La Honte d’Annie Ernaux. Brno 2011, S. 6
  20. Nathalie Crom: Les Années, Annie Ernaux. Telerama, 4. Februar 2008, abgerufen am 18. Oktober 2017.
  21. Sergio Villani: Éditorial. In: LittéRéalité, 2008.
  22. Tobias Schwartz: „Die Jahre“ von Annie Ernaux. Etwas von der Zeit retten. In: Der Tagesspiegel online, 17. Oktober 2017.
  23. Nils Minkmar: Weiblicher Proust. Spiegel Online, 26. August 2017, abgerufen am 18. Oktober 2017.
  24. Ruth Fühner: Annie Ernaux: Buchtipp. „Die Jahre“ (Memento vom 17. Dezember 2017 im Internet Archive). Hessischer Rundfunk 2 Kultur, 12. September 2017, ausgestrahlt am 13. September 8.30 Uhr
  25. Peter Urban-Halle: Annie Ernaux: „Die Jahre.“ Erinnerungen ohne Ich-Erzähler. Deutschlandfunk Kultur, 10. Oktober 2017. Buchkritik zum Hören und Lesen.
  26. Meike Feßmann: Französische Literatur. Ich und das Mittagessen. Süddeutsche Zeitung online, 11. Oktober 2017.
  27. Klaus Bittermann:Als die Leichen durch Paris schwammen. Die Tageszeitung online, 10. Oktober 2017.
  28. Suhrkamp: Annie Erneaux und Didier Eribon im Gespräch auf der Frankfurter Buchmesse, Evangelische Akademie Frankfurt, 12. Oktober 2017.
  29. Tobias Schwartz: „Die Jahre“ von Annie Ernaux. Etwas von der Zeit retten. Der Tagesspiegel online, 17. Oktober 2017.
  30. Michael Kuhlmann: Rezension Die Jahre als Audiodatei. SWR2, Reihe Lesenswert, 13. November 2017, das Manuskript kann beim Sender eingesehen werden.
  31. Beate Tröger: „Vom Tod her denken.“ Wir haben mit der deutschen Übersetzerin gesprochen. Der Freitag, 16. November 2017, S. 17
  32. Magnus Klaue: Unbewegte Bilder. In: Dschungel. Beilage zur Jungle World, Nr. 51–52, 21. Dezember 2017, S. 10 f, online, 2. Januar 2018
  33. Christoph Vormweg: Annie Ernaux: „Die Jahre.“ Provozierende Aufforderung zur Selbstbesinnung. Deutschlandfunk, Audio und Print, 15. Januar 2018
  34. Tagesspiegel, 20. November 2018
  35. Annie Ernaux als Ethnologin ihrer selbst: Lebensklug, poetisch, 26. Januar 2019
  36. Annie Ernaux: Die Jahre S. 252
  37. Interview von Anne-Catherine Simon mit Annie Ernaux: „Das tote Kind war das schlimmste Tabu“. In: Die Presse, 4. Januar 2018, S. 19
  38. The Nobel Prize in Literature 2022. In: nobelprize.org, 6. Oktober 2022 (abgerufen am 6. Oktober 2022).
  39. Annie Ernaux erhält den Nobelpreis für Literatur. Der Spiegel, 6. Oktober 2022, abgerufen am 6. Oktober 2022.
  40. Lebensdaten: 20. März 1939 - 5. März 2015
  41. ausgezeichnet mit dem Eugen-Helmlé-Preis 2019, auch für ihre bis dahin drei Neu-Übersetzungen Ernaux' 2017 – 2019; "Der Platz": Die ersten Seiten bei google books.
  42. vgl. Wiener Zeitung: Trotz allem glücklich von Andreas Wirthensohn, 9. März 2019: Suhrkamp (und der wunderbaren Übersetzerin Sonja Finck) sei Dank dafür, dass wir diese großartige Schriftstellerin jetzt auch auf Deutsch wirklich entdecken können.
  43. Ernaux bei ihrer Übersetzerin Sonja Finck, Mitglied des VdÜ, 2017.
  44. Auszug in Den gegenwärtigen Zustand der Dinge festhalten. Zeitgenössische Literatur aus Frankreich. die horen, 62, 267, Herbst 2017
  45. Annie Ernaux im Interview mit Sandrine Blanchard: Annie Ernaux : «Je ne pensais qu’à désobéir.» Annie Ernaux vient de publier «Mémoire de fille», un livre bouleversant sur deux années cruciales de sa jeunesse., Le Monde, 3. April 2016, auch online
  46. Die ersten Seiten des Buchs bei google books
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