al-Andalus

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al-Andalus um 910

al-Andalus (arab. الأندلس‎, mazirisch ⴰⵏⴷⴰⵍⵓⵙ Andalus) ist der arabische Name für die zwischen 711 und 1492 muslimisch beherrschten Teile der Iberischen Halbinsel.[1] Die Etymologie des Wortes „al-Andalus“ ist umstritten. Als Name für die Iberische Halbinsel oder deren muslimisch beherrschten Teil ist das Wort zuerst belegt durch Münzinschriften der muslimischen Eroberer um 715.[2][3] Vertreter der traditionellen Theorie leiten den Namen von der Bezeichnung der Vandalen ab, des germanischen Stammes, der in Iberien von 409 bis 429 ein kurzlebiges Reich errichtete. Allerdings gibt es hierfür keine Quellenbelege, und es erscheint wenig glaubhaft, dass sich der Name über fast drei Jahrhunderte bis zur Ankunft der Araber 711 erhalten haben soll.

Geschichte

Staatsrechtlich war al-Andalus nacheinander eine von Kalif Al-Walid I. begründete Provinz des Kalifats der Umayyaden (711–750) bzw. der Abbasiden (750–756), das Emirat von Córdoba (756–929), das Kalifat von Córdoba (929–1031), eine Gruppe von „Taifa“-(Nachfolger-)Königreichen und eine Provinz in den Reichen der nordafrikanischen Berber-Dynastien der Almoraviden und dann der Almohaden; schließlich zerfiel es wiederum in Taifa-Königreiche. Während langer Perioden, vor allem zur Zeit des Kalifats von Córdoba, war al-Andalus ein Zentrum der Gelehrsamkeit. Córdoba wurde ein führendes kulturelles und wirtschaftliches Zentrum sowohl des Mittelmeerraums als auch der islamischen Welt.

Schon ab dem frühen 8. Jahrhundert stand al-Andalus in Konflikt mit den christlichen Königreichen im Norden, die ihr Herrschaftsgebiet im Rahmen der Reconquista militärisch ausweiteten. 1085 eroberte Alfons VI. von Kastilien Toledo, womit ein allmählicher Abstieg von al-Andalus einsetzte. Schließlich blieb nach dem Fall von Córdoba 1236 das Emirat von Granada als letztes muslimisch beherrschtes Gebiet im heutigen Spanien übrig. Die portugiesische Reconquista endete mit der Eroberung der Algarve durch Alfons III. 1249/1250. Granada wurde 1238 tributpflichtig an das von Ferdinand III. regierte Königreich Kastilien. Schließlich übergab der letzte Emir Muhammad XII. am 2. Januar 1492 Granada an Ferdinand II. von Aragonien und Isabella von Kastilien, Los Reyes Católicos (die „Katholischen Könige“), womit die muslimische Herrschaft auf der Iberischen Halbinsel ihr Ende fand.

Siehe auch

Literatur

Weblinks

 Wiktionary: Al-Andalus – Bedeutungserklärungen, Wortherkunft, Synonyme, Übersetzungen
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Einzelnachweise

  1. Andalus, al-. In: John L. Esposito (Hrsg.): Oxford Dictionary of Islam. Oxford University Press. 2003. Oxford Reference Online. Zugriff: 12. Juni 2006.
  2. Die Unsicherheit der Datierung ergibt sich daraus, dass die Münzen zweisprachig in Latein und Arabisch beschriftet sind und das angegebene Jahr der Prägung in den beiden Sprachen differiert. Der älteste Beleg für diesen arabischen Namen ist eine Dinar-Münze, die im Archäologischen Museum von Madrid aufbewahrt wird. Die Münze trägt auf der einen Seite „al-Andalus“ in arabischer Schrift und auf der Kehrseite das iberisch-lateinische „Span“. Heinz Halm: Al-Andalus und Gothica Sors. In: Der Islam. Nr. 66, 1989, S. 252–263, doi:10.1515/islm.1989.66.2.252.
  3. Georg Bossong: Der Name Al-Andalus: Neue Überlegungen zu einem alten Problem. In: David Restle, Dietmar Zaefferer (Hrsg.): Sounds and systems: studies in structure and change. A festschrift for Theo Vennemann. Mouton de Gruyter, Berlin 2002, S. 149–164. (online, PDF, 1 MB)
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